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Weiterentwicklung und Erweiterung des Hauptbahnhofs

Freitag, 23.11.2018

Der Hamburger Hauptbahnhof blickt auf eine bald 112-jährige Geschichte zurück. Bei seiner feierlichen Eröffnung im Dezember 1906 war Kaiser Wilhelm II anwesend. Im ersten Jahr seiner Existenz fuhren täglich 218 Züge ein und aus.

Seitdem hat sich unser Hauptbahnhof zum wichtigsten und größten Bahnhof in Norddeutschland entwickelt. Auf seinen 14 Gleisen verkehren heute täglich über 800 Züge des Fern- und Nahverkehrs und rund 1.200 S-Bahnen. Tag für Tag nutzen weit mehr als 500.000 Besucherinnen und Besucher den Hamburger Hauptbahnhof. Damit ist er der meistfrequentierte Bahnhof Deutschlands. Europaweit hat er sogar neben dem Pariser Bahnhof Gare du Nord die höchste Frequenz. Zum Vergleich: Den Berliner Hauptbahnhof nutzen nur etwa 250.000 Menschen.

Die wachsenden Fahrgastzahlen im Schienenpersonenverkehr sind zunächst einmal eine erfreuliche Entwicklung. Denn die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene steht im Interesse des Klimaschutzes und der guten Bewältigung der Verkehrsströme in der Metropolregion Hamburg.

Der Alltag am Hauptbahnhof zeigt aber auch, dass der Bahnhof an seine Kapazitätsgren-zen stößt. Vor allem zu den Hauptverkehrszeiten sind die Fußgänger- und Fahrgastbereiche überfüllt.

SPD und GRÜNE haben sich die Erhöhung der Kapazität des Hamburger Hauptbahnhofs zum Ziel gesetzt. Der Verkehrsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft befasst sich deshalb seit 2016 intensiv mit dem Thema. Dabei hat sich gezeigt, dass eine langfristig tragfähige Erhöhung der Kapazitäten auf den Gleisen und in den Fußgänger- und Fahrgastbereichen ein komplexes Unterfangen ist, das auch wegen diverser Sanierungsbedarfe und Planungen im Umfeld (Altmannbrücken, Bau der U5) viele zusätzliche Herausforderungen in sich birgt.

Zahlreiche aufwendige Untersuchungen – von der Personenverkehrsstromanalyse durch die Deutsche Bahn (DB AG) über eine Verkehrsuntersuchung zum Umfeld des Hauptbahnhofs der Stadt Hamburg bis hin zu einer Machbarkeitsstudie im Auftrag der DB AG – wurden in den letzten beiden Jahren durchgeführt um zu analysieren, welche Erweiterungen unter welchen Rahmenbedingungen möglich sind.

Umso mehr ist zu begrüßen, dass die Planungen nun gleich in mehrfacher Hinsicht voranschreiten: Die geplante S4-Ost von Hamburg nach Bad Oldesloe stieg gerade in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 auf, ebenso die S4-West Richtung Elmshorn. Das bedeutet, dass der Bund einen wesentlichen Teil zur Finanzierung beitragen wird. Die S4-Ost wird vielen tausenden Pendlerinnen und Pendlern zugutekommen und auch den Hauptbahnhof entlasten, indem sie die noch freien Kapazitäten auf den vier S-Bahn-Gleisen im Hauptbahnhof nutzt und die 52 Zugpaare der heutigen RB81 ersetzt, die bislang die Strecke nach Bad Oldesloe bedienen. Ein ähnlicher Effekt ist von der S4-West zu erwarten, die die RB71 ersetzen soll. Mit dem Bau der S4-Ost, für die die Planung weit fortgeschritten ist, kann nun voraussichtlich 2020 begonnen werden. Auch der nun im Bundesverkehrswegeplan 2030 vorgesehene zusätzliche Bahnsteig an Gleis 9 auf dem Planum des heutigen Durchfahrgleises 10 wird für Entlastung sorgen.

