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Sechs-Punkte-Plan – Hamburger S-Bahn zuverlässiger und flexibler machen

Donnerstag, 23.02.2017

In der jüngsten Zeit ist es wiederholt zu Störungen im S-Bahn-Betrieb gekommen. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Mit einem Maßnahmen-Plan soll die S-Bahn in künftig weniger störanfällig und flexibler werden. In der Antwort auf eine Kleine Anfrage der beiden Bürgerschaftsabgeordneten Ole Thorben Buschhüter (SPD) und Martin Bill (Grüne) nennt der Senat eine Prioritätenliste mit insgesamt sechs Vorhaben. Diese wurden bereits 2015 im Zusammenhang mit dem Mobilitätskonzept für die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 entwickelt. Nach der Absage der Hamburger Bewerbung wurde dieser Plan aber weiterverfolgt, da sich damit der reguläre S-Bahn-Betrieb verbessern lässt. Angesichts der wiederholten Störungen bei der S-Bahn Hamburg in den letzten Wochen wird sich auf Antrag von SPD und Grünen auch der Verkehrsausschuss der Bürgerschaft voraussichtlich in seiner nächsten Sitzung mit dem Thema befassen.

 

Dazu Ole Thorben Buschhüter, Verkehrsexperte der SPD-Bürgerschaftsfraktion: "Die S-Bahn-Infrastruktur muss weniger störanfällig und – wenn es doch einmal zu Problemen kommt – flexibler werden. Dafür dienen die entwickelten Maßnahmen. Sie müssen jetzt gemäß der Prioritätenliste zügig von der Bahn in Angriff genommen werden. Die Probleme der letzten Wochen zeigen, wie wichtig es ist, auch im Störungsfall schnell reagieren zu können, ohne dass zum Beispiel gleich ganze Linien ersatzlos gestrichen werden. Wenn die verfügbaren Mittel des Bundes zum zeitlichen Hemmschuh werden, sollten Möglichkeiten einer Vorfinanzierung geprüft werden."

 

Dazu Martin Bill, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen Bürgerschaftsfraktion: "Die Kunden erwarten zurecht komfortable Züge und zuverlässige Verbindungen. Damit die S-Bahn in Zukunft noch mehr Fahrgäste transportieren kann, müssen wir sowohl in neue Fahrzeuge, aber eben auch in die Infrastruktur investieren. Unser besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Strecke Harburg-Rathaus nach Hamburg-Hauptbahnhof, die heute schon stark belastet ist. Hier wollen wir das Angebot so schnell wie möglich ausbauen. Zusätzliche Fahrzeuge sind bereits bestellt, nun wollen wir die Streckentechnik zügig auf den neusten Stand bringen. Die Fahrgastzahlen im HVV steigen jährlich; das freut uns und unser Ziel ist es, den Öffentlichen Nahverkehr weiter auszubauen und noch attraktiver zu machen."

 

Hintergrund

 

Die sechs Punkte umfassen:

 

1. Umbau der Stromspeiseanlage im Knoten Hauptbahnhof inklusive Verbesserung der Wendemöglichkeiten S-Bahn Sternschanze (Dammtor), Ziel: bei einer Vollsperrung des Hauptbahnhofes inklusive Abschaltung der Gleichstromversorgung Zugfahrten „stadtauswärts“ auf allen Gleisen der benachbarten Stationen (Berliner Tor, Hammerbrook, Stadthausbrücke und Dammtor) beginnen und enden zu lassen.

2. Neuordnung Weichentrapeze zwischen Rothenburgsort und Bergedorf, Ziel: Dadurch kann im Fall von planmäßigen Bauarbeiten und außerplanmäßigen Betriebsstörungen auf der Strecke zwischen Berliner Tor und Bergedorf ein heute nicht umsetzbarer 20-Minuten-Takt über ein Gleis gefahren werden. 3. Neue Weichentrapeze und Signale zwischen Harburg Rathaus und Hammerbrook inklusive Optimierung S-Bahn-Signalsystem Harburg – Harburg-Rathaus, Ziel: Zusätzliche Signale zwischen Harburg Rathaus und Veddel sowie zusätzliche Weichentrapeze können den Fahrbetrieb dort erheblich vereinfachen.

4. Sicherung der Bahnbetriebsanlagen durch Einzäunung kritischer Bereiche des S-Bahn-Netzes, Ziel: Betriebsstörungen („Personen im Gleis“) vermeiden.

5. Bahnsteige verlängern (S1 Hauptbahnhof – Barmbek), Ziel: Schaffung einer Wendemöglichkeit für S3-Langzüge im Störungsfall auf dem Harburger Ast. Zurzeit wird bei Bedarf in Hasselbrook gewendet, im Zuge des S4-Baus fällt diese Wendemöglichkeit weg, stattdessen muss dann in Barmbek gewendet werden.

6. Kapazitätserhöhung Altona durch direkte Nordeinfahrt/-ausfahrt aus der Abstellanlage Richtung Holstenstraße (Maßnahme erst nach Inbetriebnahme des neuen Fernbahnhofes in Altona (Nord) umsetzbar). Ziel: Eine Nordeinfahrt in die Abstellgruppe Altona könnte die Reduzierung des Fahrzeugbestandes im Kernnetz im Störungsfall ermöglichen und dadurch die Pünktlichkeit erhöhen.

 

Die Maßnahmen sollen mit Mitteln des Bundesschienenwegeausbaugesetzes (§ 8 Abs. 2) finanziert werden. Hierzu fand bereits im April 2016 ein Gespräch zwischen der DB AG und der Stadt Hamburg statt. Danach entstand unter Leitung des HVV die Prioritätenliste, die im Oktober 2016 vorgestellt wurde. Im nächsten Schritt werden voraussichtlich im Frühjahr 2017 der Bund und die DB über die Finanzierung der Maßnahmen beraten.