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Fortführung des Programms „Frei_Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung“ in 2023

Donnerstag, 17.11.2022

Basierend auf der Drucksache 22/3692 „Einzelhandel unterstützen” vom 23. März 2021 wurde ein Fonds für Mietzuschüsse aus Corona-Mitteln des Haushalts zur Vermeidung von Geschäftsleerstand bereitgestellt, womit kulturelle und kreative Zwischennutzungen ermöglicht werden sollten. Das entsprechende Programm „Frei_Fläche: Raum für kreati-ve Zwischennutzung“ startete zum 1. Juli 2021 mit einer befristeten Laufzeit bis 31. Dezember 2022 und wurde umgesetzt von der Hamburg Kreativ Gesellschaft. Das Gesamtvolumen des Fonds betrug 9.050.000 Euro. Durch Leerstandsverringerung und Realisierung kreativ-kultureller Nutzungen sollten negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Einkaufsquartieren vermieden sowie die Quartiere neu belebt werden. Ein weiteres Ziel war es, Potentiale für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung aufzuzeigen – insbesondere in Hinblick auf die Immobilienwirtschaft, welche positive Impulse aus dem Programm erfahren sollte, um möglichst auch künftig zur Vermeidung von Leerstand Flächen zur kreativen Zwischennutzung zur Verfügung zu stellen. Bisher war eine solche Bereitschaft der Eigentümer:innen von Gewerbeimmobilien eher gering. Neben dem aufwertenden, belebenden Effekt auf Nachbarschaften und Quartiere durch die attraktive Belebung, erhielten diese Akteure im Gegenzug dringend benötigte und bezahlbare Handels-, Produktions- sowie Ausstellungsflächen.

Seit Programmstart wurden über das Programm 99 Anträge eingereicht, davon wurden bisher 89 Anträge bewilligt und mit einem Gesamtvolumen in Höhe von knapp 1,8 Millionen Euro gefördert, zuzüglich der Kosten für gestellte Kautionen in Höhe von 324.117 Euro. Insgesamt wurden 20.298,6 Quadratmeter mit 58 Zwischennutzungen kulturell und kreativ bespielt, die durchschnittliche Nutzungsdauer betrug dabei 238 Tage, die durchschnittliche Flächengröße ca. 350 Quadratmeter. Ein wesentlicher Teil der Zwischennutzungen fand mit 37 Nutzungen im Bezirk Mitte statt, gefolgt vom Bezirk Hamburg Nord mit 12 Nutzungen. Die verbleibenden neun Nutzungen verteilen sich auf die Bezirke Altona, Wandsbek, Bergedorf und Harburg (Stand 17.10.2022). Zur Vermittlung zwischen Kreativkonzepten und Leerstandsflächen wurde von der Hamburg Kreativ Gesellschaft eine digitale Plattform eingerichtet (Frei_Fläche: Die Plattform | Hamburg Kreativ Gesellschaft) sowie eine eigene informative Website für das Programm (https://www.frei-flaeche.de/).

Angesicht der großen Anzahl von zwischengenutzten Flächen im Stadtraum auf mittlerweile über 20.000 Quadratmetern, welche vor allem aus Privateigentum zur Verfügung gestellt wurden, ist das noch laufende Programm bisher ein großer Erfolg. Dies gilt in besonderem Maße für die Innenstadt mit Zwischennutzungen am Alten Wall, am Neuen Wall, am Ballindamm, Jungfernstieg, in den Colonnaden, den Großen Bleichen und auch der Mönckebergstraße sowie dem Hamburger Hof. Nicht zuletzt die Gewinnung des ehemaligen Karstadt Sport-Gebäudes „Jupiter“ hat dazu beigetragen, dass das Programm eine große öffentliche Aufmerksamkeit und Zuspruch erfuhr. Kreative Zwischennutzungen wurden so als Handlungsmöglichkeit bei Leerständen in den Fokus der Immobilienwirtschaft gerückt. Sowohl die Immobilienwirtschaft als auch die Kreativwirtschaft wurden in die Lage versetzt, gemeinsam bestehende Vorurteile gegenüber Zwischennutzungen und Hindernisse insbesondere baulicher Art abzubauen. Erfreulicherweise haben sich viele Kooperationspartner dem Programm geöffnet, diese Zusammenarbeit sollte zukünftig weiter genutzt und ausgebaut werden. Weitere Hinweise, dass dies gelingen kann, wurden im Rahmen der Reaktionen auf die Projektpräsentation auf der Immobilienmessen Real Estate im Oktober 2022 sichtbar. Auf Grund der langen Entscheidungszeiträume auf Seiten der Immobilienwirtschaft konnte das Programm nach einer langen Anlaufphase erst im Jahr 2022 zunehmend mehr Flächenangebote verzeichnen. Der Markt im Bereich der Einzelhandelsimmobilien erlebt gerade einen Umbruch, gerade in den Zentren wird nach interessanten Lösungen und Nutzungsmischungen gesucht. Insofern entstehen momentan dank der jeweiligen persönlichen Erfahrungen auch langfristige Zugangsmöglichkeiten für kreativwirtschaftliche Nutzungen in diesen ehemals dem Handel vorenthaltenen Lagen. Insbesondere angesichts der Herausforderung an die Innenstadtentwicklung können daher die Kultur- und Kreativwirtschaft zu einem Schlüssel für lebendige Stadträume und urbane Lebensqualität werden.

Auch aus der Perspektive der Kreativwirtschaft ist das Programm ein Zugewinn. Mit über 200 von Kreativschaffenden angebotenen Zwischennutzungskonzepten übersteigen diese die Anzahl der zur Verfügung stehenden Flächen um ein Vielfaches. Der immer virulenteren Flächenproblematik, welche an Umwandlungsprozesse im Stadtraum wie Gentrifizierung, Nachfrage- und Mietkostensteigerung gekoppelt ist, wird damit ein Stück weit entgegengewirkt.

Aufgrund der vorstehend genannten Positiveffekte des Programms ist es angezeigt, dieses um den Förderzeitraum des Jahres 2023 einmalig zu verlängern. Der Finanzbedarf beträgt hierfür insgesamt rund 4.310.000 Euro. Viele der aktuell zwischengenutzten Flächen werden voraussichtlich weiterhin für eine Zwischennutzung zur Verfügung stehen. Die Flächenbedarfe auf Seiten der oftmals sehr flexiblen Kreativschaffenden sind vorhanden. Insofern empfiehlt es sich, zukunftsträchtige neue Modelle weiter zu erproben. Um die Attraktivität von Einkaufsquartieren wie der Innenstadt zu bewahren, sollten Kooperationen mit der Immobilienwirtschaft verstetigt werden und weiterhin Kultur-, Freizeit- sowie Einkaufsangebote von regionalen Kreativschaffenden in Leerstandflächen über das Programm gefördert werden.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

kurzfristig eine Fortführung des Programms „Frei_Fläche: Raum für kreative Zwischennutzung“ für 2023 und unter Nutzung regulärer Haushaltsmittel aus Reservepositionen des Einzelplans 9.2 vorzubereiten.

 

 

sowie
  • René Gögge
  • Maryam Blumenthal
  • Miriam Block
  • Dr. Adrian Hector
  • Sina Koriath
  • Farid Müller
  • Ivy May Müller
  • Lena Zagst
  • Peter Zamory (GRÜNE) und Fraktion