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Die Kieler Straße in Eidelstedt – mit der Mobilitätswende fit für die Zukunft

Donnerstag, 21.10.2021

Die Hauptverkehrsstraße Kieler Straße ist eine der längsten Ausfallstraßen der Stadt und ein Teil der B4. Sie führt über eine Länge von etwa 6,5 Kilometern von Altona-Nord durch die Stadtteile Eimsbüttel, Eidelstedt und Stellingen und verbindet Hamburg mit dem nordwestlichen schleswig-holsteinischen Umland. Das Gesicht der Kieler Straße ist vielfältig und keinesfalls homogen. Neben 6-spurigen Teilstrecken sind im Straßenverlauf auch vier- und zweispurige Teilstücke zu finden.

Die Straße wurde 1834 im Zuge des Baus der ersten Kunststraße Schleswig-Holsteins von Altona nach Kiel angelegt. Bis heute ist sie von großer Bedeutung als Verbindung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein, aktuell vor allem für Pendler:innen aus dem Umland. Gleichzeitig gibt es deutliche Signale für Veränderungen: Die Kieler Straße wurde im Jahre 2019 auf dem Internationalen Bauforum mit dem Schwerpunkt „Magistralen“ als eine der sieben Hauptschlagadern der Stadt identifiziert, für die es gilt, neue Ideen zum Leben mit und an ihr zu entwickeln.

Viele der Kreuzungen der Kieler Straße gehören zu den verkehrsreichsten in Hamburg, beispielsweise der Startpunkt an der Kreuzung mit der Stresemannstraße, der Eimsbütteler Marktplatz und besonders die A7-Anschlussstelle Hamburg-Stellingen, wo auf der Kieler Straße werktäglich 69.000 Fahrzeuge gezählt werden. Unter anderem nutzt der überregionale Schwerlastverkehr von hier die Magistrale ab der Bundesautobahn Stellingen in Richtung Osten, um einmal quer durch das Hamburger Zentrum auf die A24 Richtung Berlin zu gelangen. Der innerstädtische und der regionale Pendelverkehr – etwa aus und in den Kreis Pinneberg – hat über die Jahrzehnte ebenfalls erheblich zugenommen.

Diese Kombination aus Autoverkehr und Schwerlasttransporten belastet den Stadtteil Eidelstedt im besonderen Maße. Eidelstedt ist auch sonst ein stark durch Verkehrsinfrastruktur geprägter Stadtteil im Bezirk Eimsbüttel, der mit vielfältigen Herausforderungen und Fragestellungen im Bereich Mobilität konfrontiert ist. Auch durch die Lage am Stadtrand bestehen hier besondere Anforderungen an die Mobilitätswende.

Eine zusätzliche aktuelle Herausforderung ist der Umbau der nahegelegenen Bundesautobahnen, so wird z. B. seit 2014 die A7 ertüchtigt. Zahlreiche Sperrungen und Teilsperrungen führen täglich zu Ausweichverkehren im Stadtteil Eidelstedt, die sich vor allem im Berufsverkehr bemerkbar machen. Die Kieler Straße wird als Umleitungsstrecke der A23 und A7 beansprucht, vor allem auf der Teilstrecke von der A7-Anschlussstelle Hamburg-Stellingen bis zum Eidelstedter Platz. Durch diese Überlastungssituation kommt es täglich zu Staus und Rückstaus, die sich in Anwohnerstraßen durch Ausweichverkehre bemerkbar machen. Der Busverkehr, der in Eidelstedt mit den Linien 4, 115, 183, 281 und 392 hauptsächlich über die Kieler Straße geführt wird, wird dadurch erschwert. Auch für den Rad- und Fußverkehr bietet die Kieler Straße wenig Raum und dazu noch eine extrem unattraktive Verkehrsführung – sicheres Radfahren und angenehmes Zu-Fuß-Gehen sind hier nicht möglich.

