Klimafreundliche Wärme für Reihen- und Doppelhäuser – Modelle zum Teilen von Wärmepumpen prüfen
Mittwoch, 29.01.2025
Neben Mobilitätswende und Energiewende gibt es noch eine weitere wichtige „Wende“: Die Wärmewende. Um den Ausstoß klimaschädlicher CO2-Emissionen zu reduzieren, stellen wir unsere Wärmeversorgung in Hamburg und Deutschland Stück für Stück von fossiler auf erneuerbare Energie um. Alte Öl- und Gasheizungen werden in Zukunft ersetzt, zum Beispiel durch Wärmepumpen oder den Anschluss an das Fernwärmenetz, welches wiederum immer weiter den Anteil fossiler Energie an der Wärmeerzeugung reduziert. Damit senken wir nicht nur den Ausstoß schädlicher CO2-Emissionen, sondern machen uns auch noch unabhängig von der Lieferung von Öl und Gas aus anderen, teils undemokratischen, Ländern und Regionen.
In Hamburg haben wir für die Wärmewende bereits wichtige Schritte unternommen: Anfang 2024 haben wir die Wärmenetzeignungskarte veröffentlicht, die aufzeigt, welche Gebiete bereits zum Wärmenetzgebiet gehören. Die Teile Hamburgs, in denen es bisher kein Wärmenetz gibt, klassifiziert die Karte in Areale, die gut, wenig oder nicht geeignet für den Ausbau des Wärmenetzes sind. Damit gibt die Karte eine vorläufige Auskunft, wo das Wärmenetz erweitert werden könnte und dient dem Austausch zwischen Akteur*innen der Wohnungswirtschaft und in Hamburg tätigen sowie potenziellen Wärmenetzbetreibern. Sie wird bis Juni 2026 komplettiert durch die kommunale Wärmeplanung, die dann noch genauer Auskunft darüber gibt, wo die Fernwärme in Hamburg zukünftig verlaufen wird. Außerdem gibt die Wärmenetzeignungskarte erste Hinweise für Hausbesitzer*innen: Wenn das eigene Haus in einem nicht oder wenig geeigneten Gebiet für das Wärmenetz liegt, ist ein Anschluss an das Fernwärmenetz sehr unwahrscheinlich. Damit lohnt es sich insbesondere für diese Hausbesitzer*innen, sich mit geeigneten Alternativen wie einer Wärmepumpe zu beschäftigen.
Die Anschaffung einer Wärmepumpe wiederum geht zunächst mit höheren Investitionskosten einher, als dies beispielsweise mit einer Gasheizung bisher der Fall ist. Deswegen ist es gut, dass der Bund die Investition in Wärmepumpen mit der Bundesförderung für effiziente Gebäude unterstützt und bis zu 70 Prozent der Kosten übernimmt. Nach der Installation verursachen Wärmepumpen im Betrieb für die Verbraucher*innen in der Regel geringere Kosten als fossile Heizungen, insbesondere bei der Inanspruchnahme von Wärmepumpentarifen. Langfristig werden die Preise für Gas und Öl weiter steigen, vor allem aufgrund steigender CO?-Preise, sodass sich die Investition in das klimafreundliche Heizen für die Verbraucher*innen dann auszahlt. Sind die Verbraucher*innen auch Eigentümer*innen der Wohnung oder des Hauses, profitieren sie sogar doppelt, denn Wärmepumpen steigern im Vergleich zu fossilen Heizungen den Immobilienwert.
Trotzdem geht der Ausbau von Wärmepumpen aktuell noch nicht so schnell voran, wie es für die Wärmewende notwendig wäre. Teile der Bevölkerung zögern noch, den Schritt zum klimafreundlichen Heizen zu machen. In unsanierten Häusern kann es zudem sinnvoll sein, vor dem Einbau einer Wärmepumpe Renovierungs- und Dämmarbeiten vorzunehmen, um die Effizienz der Wärmepumpe zu steigern. Auch dies erhöht die Investitionskosten für die Umstellung für die Verbraucher*innen zunächst und kann dazu führen, dass die Wärmewende aufgeschoben wird.
