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S-Bahn Hamburg: Neubau des S-Bahnhofs Ottensen und Ersatzbeschaffungen

Mittwoch, 30.11.2016

Immer mehr Menschen in Hamburg fahren mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, die Fahrgastzahlen im Hamburger Verkehrsverbund (HVV) steigen jährlich. Diese Entwicklung ist erfreulich, bedeutet allerdings auch, dass sich das Angebot des HVV stetig anpassen muss.

Geplant ist, auf den Linien S1 und S11 eine neue S-Bahn-Station Ottensen zwischen den Bahnhöfen Altona und Bahrenfeld zu bauen. Gemäß den Planungen der Deutschen Bahn AG soll der 140 Meter lange Mittelbahnsteig der neuen S-Bahn-Station Ottensen lediglich ein 28 Meter langes Dach erhalten. Damit wären nur 20 Prozent des Bahnsteigs überdacht. Bei anderen Neubauvorhaben gelten dagegen großzügigere Maßstäbe: Die neue U-Bahn-Haltestelle Oldenfelde wird zu 68 Prozent überdacht (85 Meter Dach über 125 Meter Bahnsteig, „gemäß den aktuellen Vorschriften“), die neue U-Bahn-Haltestelle Elbbrücken erhält sogar eine Komplettüberdachung, die neue S-Bahn-Haltestelle immerhin eine Überdachung von 42 Prozent des Bahnsteigs (88 Meter Dach über 210 Meter Bahnsteig). Das Bahnsteigdach der neuen S-Bahn-Station Ottensen sollte deshalb wenigstens die Hälfte des Bahnsteigs umfassen.

Diese Auffassung vertreten auch Behörden der Freien und Hansestadt Hamburg. In einem Schreiben vom 8. März 2016 an die DB Station&Service AG kritisierte die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation das Dach als viel zu kurz und unangemessen. „Der entsprechende Standard der benachbarten Haltestellen ist deutlich höher. Es wird dringend empfohlen, eine Bahnsteigüberdachung von 50 Prozent der Bahnsteiglänge vorzusehen“, heißt es in dem Schreiben wörtlich. Das Bezirksamt Altona hat in einem ähnlichen Schreiben sogar eine Komplettüberdachung gefordert.

Angesichts der Förderkriterien des Bundes (für das Vorhaben sollen größtenteils LuFV-Mittel eingesetzt werden), müssen die Zusatzkosten für ein längeres Dach von der Freien und Hansestadt Hamburg getragen werden. Bei einer Überdachung des halben Bahnsteigs sollen sich die Zusatzkosten auf ca. 220.000 Euro belaufen (reine Baukosten, Preisstand 2013), hinzukommen dann noch Preissteigerungen bis 2019, zusätzliche Planungskosten, Betriebskosten und die Berücksichtigung der Kostenvarianz. Hierfür können Regionalisierungsmittel des Bundes eingesetzt werden. Deren kürzlich mit dem Bund vereinbarte Erhöhung eröffnet Hamburg auch den Spielraum dazu. Im laufenden Planfeststellungsverfahren kann ein längeres Bahnsteigdach noch berücksichtigt werden.

Darüber hinaus werden spätestens mit dem Fahrplanwechsel im Dezember 2018 bei der S-Bahn 60 neue Fahrzeuge der Baureihe 490 eingesetzt. Diese ersetzen die 52 alten Fahrzeuge der Baureihe 472, 8 zusätzliche Fahrzeuge dienen der Stabilisierung und Ausweitung des heutigen Angebotes (S2 komplett mit Vollzügen, Ausweitung Langzugeinsatz bei der S3 zwischen Neugraben und Elbgaustraße in der Hauptverkehrszeit, Erhöhung der Reserve). Um das Angebot zu erweitern (S11 komplett mit Vollzu?gen, S3 zwischen Neugraben und Elbgaustraße in der Hauptverkehrszeit komplett mit Langzu?gen) und die Reserve weiter zu erhöhen, werden weitere 12 Fahrzeuge der Baureihe 490 bestellt, die bis zum Fahrplanwechsel Ende 2019 verfügbar sein sollen. Der Verkehrsvertrag sieht vor, dass parallel zur Auslieferung der neuen Fahrzeuge die alten ausrangiert werden (Drs. 20/7548, 21/6615). Die mit der Beschaffung der 20 zusätzlichen Fahrzeuge verbundene Angebotsausweitung und Stabilisierung des Betriebs kann daher erst realisiert werden, sobald die letzten 20 der 72 neuen Fahrzeuge ausgeliefert wurden. Dies gilt entsprechend auch für eventuelle weitere zusätzliche Fahrzeugbestellungen.

Die Auslieferung aller neuen Triebfahrzeuge wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Doch schon heute sind einige Linienabschnitte der S-Bahn nahezu überlastet. Insbesondere auf der Strecke zwischen Harburg und Hauptbahnhof ist es in der Hauptverkehrszeit in den Zügen sehr voll. Es wäre daher zu prüfen, alte Triebfahrzeuge vorerst nicht auszurangieren, sondern bis zur vollständigen Auslieferung der zusätzlichen neuen Fahrzeuge weiter fahren zu lassen, um notwendige Angebotsverbesserungen und -stabilisierungen auch schon vor 2018/2019 umsetzen zu können.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. auf die DB Station&Service AG dahingehend einzuwirken, dass für die neue S-Bahn-Station Ottensen wenigstens eine Überdachung der Hälfte des Bahnsteigs vorgesehen wird, und

2. seitens der Freien und Hansestadt Hamburg die Zusatzkosten hierfür zu übernehmen und aus Regionalisierungsmitteln des Bundes zu finanzieren, sowie

3. zu prüfen, ob S-Bahn-Fahrzeuge der Baureihe 472 bis zur vollständigen Auslieferung der zusätzlichen Neubau-Fahrzeuge weiter betrieben werden können, um auf bestehende Engpässe schon während der Auslieferung der neuen Fahrzeuge reagieren zu können.

 

sowie
  • Martin Bill
  • Mareike Engels
  • René Gögge
  • Ulrike Sparr
  • Dr. Anjes Tjarks (GRÜNE) und Fraktion