Der Grund ist offensichtlich: Die Kieler Straße ist auf diesem Teilstück für die derzeitige Kfz-Verkehrsmenge nicht ausgelegt. Sie ist nur auf einem kurzen Teilstück, von der Anschlussstelle Stellingen bis zum Kronsaalsweg, vierspurig ausgebaut. Ab Kronsaalsweg bis kurz vor dem Eidelstedter Platz weist sie nur noch eine sogenannte unechte Zweispurigkeit pro Richtung auf. Lediglich auf einem kurzen Abschnitt in Höhe „An der Feldmark“ sind nochmals vier Spuren vorhanden. Grund der Reduzierung der Spuren ist eine denkmalgeschützte Brücke aus dem Jahre 1805, die über die Mühlenau führt.

Der Ausbau der A7 wird voraussichtlich 2026 vollständig abgeschlossen sein. Mit Abschluss der Ausbaumaßnahmen der A7 kann mit einer Reduzierung der Ausweichverkehre gerechnet werden; das vom Bezirksamt Eimsbüttel in Auftrag gegebene Mobilitätskonzept für Eidelstedt (www.eidelstedt-mitte.de/projekte/mobilitaetskonzept.html) rechnet allerdings mit einem Rückgang um nur 15 Prozent. Dies reicht nicht aus, um die anvisierten Ziele der Mobilitätswende und des Modal Splits zu erfüllen. Es besteht also weiterer Handlungsbedarf.

Es gilt daher, das Zeitfenster bis zur Fertigstellung der A7 zu nutzen und die Kieler Straße ab der Anschlussstelle Stellingen bis zum Eidelstedter Platz im Sinne der Mobilitätswende so zu gestalten, dass die Attraktivität des Fuß- und Radverkehrs sowie die Zuverlässigkeit des Busverkehrs gesteigert wird. Gleichzeitig müssen die Anreize für den motorisierten Individualverkehr und die Ausweichverkehre von der A7 gesenkt werden. Ein Umbau auf eine durchgängig pro Richtung echte einspurige Straßenführung, die Platz für Fuß- und Radverkehr bietet und dem Busverkehr Raum gibt, wird diesen Ansprüchen gerecht und erhöht die Lebensqualität im Stadtteil deutlich. So wird der Stadtraum barriereärmer und vielfältiger nutzbar und Eidelstedt kann aufatmen.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. bei zukünftigen Planungen an der Kieler Straße von der Bundesautobahn-Anschlussstelle Stellingen bis zum Eidelstedter Platz die Verkehrsfläche im Sinne der Mobilitätswende zu verteilen, indem

 

a. der Autoverkehr für eine Spur pro Richtung geplant wird,

 

b. Fußwege verbreitert werden,

c. die Radverkehrsanlagen ausgebaut, wobei Protected Bike Lanes geprüft werden,

d. geprüft wird, ob es Bedarfe für Querungsmöglichkeiten entlang der gesamten Strecke für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen gibt,

e. kurzfristig die Einrichtung einer Pop-Up-Bike-Lane geprüft und ggf. umgesetzt wird,

f. genügend Raum für einen attraktiven Busverkehr geschaffen wird,

g. Grünanlagen wie Straßenbäume und Sitzgelegenheiten auf den Nebenflächen errichtet werden, um die Aufenthaltsqualität zu steigern und den Stadtraum klimaresilient zu gestalten.

2. durch geeignete, darüber hinaus gehende Maßnahmen sicherzustellen, dass die Reduzierung der Ausweich- und Pendelverkehre über Eidelstedt langfristig nach Möglichkeit um mindestens 20 Prozent erfolgt;

 

3. der Bürgerschaft über die erfolgten Prüfungen bis zum 30.09.2022 zu berichten.

 

sowie
  • Rosa Domm
  • Olaf Duge
  • Gerrit Fuß
  • Dominik Lorenzen
  • Zohra Mojadeddi
  • Johannes Müller
  • Andrea Nunne
  • Lisa Maria Otte
  • Dr. Miriam Putz
  • Dr. Gudrun Schittek
  • Ulrike Sparr (GRÜNE) und Fraktion