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Haustier-Boom in der Corona-Pandemie – Hilfe für unsere Tierheime vorausschauend planen

Mittwoch, 21.04.2021

Hamburg erlebt während der Corona-Pandemie einen Haustierboom. Viele Menschen schaffen sich aktuell ein Tier an – sei es, weil sie im Homeoffice oder in Kurzarbeit endlich die ersehnte Zeit für die tierlichen Begleiter haben oder auch weil sie sich einsam fühlen. Allein vom Juni 2020 bis zum Januar 2021 wurden mehr als 2100 neue Hundehalter*innen in Hamburg verzeichnet (s. Drs. 22/2787), Katzen, Kleintiere und Fische ziehen ebenfalls vermehrt in Haushalte der Hansestadt ein. In Deutschland hält dem Portal Statista zufolge inzwischen fast jeder zweite Haushalt Haustiere. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes ist die Zahl der Haustiere im letzten Jahr im ganzen Land um eine Million gestiegen.

Bereits heute weisen die Tierheime der Stadt darauf hin, dass sie vermehrt Aussetzungen von Haustieren beobachten, die krank, alt oder verletzt sind. Offenbar haben nicht alle Menschen vor der Anschaffung die hohen Tierarztkosten im Blick und können sie auf Dauer nicht tragen. Beim Tierheim in der Süderstraße wurden 2020 insgesamt 1.530 mutmaßlich ausgesetzte Tiere nicht abgeholt, rund 270 mehr als noch im vorangegangenen Jahr. Durch die coronabedingt strenge Terminvergabe konnten weniger Tiere an Interessent*innen vermittelt werden als üblich. Zwischenzeitlich war das Tierheim an der Kapazitätsgrenze.

Die große Nachfrage nach Hunden führt auch dazu, dass seriöse Züchter*innen den Wünschen nach Jungtieren gar nicht nachkommen können und der illegale Welpenhandel sich noch einmal drastisch verschärft hat. Es gelangen viele Hundewelpen nach Deutschland, die in Vermehrerstationen zu früh von der Mutter getrennt werden, häufig krank und nicht geimpft sind. Diese Tiere werden unter schlechten Bedingungen vermehrt und leiden ihr ganzes Hundeleben unter psychischen Auffälligkeiten. Es ist demnach damit zu rechnen, dass die Zahl körperlich oder psychisch kranker Hunde auch in Hamburg steigen und die Tierheime belasten wird. Der Hamburger Tierschutzverein von 1841 e.V. berichtet zudem von Funden toter Welpen im Schuhkarton oder in der Mülltonne. Die Händler*innen bleiben in der Regel anonym und verkaufen die Tiere in Internet. Um gegen den illegalen Welpenhandel vorzugehen, ist im Koalitionsvertrag vereinbart, eine Kommunikationskampagne zu diesem Thema durchzuführen.

Nach dem Ende des ersten Corona-Lockdowns 2020, als Reisen und die Arbeit in den Büros wieder möglich waren, waren die Tierheime mit einer Rückgabe-Welle konfrontiert. Es ist davon auszugehen, dass sich dieser Effekt mit noch mehr Tieren wiederholen wird. Den Unterhalt dieser abgegebenen Tiere finanzieren die Heime aus eigener Kraft und erhalten hierfür keine Unterstützung von der Stadt.

Daher sollte jetzt vorausschauend geprüft werden, wie die beiden Hamburger Tierheime, die Hamburger Tiertafel und andere gemeinnützige Tierschutzvereine von der Stadt bei dieser Herausforderung in Zeiten einbrechender Privatspenden unterstützt werden können.

Die Hamburger Tiertafel e.V. unterstützt Menschen darin, ihre Haustiere auch in finanziellen Notlagen weiterhin selbst versorgen zu können und nicht bei den Tierheimen abgeben zu müssen. Sie arbeitet ehrenamtlich und ist auf Spenden angewiesen, die in der Pandemie deutlich zurückgegangen sind. Während der letzten Monate ist der Bedarf bei der Ausgabe der Tiertafel stark gestiegen, da viele Menschen in der Pandemie durch Kurzarbeit oder den Verlust des Arbeitsplatzes die Versorgung ihrer Tiere nicht mehr eigenständig leisten konnten.

Vor diesem Hintergrund soll der Senat gebeten werden, hier vorausschauend zum Wohle der Tiere in unserer Stadt und der mit dieser Aufgabe befassten Vereine zu agieren und darauf hinzuwirken, dass die Kriterien für Förderprogramme auch die Besonderheiten dieser Institutionen beinhalten.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

 

Der Senat wird ersucht,

1. zu prüfen, inwieweit sich die Situation von Tierheimen, der Hamburger Tiertafel oder anderen gemeinnützigen Tierschutzvereinen durch die Corona-Pandemie im Hinblick auf die Einnahmesituation und die Zuführung von Tieren sowie mögliche weitere zusätzliche Belastungen in der Arbeit verändert hat und im Falle negativer Entwicklungen mögliche Hilfestellung prüfen.

2. diese Prüfung zu wiederholen, sobald sich ein Ende der Pandemie abzeichnet, um auch potenziell nachlaufende Effekte zu berücksichtigen.

3. der Bürgerschaft bis zum 27. Oktober 2021 Bericht zu erstatten.

sowie
  • der Abgeordneten Lisa Maria Otte
  • Maryam Blumenthal
  • Eva Botzenhart
  • Alske Freter
  • Sina Imhof
  • Jennifer Jasberg
  • Lisa Kern
  • Till Steffen
  • Lena Zagst (GRÜNE) und Fraktion