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Vielfalt in den Hamburger Lehrerzimmern

Mittwoch, 13.12.2017

Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das sieht man auch in den Kitas und Schulen. Deutschlandweit stammen 37 Prozent der Erstklässler aus einer Einwandererfamilie, von den Lehrern sind es nur sechs Prozent. Das ist nicht viel angesichts der Tatsache, dass sich die Bundesländer bereits 2007 im Nationalen Integrationsplan verpflichtet haben, die Zahl der Lehrer mit Migrationshintergrund beträchtlich zu steigern.

Auch in Hamburg bilden die Klassenzimmer die Realität der multikulturellen Gesellschaft ab. Im Februar 2017 gab die Schulbehörde in ihrer Schuljahresstatistik u. a. bekannt, dass der Anteil unter den Schülern mit Zuwanderungsgeschichte 45,9 Prozent beträgt. Dabei sind entweder die Kinder und Jugendlichen selbst oder mindestens ein Elternteil im Ausland geboren. Hamburg liegt damit mit den anderen Stadtstaaten Bremen und Berlin weit vor allen anderen Bundesländern

Bei den Lehrkräften dagegen ist die Interkulturalität trotz großer Anstrengungen noch nicht im selben Maße angekommen. Die Lehrerzimmer müssen in ihrer Zusammensetzung so vielfältig wie die Klassen werden, die sie unterrichten. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat deshalb ein großes Interesse daran, junge Menschen mit Migrationshintergrund für ein Lehramtsstudium zu gewinnen, weil sie eine Chance für die interkulturelle Öffnung der Schulen und als Lehrer ein Vorbild für die Schulkinder mit Migrationshintergrund sind.

In den letzten Jahren hat Hamburg erkennbar Fortschritte in den Bemühungen gemacht, Abiturientinnen und Abiturienten mit Zuwanderungsgeschichte für das Lehrerstudium zu gewinnen, was sich inzwischen auch bei den Referendarinnen und Referendaren widerspiegelt.

Abgesehen davon muss der Teil der Lehrerschaft ohne Migrationshintergrund dabei unterstützt werden, mit einer immer heterogeneren Schülerschaft umzugehen, für die Deutsch häufig die Zweitsprache ist. Interkulturalität ist heutzutage eine Schlüsselkompetenz und muss deshalb bei allen Lehrkräften gefördert werden.

Ich frage den Senat:

1. Wie werden Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund in der Phase der Berufsorientierung von der Stadt Hamburg angesprochen, um sie für das Lehramtsstudium zu interessieren?

2. Welche weiteren Informationsveranstaltungen und -aktivitäten von Stiftungen oder Ähnlichem gibt es, um über das Lehramtsstudium zu informieren?

3. Werden auch die Eltern diese Berufsmöglichkeit für ihre Kinder angesprochen? Wenn ja, in welcher Form?

4. Gibt es Stipendien für Lehramtsstudentinnen und -studenten mit Migrationshintergrund?

5. Wie wird die Befassung mit dem Thema Interkulturalität an der Universität Hamburg für alle Lehramtsstudentinnen und -studenten sichergestellt? Ist die Befassung mit dem Thema Interkulturalität im Studium verpflichtend?

6. Wie hoch ist der Anteil an Referendarinnen und Referendaren mit Migrationshintergrund in den letzten fünf Jahren? Bitte nach Geschlecht aufschlüsseln.

7. Inwiefern und in welchem Umfang werden wichtige Lehramtsnachwuchsgruppen wie

a) Referendare/-innen im Rahmen ihrer Ausbildung interkulturell geschult?

b) Junglehrkräfte im Rahmen der Berufseingangsphase interkulturell geschult?

8. An welchen Schulformen unterrichten Referendarinnen und Referendare mit Migrationshintergrund?

9. Inwiefern und in welchem Umfang werden wichtige Multiplikatoren wie Funktionsträger, Beratungs(lehr)kräfte, Sprachlern- und Förderkoordinatoren sowie ReBBZ- und LI-Mitarbeiter/-innen interkulturell fortgebildet?

10. Mit wie vielen Stellen ist die Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung ausgestattet, wie viele Stellen davon sind Lehrerfortbildner-Stellen? Inwiefern ist ihre Finanzierung in den nächsten Jahren gesichert?

11. Mit wie vielen Stellen ist das Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“ ausgestattet? Inwiefern ist seine Finanzierung in den nächsten Jahren gesichert?

12. Wie viele Lehrkräfte und Referendare engagieren sich im Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte“?

13. Welche weiteren Maßnahmen unternimmt der Senat, um Menschen mit Migrationshintergrund, zum Beispiel auch als Quereinsteiger, für den Lehrerberuf zu interessieren?

 

  • Kazim Abaci (Fachsprecher:in Migration, Integration und Geflüchtete)