Daher gilt es, die Bevölkerung umfassend zu beraten und über geeignete Optionen zur Finanzierung und Installation von Wärmepumpen zu informieren. Mit den Hamburger Energielotsen stellen wir den Hamburger*innen bereits eine hochqualitative und kostenlose Möglichkeit zur Beratung zum energiesparenden Bauen und Wohnen bereit. In Zukunft soll diese Energieberatung auch verstärkt auf die Möglichkeit des Teilens von Wärmepumpen eingehen: Denn gerade bei Reihen- oder Doppelhäusern ist es nicht unbedingt notwendig, dass jedes Haus sich eine eigene Wärmepumpe anschafft. In einigen Fällen kann es effizienter sein, dass sich die Häuser eine (gemeinsame) Wärmepumpe „teilen“, das heißt, mit einem eigenen kleinen Wärmenetz verbunden sind und so sowohl Anschaffungs- als auch Betriebskosten reduzieren. Das ist insbesondere sinnvoll, wenn die Wege zwischen den Häusern kurz sind (besonders geeignet: gemeinsam genutzter Keller oder Tiefgarage), wenn es ausreichend Platz für eine gemeinsame Heizungszentrale gibt, wenn die Netzanschlussleistung für die größere Zentralanlage ausreichend ist und es Zählereinrichtungen für die getrennten Abrechnungen gibt.
Eine solche Möglichkeit des Teilens einer Wärmepumpe kann also – in bestimmten Fällen – zu Kostenreduktionen und Effizienzsteigerungen führen und hat damit das Potenzial, die Wärmewende in Hamburg weiter zu beschleunigen. Darum sollte ausgearbeitet werden, was technische und rechtliche Voraussetzungen für eine geteilte Wärmepumpe sind, in welchen Modellprojekten das Konzept bereits funktioniert und wie andere Hamburger*innen das Modell auf ihr eigenes Haus übertragen könnten. Diese Informationen können dann in das bestehende Angebot der Hamburger Energielotsen integriert und beispielsweise mithilfe von Flyern und Online-Angeboten kommuniziert werden. So erhalten Eigentümer*innen, Verwaltungen und die Wohnungswirtschaft zielgerichtete Hinweise und Hilfestellungen und können in geeigneten Fällen sowohl Investitions- als auch Betriebskosten durch eine geteilte Wärmepumpe reduzieren. Das wiederum ist ein Gewinn für uns alle, weil es die Wärmewende voranbringt und Hamburg einen Schritt weiter in Richtung Klimaneutralität bewegt.
Die Bürgerschaft möge beschließen:
Der Senat wird ersucht,
1. auf Basis vorliegender Informationen und Daten abzuschätzen, welche Potenziale sich durch das Teilen von Wärmepumpen in Hamburg ergeben können,
2. auszuarbeiten, welche technischen, rechtlichen und anderen Voraussetzungen für ein Teilen von Wärmepumpen erforderlich sind, um für die Hausbesitzer*innen eine Entscheidungsgrundlage für eine ökonomische und ökologische Betrachtung bereitzustellen,
3. die Erkenntnisse in das bestehende Beratungsangebot der Hamburger Energielotsen zu integrieren und Hausbesitzer*innen gezielt über die Option der geteilten Wärmepumpe zu informieren (z. B. über einen Flyer mit Hinweisen für Eigentümer*innen, Verwaltungen und die Wohnungswirtschaft, Informationsarbeit im Rahmen der Kampagne der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen „Jedes Haus kann Klimaschutz“ sowie ggf. Berücksichtigung bei weiteren Kommunikationsmaßnahmen im Sektor Private Haushalte),
4. der Bürgerschaft bis Ende 2025 zu berichten.
- Cem Berk
- Matthias Czech
- Gabriele Dobusch
- Sabine Jansen
- Dirk Kienscherf
- Martina Koeppen (Fachsprecher:in Stadtentwicklung)
- Gulfam Malik
- Alexander Mohrenberg (Fachsprecher:in Umwelt, Klima und Energie)
- Christel Oldenburg
- Lars Pochnicht
- Marc Schemmel
- Philine Sturzenbecher
- Michael Weinreich
- Dagmar Wiedemann
- Güngör Yilmaz
sowie
- Rosa Domm
- Eva Botzenhart
- Olaf Duge
- Sonja Lattwesen
- Dominik Lorenzen
- Zohra Mojadeddi
- Johannes Alexander Müller
- Andrea Nunne
- Lisa Maria Otte
- Ulrike Sparr
- Charlotte Stoffel (GRÜNE) und Fraktion