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Equal-Pay-Day 2018 - Frauen im Hamburger Handwerk

Donnerstag, 19.04.2018

Zum aktuellen Equal-Pay-Day beträgt die Lohnlücke zwischen Männern und Frauen ca. 21 Prozent. Laut statistischem Bundesamt ließen sich 2017 drei Viertel hiervon auf strukturelle Unterschiede zurückführen. Ein wichtiger Grund für den Unterschied bei den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten sind Unterschiede in den Branchen und Berufen, in denen Frauen und Männer tätig sind, sowie unterschiedliche Anforderungen Führung und Qualifikation betreffend.

Insofern ist in Hinblick auf die Gleichstellung von Frauen und Männern wichtig, den Fokus auf typisch männliche Berufsfelder und Qualifikationen zu richten. So stellte der Masterplan Handwerk von 2017 fest: „Frauen sind in der Berufswelt des Handwerks außerordentlich erfolgreich. Weibliche Auszubildende bestehen die Gesellenprüfung häufig mit überdurchschnittlich guten Noten und qualifizieren sich zunehmend über die Aufstiegsfortbildung weiter. Heute werden bereits rund 20 Prozent aller Meisterprüfungen von Frauen abgelegt, womit sich ihr Anteil seit 1996 verdoppelt hat. Trotzdem stellen sie nur rund 25 Prozent der Auszubildenden und Beschäftigten und sind damit im Handwerk deutlich unterrepräsentiert.“ In der Drucksache 21/12071 konnte man darüber hinaus nachlesen, dass hierbei wiederum die meisten Prüfungen von Frauen in den Bereichen Gesundheits- und Körperpflege sowie chemische und Reinigungshandwerke abgelegt werden - hier liegen sie sogar zahlenmäßig vor den Männern -, während alle anderen Bereiche einen größeren Männeranteil aufweisen. Auch in der Gesellenausbildung im Handwerk liegen Frauen zahlenmäßig noch zurück.

 

Vor diesem Hintergrund fragen wir den Senat:

 

1. Ein wichtiger erster Schritt ist es, junge Frauen auf die Möglichkeiten einer Ausbildung in typisch männlichen Branchen aufmerksam zu machen. Mit der Veranstaltung „Mädchenwirtschaft“, eine Berufe-Rallye der Handwerkskammer Hamburg, der Agentur für Arbeit, dem Verein Dolle Deerns e. V. sowie dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA) werden seit über 20 Jahren Schülerinnen aller Hamburger Stadtteilschulen in den 7. und 8. Klassen angesprochen. Die Mitte April stattfindende Aktion war laut Website jetzt ausgebucht. Die Aktion hat Platz für ca. 1.000 Mädchen.

a. Entspricht die Kapazität der Veranstaltung noch dem Bedarf?

b. Wird die Veranstaltung darauf hin evaluiert, inwieweit sie Berufsvorstellungen, –wünsche und -wahl der Teilnehmerinnen beeinflusst?

2. Schülerinnen haben auch bei dem jährlich stattfindenden „Girls' Day – Mädchenzukunftstag“ die Möglichkeit, in männlich dominierte Berufe hinein zu schnuppern.

a. Wie viele Mädchen haben jeweils in den letzten 5 Jahren am „Girls‘ Day“ teilgenommen?

b. Wird evaluiert, wie viele der Teilnehmenden jeweils in für Mädchen untypische Berufe hinein schnuppern und wie viele Mädchen den „Girls‘ Day“ in welchen Handwerksbetrieben verbringen?

3. Das ESF-Projekt „INa – Integrierte Nachwuchsgewinnung im Handwerk“ sieht u.a. Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Praktika für Schülerinnen und Schüler, eine Praktikums- und Lehrstellenbörse sowie Praxiskurse vor. Anders als auf den Webseiten der Handwerkskammer selbst werden alle Angebote geschlechtergerecht beschrieben und unter Vermeidung des generischen Masculinum junge Frauen auch direkt angesprochen. Speziell für Gesellinnen werden verschiedene aufstiegsbegleitende Maßnahmen angeboten.

a. Wie viele Praktika konnten über INa im letzten Jahr vermittelt werden? (Bitte nach Gewerk und Geschlecht aufteilen.)

b. Wie viele Lehrstellen konnten im letzten Jahr über INa vermittelt werden? (Bitte nach Gewerk und Geschlecht aufteilen.)

c. Wie viele Gesellinnen wurden von den aufstiegsbegleitenden Maßnahmen bisher erreicht? (Bitte nach Gewerk auflisten.)

4. Ein weiterer Schritt zur Erreichung der Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt ist die Steigerung des Anteils der von Frauen gegründeten Handwerksunternehmen. In Drucksache 21/12071 berichtete der Senat, dass in den Jahren 2011 bis 2016 in Hamburg über 3.000 zulassungspflichtige und über 6.000 zulassungsfreie Handwerksunternehmen gegründet wurden.

a. Wie viele dieser Handwerksunternehmen wurden jeweils von Frauen gegründet? (Bitte Anzahl und Prozent nach Gewerk auflisten.)

