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Endometriose: Forschung, Behandlung und Aufklärung in Hamburg

Donnerstag, 26.09.2024

Einleitung für die Fragen:

Endometriose ist eine häufig vorkommende Unterleibs-Erkrankung bei Frauen. Als Ursache gilt die Ansiedlung von Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter. Fachleute bezeichnen solche Gewebsinseln auch als „Endometriose-Herde“. Sie können vorkommen, ohne dass eine Frau davon etwas spürt. Die Beschwerden können allerdings für die betroffenen Frauen und Mädchen auch mit erheblichen Einschränkungen im privaten und beruflichen Alltag sowie einer Beeinträchtigung der Lebensqualität und Fertilität einhergehen.

Schätzungen gehen davon aus, dass die Erkrankung bei 10 bis 15 Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter auftritt. Trotz der hohen Zahl an Betroffenen, des chronischen Krankheitsverlaufs, der Schmerzsymptomatik und Problemen im Hinblick auf die Möglichkeit, schwanger zu werden, sind medizinisches Personal und Patient:innen oft nicht ausreichend über Endometriose aufgeklärt.

In der Folge vergehen vom Auftreten erster Symptome bis zur Diagnose häufig zwischen sieben und zehn Jahre. Auch die Datenlage zur Endometriose ist bislang nicht ausreichend. Es gibt zu wenige Daten zur Prävalenz, zu Einflussfaktoren und zur Versorgung.

Auch zu den Ursachen der Endometriose besteht noch Forschungsbedarf. Am Beispiel Endometriose wird der Gender-Data-Gap besonders deutlich. Der Erforschung dieser Krankheit, wurde in der Vergangenheit zu wenig Priorität eingeräumt.

International findet das Thema inzwischen mehr Aufmerksamkeit. Australien hat bereits 2018 einen nationalen Aktionsplan Endometriose beschlossen und stellt für Forschung und Versorgung viele Millionen Euro zur Verfügung. Frankreich hat seit 2022 einen nationalen Aktionsplan verkündet, der Schulungen für medizinisches Personal vorsieht, ebenso wie die Gründung überregionaler Fachzentren und ein im Gesundheitsministerium angesiedeltes Forschungsteam. In Deutschland ist 2023 die Richtlinie zur Förderung von Projekten zum Thema interdisziplinäre Verbünde zur Erforschung von Pathomechanismen der Endometriose erlassen worden. Die Forschung wird mit fünf Millionen Euro pro Jahr gefördert.

Fachgesellschaften und Betroffenenverbände fordern jedoch auch mehr Ressourcen in der Versorgungsforschung, sowie zusätzliche finanzielle Mittel in ambulanter und stationärer Versorgung.

In den Bildungsplänen an den Schulen spielen die biologischen Abläufe des Menstruationszyklus bereits eine wichtige Rolle. Eine fundierte Aufklärung über die Abläufe im eigenen Körper durch den Unterricht ist essenziell. Dazu gehört auch, Schüler:innen dafür zu sensibilisieren, dass Schmerzen während der Menstruation nicht normal sind und Fachärzt:innen diese begutachten sollten. Ein positives Beispiel ist das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Informationsangebot unter dem Titel „Endo…was???- Zeitbild“.

Neben der Weiterbildung von Lehrer:innen und der Aufklärung und Information von Jugendlichen ist auch die Aufklärung und Sensibilisierung der breiten Öffentlichkeit und des medizinischen Fachpersonals wichtig. Nur so kann eine Entstigmatisierung der Menstruation sowie der Endometriose erfolgen.

Noch viel zu oft werden Endometriose-Betroffene nicht ernst genommen. Nur durch die Behebung des Defizits an öffentlicher und fachlicher Wahrnehmung kann es gelingen, lange Diagnosezeitra?ume zu verkürzen.

Die Diagnose und Therapie von Endometriose ist wichtiger Bestandteil der fachärztlichen Weiterbildung der Gynäkologie und Geburtshilfe. Diagnostik und Therapie erfolgen überwiegend ambulant fachärztlich, aber auch stationär.

Hamburg verfügt bisher über zwei renommierte zertifizierte Endometriosezentren, die die größte Zahl der operativen minimalinvasiven Eingriffe bei Endometriose vornehmen. Das sind die Frauenklinik an der Elbe und die gynäkologische Abteilung des Albertinenkrankenhauses.

Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) bietet eine Endometriosesprechstunde an und erfüllt die Kriterien für eine Zertifizierung. Das Audit für die Zertifizierung findet mit dem Ziel statt, dass das UKE ab diesem Zeitpunkt ein zertifiziertes Endometriosezentrum sein wird. Damit würde die Zahl der zertifizierten Endometriosezentren in Hamburg auf drei gesteigert.

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

Frage 1: Ist eine Kooperation der Hamburger Endometriose-Zentren in einem Forschungsverbund geplant? Falls ja, was ist im Rahmen dieser Kooperation geplant? Falls nein, warum nicht?

Frage 2: Beabsichtigen die Hamburger Endometriose-Zentren einzeln oder als Verbund eine Bewerbung für Forschungsgelder im Rahmen der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung?

Frage 3: Falls ja, was soll erforscht werden und welche Rolle spielt dabei die interdisziplinäre Zusammenarbeit auf internationaler Ebene?

Frage 4: Welche weiteren Möglichkeiten der Unterstützung sieht der Senat, um neue Diagnoseverfahren und bessere Therapien zu ermöglichen sowie die allgemeine gesellschaftliche Aufklärung voranzutreiben?

Frage 5: Liegen dem Senat oder der zuständigen Behörde Erkenntnisse dar-über vor, ob die Ärztekammer eine Weiterentwicklung der Fortbildungsangebote zu geschlechtersensibler Medizin und Endometriose plant? Wenn ja, welche?

Frage 6: Inwieweit ist das Thema Endometriose bereits Gegenstand von Fortbildungsangeboten für Lehrkräfte an Hamburger Schulen?

Frage 7: Inwieweit ist das Thema Endometriose in den Bildungsplänen und dem Unterricht an weiterführenden Schulen in Hamburg vorgesehen?

Frage 8: Nutzt der Senat die Ministerkonferenzen, um das Thema Verbesserung der Forschung zu und Behandlung von „Endometriose“ zu unterstützen? Wenn ja, wie?