Darüber hinaus stellten der Erste Bürgermeister Tschentscher und der Deutsche-Bahn-Infrastrukturvorstand Pofalla kürzlich die Weiterentwicklung der Pläne für die Erweiterung des Hauptbahnhofs vor: Die Pläne sehen vor, zusätzliche Bahnsteigzugänge von der Steintorbrücke zu bauen, die Brücke für den Individualverkehr zu sperren und in Fortsetzung der alten Bahnhofshalle zu überdachen. Die Details sollen im Zuge eines internationalen Wettbewerbs geklärt werden, der Mitte 2019 gestartet und 2020 abgeschlossen werden soll.

Da diese Maßnahmen jedoch erst mittel- bis langfristig realisierbar sind – perspektivisch bis 2030 – sollen verschiedene weitere Maßnahmen kurzfristig für Abhilfe sorgen: Um Platz für Reisende zu schaffen, werden verzichtbare Aufbauten auf dem Bahnsteig zwischen den Gleisen 13 und 14 entfernt. Bis 2021 sollen zudem bereits provisorische Zugänge von der Steintorbrücke zu den Bahnsteigen im Süden errichtet werden, um Personenströme zu entzerren.

Die Bürgerschaft möge beschließen:

1. Die Bürgerschaft begrüßt,

a) die kurz-, mittel- und langfristigen Maßnahmen und Pläne der DB AG zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und Kapazität des Hamburger Hauptbahnhofs,

b) den Fortschritt bei der Planung zum Bau der für den Hauptbahnhof bedeutsamen neuen S-Bahn-Linie S4, die Aufnahme der Projekte S4-Ost und S4-West in den vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans 2030 und den sich damit abzeichnenden Durchbruch bei den Finanzierungsverhandlungen mit dem Bund,

c) die Aufnahme des Baus eines weiteren Bahnsteigs für Gleis 9 (auf dem Planum von Gleis 10) in den Bundesverkehrswegeplan 2030,

d) die Pläne der DB AG zur Erweiterung und Aufwertung des Hauptbahnhofs im Rahmen einer gesamthaften Betrachtung des Hauptbahnhofs und seines Umfeldes.

2. Die Bürgerschaft ersucht den Senat,

a) der Bürgerschaft bis zum 30. Juni 2019 über die kurzfristigen Maßnahmen der DB AG zur Steigerung der Kapazität in den Fußgänger- und Fahrgastbereichen des Hamburger Hauptbahnhofs zu berichten und dabei insbesondere die Pläne der DB AG für die provisorischen Zugänge von der Steintorbrücke zu den Bahnsteigen im Süden und den Zeitplan der DB AG für die Umsetzung vorzulegen,

b) so schnell wie möglich eine finale Einigung zwischen Hamburg, Schleswig-Holstein und dem Bund über die Finanzierung der S4 herbeizuführen und weiter darauf hinzuwirken, dass mit dem Bau 2020 begonnen werden kann,

c) auf die DB AG dahingehend einzuwirken, dass mit den Planungen für den Bau eines weiteren Bahnsteigs für Gleis 9 (auf dem Planum von Gleis 10) kurzfristig begonnen wird, um eine schnelle Realisierung zu ermöglichen,

d) mit der DB AG den internationalen Wettbewerb zur Weiterentwicklung und Erweiterung des Hauptbahnhofs zügig vorzubereiten und Mitte 2019 zu starten, und über den Sachstand und die Rahmenbedingungen des internationalen Wettbewerbs zur Weiterentwicklung und Erweiterung des Hauptbahnhofs im Verkehrsausschuss zu berichten.

 

sowie
  • Martin Bill
  • Olaf Duge
  • Anna Gallina
  • René Gögge
  • Farid Müller
  • Ulrike Sparr
  • Dr. Anjes Tjarks (GRÜNE) und Fraktion