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Forschung stärken, Erinnerung bewahren – Hamburger Zeitgeschichte und Religionsforschung fördern

Mittwoch, 07.05.2025

Im Februar 2025 wurde Prof. Dr. Thomas Großbölting durch einen tragischen Unfall aus dem Leben gerissen. Sein plötzlicher Tod hinterlässt eine große Lücke – für die Wissenschaft, für den interreligiösen Dialog und für die Stadt Hamburg.

Thomas Großbölting war seit 2020 Professor für Neuere Geschichte/Zeitgeschichte an der Universität Hamburg, Direktor der Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (FZH) und seit 2022 geschäftsführender Direktor der Akademie der Weltreligionen. In diesen Funktionen hat er Hamburgs Wissenschaftslandschaft mit analytischer Schärfe, interdisziplinärem Denken und gesellschaftlichem Verantwortungsbewusstsein wesentlich geprägt.

Seine Forschung widmete sich dem religiösen Wandel in der Bundesrepublik, der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit, politischen Deutungskämpfen der Gegenwart sowie der Aufklärung sexualisierter Gewalt im Raum der Kirchen. Als Direktor der Akademie der Weltreligionen förderte Thomas Großbölting den Dialog zwischen unterschiedlichen religiösen Traditionen, säkularen Perspektiven und der Wissenschaft. Unter seiner Leitung wurden neue Impulse für Forschung und Austausch zu religiöser Pluralität, interreligiösen Beziehungen und Religion im urbanen Raum gesetzt. Ein besonderes Anliegen war ihm das Zusammenwirken von religiösen und nichtreligiösen Menschen in einer vielfältigen Stadtgesellschaft. An der FZH förderte er wichtige inhaltliche Schwerpunkte und wollte neue Themenbereiche setzen, u. a. zum gesellschaftlichen Wandel in Hamburg seit den 1970er Jahren. Damit trug er erheblich zur weiteren Profilierung der FZH als überregional sichtbare Einrichtung historischer Stadtforschung bei. Seine Arbeit war stets von dem Anspruch geprägt, historische Perspektiven auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen zu eröffnen.

Thomas Großbölting verband Wissenschaft mit Haltung, historische Tiefe mit Relevanz für gegenwärtige Debatten. Er war ein Brückenbauer – zwischen Disziplinen, zwischen Religionen und zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Sein Wirken soll zum Beispiel durch einen Preis oder ein Stipendium, das seinen Namen trägt, gewürdigt werden und zugleich neue Impulse für Forschung in seinen zentralen Themenfeldern geben: Hamburger Zeitgeschichte und interreligiöse bzw. religionswissenschaftliche Studien.

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. zu prüfen, wie zum Beispiel ein nach Prof. Dr. Thomas Großbölting benanntes Stipendium oder ein Preis eingerichtet werden kann, das bzw. der

a. herausragende wissenschaftliche Arbeiten zur interreligiösen bzw. religionswissenschaftlichen Forschung fördert oder auszeichnet, insbesondere, wenn sie Bezüge zur Hamburger Stadtgesellschaft oder Zeitgeschichte aufweisen

b. das Andenken an Prof. Dr. Thomas Großbölting als bedeutenden Wissenschaftler, engagierten Aufklärer und Brückenbauer würdigt,

c. und Impulse für eine vertiefte Auseinandersetzung mit der Rolle von Religion und Geschichte in der Hamburger Stadtgesellschaft gibt;

2. zu prüfen, wie eine organisatorische Anbindung z. B. an der Universität Hamburg oder der Landeszentrale für politische Bildung sinnvoll ausgestaltet werden kann, um eine langfristige Umsetzung und fachliche Verankerung zu gewährleisten;

3. der Bürgerschaft bis zum 1. März 2026 über die Ergebnisse der Prüfung und mögliche Umsetzungsschritte zu berichten.

 

 

 

 

 

 

sowie
  • Michael Gwosdz
  • Eva Botzenhart
  • Simone Dornia
  • Alske Freter
  • René Gögge
  • Sina Imhof
  • Dr. Selina Storm
  • Kathrin Warnecke
  • Lena Zagst (GRÜNE) und Fraktion