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U4-Weiterführung nach Wilhelmsburg – jetzt künftige Entwicklung sichern

Donnerstag, 07.10.2021

Seit 2012 erweitert die neue U-Bahnlinie U4 das Angebot im Hamburger Verkehrsnetz. Von Billstedt bis zum Jungfernstieg ergänzt sie die Linie der U2, ab dem Jungfernstieg ist sie die einzige U-Bahn-Linie, die in die HafenCity führt. Seit der Eröffnung der U-Bahn-Station Elbbrücken im Dezember 2018 sind nun alle in der HafenCity geplanten Halte erreicht. Mit der Fertigstellung der S-Bahn-Station Elbbrücken ist seit Ende 2019 für Fahrgäste von südlich der Elbe ein neuer Umstieg vor dem Hauptbahnhof möglich.

Die Verlängerung der Linie U4 zum neuen Stadtteil auf dem Kleinen Grasbrook mit einer (vorläufigen) Endhaltestelle über dem Moldauhafen ist bereits in Planung. Bei der Entwicklung des neuen Quartiers auf dem Grasbrook soll zudem eine Weiterführung der U4 in Richtung Wilhelmsburg berücksichtigt werden. Eine Konzeptstudie hat für diese Weiterführung bereits verschiedene Varianten erarbeitet; zur vertieften Prüfung befindet sich aktuell eine Machbarkeitsuntersuchung in Arbeit.

Vor dem Hintergrund, dass in Wilhelmsburg mehrere Quartiersentwicklungen kurz vor der Umsetzung stehen, ist die Berücksichtigung der U4-Fortführung zum jetzigen Zeitpunkt in zweifacher Hinsicht von besonderer Bedeutung. Zum einen werden im nordwestlichen Wilhelmsburg, also genau dort, wo die U4-Verlängerung hinführen soll, über 5.000 neue Wohnungen entstehen und somit einen ganz neuen Bedarf an die Kapazitäten der ÖPNV-Anbindung stellen. Bereits jetzt sind die S-Bahnen, die als einzige Schnellbahnverbindungen Wilhelmsburg mit der City und den Stadtteilen südlich der Elbe verbinden, an der Kapazitätsgrenze. Zum anderen soll mit dem Bau der neuen IBA-Wohnquartiere bereits 2022 begonnen werden. Daher muss jetzt sichergestellt werden, dass die bestmögliche Lösung für die U4-Verlängerung und die Entwicklung dieser Quartiere miteinander kompatibel bleiben. Eine U-Bahn-Station im nordwestlichen Wilhelmsburg würde den über 20.000 Bewohner*innen des Reiherstiegviertels sowie den 10.000 zukünftigen Anwohner*innen der neuen Quartiere eine Schnellbahnanbindung bieten.

Sowohl die Konzeptstudie der Hamburger Hochbahn zur U-Bahn-Netz-Erweiterung von 2014 als auch die erweiterte Konzeptstudie zur Erweiterung der U4 in Richtung Wilhelmsburg von September 2020 haben für die Weiterführung der U4 nach Wilhelmsburg Varianten ermittelt. Im Ergebnis der Konzeptstudie von 2014 stand als präferierte Lösung eine unterirdische Trassenführung mittels Tunnelvortrieb, wodurch der oberirdische Flächenbedarf nach dem Bau gering ausfallen würde. Lediglich zur Herstellung der notwendigen offenen Baugruben im Bereich von Haltestellen, Notausgängen und ggf. Kehr- und Abstellanlagen bedürfte es bei dieser Bauweise einer Flächenvorhaltung. In der erweiterten Konzeptstudie von 2020 wurde bei beiden untersuchten Trassenkorridoren – ausgehend von der o. g. oberirdischen Haltestelle über dem Moldauhafen – eine Trassenführung mit Anschluss an eine unterirdische Haltestelle im Bereich Wilhelmsburg vorgeschlagen. Jedoch weist die erweiterte Konzeptstudie darauf hin, dass in der Machbarkeitsuntersuchung auch eine durchgehend oberirdische Trassenführung und somit eine oberirdische Zielhaltestelle im nordwestlichen Wilhelmsburg betrachtet werden soll.

Um die Schienenanbindung der Elbinsel Wilhelmsburg bereits vor der Fortführung der U4 zu verbessern, hat die Bürgerschaft 2018 die Einrichtung einer weiteren S-Bahn-Linie Richtung Harburg auf den Weg gebracht: Die neue S32-Süd (Harburg-Rathaus – Hauptbahnhof – Altona) soll die bestehenden Linien auf dieser Strecke ergänzen und entlasten (s. a. Drs. 21/15168). Mit ihr sollen auf der Harburger S-Bahn drei Zugfahrten pro 10-Minuten-Intervall und Richtung ermöglicht werden („3 1/3-Minuten-Takt“). Für den Betrieb der S32-Süd wurden bereits die erforderlichen Züge bestellt. Für die Strecke werden noch zusätzliche Weichenverbindungen und Signale, ein neues elektronisches Stellwerk sowie zusätzliche Gleichrichterwerke benötigt.

Mit der Verlängerung der U4 und einer Station im Reiherstiegviertel würde die Anbindung eines bisher nicht durch die Schiene erschlossenen, stark verdichteten Quartieres sowie der neuen IBA-Entwicklungsgebiete Spreehafenviertel und Teilen des Elbinselquartiers gelingen. Im Falle der Entscheidung für eine Trassenführung über den Westkorridor einschließlich einer Station auf dem westlichen Grasbrook kann perspektivisch die Anbindung weiterer großer städtebaulicher Potenzialflächen sichergestellt werden. Die Weiterführung der U4 in das nordwestliche Wilhelmsburg ist ein wichtiger Bestandteil für die Umsetzung der Mobilitätswende auf den Elbinseln.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen,

Der Senat wird gebeten,

1. die weitere Planung für die Verlängerung der U4 über den Grasbrook in den Norden Wilhelmsburgs zügig voranzutreiben,

2. in Abstimmung mit der künftigen städtebaulichen Entwicklung auf dem Grasbrook und in Wilhelmsburg alle in der aktuellen Machbarkeitsuntersuchung betrachteten Trassenvarianten abschließend zu untersuchen und eine Vorzugstrasse einschließlich der Haltestellenlage zu bestimmen,

3. die Busanbindung des nordwestlichen Wilhelmsburgs mit Blick auf das dortige Bevölkerungswachstum weiter zu entwickeln und auszubauen und dabei u. a. eine umsteigefreie Busverbindung zwischen Wilhelmsburg und dem derzeitigen Endpunkt der U4 an der Haltestelle U/S Elbbrücken vorzusehen,

4. eine langfristige Weiterführung der U4 von Wilhelmsburg (Reiherstiegviertel) bis nach Harburg in der Verkehrsentwicklungsplanung zu berücksichtigen,

5. der Bürgerschaft bis zum 30.06.2022 zu berichten.

 

 

sowie
  • Gerrit Fuß
  • Maryam Blumenthal
  • Rosa Domm
  • Olaf Duge
  • Dominik Lorenzen
  • Zohra Mojadeddi
  • Farid Müller
  • Johannes Müller
  • Andrea Nunne
  • Lisa Maria Otte
  • Dr. Miriam Putz
  • Dr. Gudrun Schittek
  • Ulrike Sparr (GRÜNE) und Fraktion