5. Laut Masterplan Handwerk hat sich im Sommer 2016 ein Frauen-Netzwerk gegründet, das von der Betriebsberatung der Handwerkskammer drei- bis viermal jährlich auch zum Thema Existenzgründung beraten wird. Hierzu wurde für weibliche Führungskräfte und Unternehmerinnen im Handwerk ein Internetauftritt eingerichtet.

a. Wie viele Frauen haben seit 2016 an diesen Beratungen teilgenommen?

b. Gibt es Erkenntnisse darüber, welche speziellen Bedürfnisse potenzielle Unternehmensgründerinnen haben? Falls ja, worin bestehen diese?

6. Das Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm des Senats von 2013 sah als Maßnahme 94 die „Prüfung geschlechtsspezifischer Anpassungsbedarfe für die Gewährung von Gründungsdarlehen im Handwerk“ vor. In Drucksache 21/6704 war nachzulesen, dass im Gründungsprogramm für Meisterinnen und Meister des Handwerks auf die speziellen Bedarfe von Gründerinnen eingegangen wurde. Trotz günstiger Rahmenbedingungen sei das Gründungsprogramm weder von Meisterinnen noch von Meistern angenommen und zum 31.12.2015 eingestellt worden. Allerdings erhoffe man sich die Steigerung der Förderungen von Frauengründungen mit dem seit dem 1.1.2016 laufenden Hamburg-Kredit, welcher sich nicht mehr nur an Meisterinnen und Meister richte.

a. Wie hoch ist der Anteil der Antragstellerinnen beim Hamburg Kredit? (Bitte in Prozent und Zahlen auflisten.)

b. Wie hoch ist der Anteil dieser Förderungen, welcher Frauen zu Gute kommt? (Bitte in Prozent und Euro auflisten.)

c. Wie viele der an Frauen gehenden Förderungen gingen jeweils an Meisterinnen?

7. Der Masterplan Handwerk sieht zudem vor, speziell Studienaussteiger für eine Ausbildung im Handwerk zu gewinnen. Im Juli 2016 wurde hierzu von dem Hamburger Institut für Berufliche Bildung das Leuchtturmprojekt „shift“ (Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger in Berufsbildung) gestartet. Dieses sollte ein Beratungs- und Vermittlungsnetzwerk aufbauen.

a. Wie viele Beratungen haben im Zuge dieses Projektes stattgefunden? (Bitte nach Geschlecht aufteilen.)

b. Wie viele Hamburger Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger wurden hierbei in eine Ausbildung im Handwerk vermittelt? (Bitte nach Geschlecht und Gewerk aufteilen.)

c. Hierzu wurde außerdem eine Kampagne gestartet, die Studienaussteigerinnen und Studienaussteiger für eine Ausbildung im Handwerk gewinnen soll. Wurde bei dieser Kampagne auch speziell darauf geachtet, Studienaussteigerinnen anzusprechen? Falls nicht, wieso nicht?

8. Laut Drucksache 21/12071 war das Durchschnittsalter der Auszubildenden im Handwerk 19,6 Jahre. Gibt es hierbei Unterschiede zwischen den Geschlechtern? Wenn ja, welche?

9. Ein weiteres Feld zur Steigerung von Auszubildendenzahlen im Handwerk ist die Gewinnung von Geflüchteten. In Drucksache 21/6704 ist das Modellprojekt „Hin zum Handwerk“ erwähnt, welches Geflüchteten die Möglichkeit bietet, sich über 24 Wochen hinweg in Werkstätten beziehungsweise Betrieben so zu qualifizieren, dass sie im Anschluss eine Ausbildung im Handwerk beginnen können. Hierbei sollen „mitgebrachte Kompetenzen durch gezielte Förderung und Unterstützung bedarfsgerecht“ berücksichtigt werden. Das Modellprojekt startet im März des Jahres 2018.

a. Von 15.487 erwerbsfähigen Leistungsberechtigen aus den 8 Hauptasylherkunftsländern waren nach dem Bericht des Senats in Drucksache 21/10281 im Jahr 2016 6.058 weiblich. Gibt es schon Angaben, wie hoch der Anteil weiblicher Geflüchteter bei dem Modellprojekt ist? (Bitte in Prozent und Anzahl auflisten.)

b. Welche Einrichtungen und Projekte, die sich speziell an weibliche Geflüchtete und ihre Belange richten, wurden bei der Werbung unter Geflüchteten für das Projekt mit einbezogen?

10. Zudem wird in der Drucksache 21/6704 erläutert, dass im Rahmen des bundesweiten Förderprogramms „Integration durch Qualifizierung“ pro Jahr jeweils zwei Aktionswochen durchgeführt werden. Dabei sollen Geflüchtete niedrigschwellig angesprochen und eine berufliche Integrationsstrategie mit ihnen entwickelt werden. Wie viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Aktionswochen waren jeweils weiblich? (Bitte in Prozent und Anzahl auflisten.)

11. Außerdem werden laut Drucksache 21/6704 in der Anlaufstelle „W.I.R – work and integration for refugees“ Qualifizierungsberatungen für Geflüchtete angeboten, die Erfahrungen im handwerklichen Bereich mitbringen oder Interesse an handwerklichen Berufen haben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten einen individuellen Qualifizierungsplan.

a. Wie viele der hier Rat Suchenden waren weiblich? (Bitte in Prozent und Anzahl auflisten.)

b. Gibt es Erkenntnisse speziell über weibliche Geflüchtete in Hinblick auf ihre mitgebrachten Kompetenzen sowie notwendigen Voraussetzungen zum Beginn einer Ausbildung?