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Geringe Zahl an Organspenden: Rot-Grün will Trendwende einleiten

Sonntag, 04.06.2023

Die Chance, in Deutschland ein lebensrettendes Spenderorgan zu bekommen, ist im europäischen Vergleich schon seit vielen Jahren erschreckend gering. Auch 2022 ist die Zahl der Organspenden weiter eingebrochen. Mit einem Bürgerschaftsantrag wollen die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen nun in Hamburg eine Trendwende einleiten und setzen sich für den Aufbau eines zentralen Organspende-Registers ein. Unter anderem durch eine Zusammenarbeit mit den Krankenkassen, der Verbraucherzentrale sowie Schulen und Meldeämtern sollen Transplantationen sowie die Dokumentation der Entscheidung für oder gegen die postmortale Organspende gefördert werden. Über den rot-grünen Antrag entscheidet die Hamburgische Bürgerschaft in ihrer nächsten Sitzung am 7. Juni.

Dazu Claudia Loss, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion Hamburg: „Eine Organspende rettet Leben! Es ist erschreckend, dass die ohnehin schon geringe Zahl der Organspenden bundesweit in den vergangenen Jahren weiter gesunken ist. Auch in Hamburg beobachten wir einen Abwärtstrend: Retteten im Jahr 2018 noch 55 Organspenden schwerkranken Menschen in Hamburg das Leben, lag diese Zahl 2022 nur noch bei 28 – insbesondere für die Betroffenen eine schwer zu ertragende Entwicklung. Diese Dynamik lässt sich nur zum Teil auf den Fachkräftemangel und die damit verbundene Reduzierung von Intensivbetten zurückführen. Mit unserem Antrag wollen wir diesem Rückgang entgegensteuern und mit einer Aufklärungskampagne umfassend über Organspende informieren. Unser Ziel ist es, dass sich die in Umfragen immer wieder bekundete hohe Spendenbereitschaft der eigenen Organe auch dokumentiert in den Ausweisen wiederfindet, sodass im Fall der Fälle schnellere Entscheidungen getroffen werden können. Dafür müssen wir uns als Gesellschaft vermehrt mit Organspenden auseinandersetzen. So soll das Thema beispielsweise in den Lehrplänen verankert und auch gesamtgesellschaftlich umfassend über die Organspende und Patient:innenverfügungen informiert werden. Es gilt zunächst, die Instrumente auszuschöpfen, die uns das aktuelle Gesetz an die Hand gibt. Seit März 2022 können viele Ärzt:innen beispielsweise abrechnen, wenn sie Patient:innen über das Thema Organspende aufklären und ich wünsche mir, dass sie dieser wichtigen Aufgabe verstärkt nachkommen.“

Dazu Gudrun Schittek, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg: „Deutschland ist das einzige Land im Eurotransplant-Verbund, in dem es keine Widerspruchlösung gibt. Zusammen mit Luxemburg haben wir die niedrigsten Organspendezahlen in Europa. Es kommt deshalb sogar vor, dass Menschen für eine lebensrettende medizinische Behandlung wie die Organtransplantation Deutschland verlassen. Das zeigt klar, dass derzeit in diesem Bereich zu viel falsch läuft. Es braucht daher dringend eine neue und umfassende Debatte über Lösungswege aus dieser schwierigen Situation. In Hamburg wollen wir abgesehen davon alles dafür tun, dass lebensrettende Transplantationen in Zukunft auch auf Basis der jetzigen Rechtslage häufiger realisiert werden können. Hierfür wollen wir beispielsweise durch Überarbeiten der Patient*innenverfügungen in Zusammenarbeit mit Notar- und Ärztekammer Unsicherheiten für behandelnde Ärzt*innen abbauen sowie eine noch bessere Kooperation unter den Kliniken fördern. Auch gehört das Thema Organspende in den schulischen Lehrplan. Zudem ist der Aufbau eines bundesweiten Organspenderegisters längst überfällig und muss endlich umgesetzt werden, denn Organspende rettet Leben.”