PAULA 2024

PAULA Die Zeitung der SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft No 4 Einsatz vor Ort 12 dem sozialverträglichen Klimaschutz ernst meinen, müssen solche Kraftwerke sich auch für die Bürger:innen lohnen. Sie dürfen nicht zum Einfallstor für horrende Preissteigerungen werden.“ Aufgrund des großen Engagements vor Ort schaute E.ON noch einmal in die Verträge und bemerkte, dass eine extra vereinbarte Preisdämpfungsklausel – für den Fall, dass Holz- und Gaspreis sehr stark auseinanderliegen – nicht berücksichtigt worden ist. Im Gespräch mit Simsek sagte der Konzern dem SPD-Abgeordneten schließlich zu, die vertraglich errechnete Ausgleichssumme von rund 3,9 Millionen Euro auszuzahlen und sie aus eigenen Mitteln noch einmal um 600.000 Euro aufzustocken. Damit übernimmt der Energieversorger auch die hohen Netzwärmeverluste, die sich auf 15 Prozent der Wärmeleistung belaufen und nicht bei den Verbraucher:innen ankamen. Der Konzern kündigte zudem kostenlose Energieberatungen und Kulanz bei nicht bezahlten Rechnungen an. Bei einem Vor-Ort-Termin mit SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf haben die beiden Abgeordneten aus Bergedorf das Kraftwerk noch einmal besichtigt und sich ein Bild über die Situation verschafft. Dabei wurde den Abgeordneten zugesichert, dass bei weiteren Verhandlungen mit der SAGA mögliche Auswirkungen auf die Verbraucher:innen noch stärker im Mittelpunkt stehen sollen. „Den Heizkosten-Schock vom Herbst 2022 werden viele Menschen aus Lohbrügge-Nord so schnell nicht vergessen“, weiß Ali Simsek. „Aber die gemeinsame Hartnäckigkeit von Anwohnenden und Politik hat sich bezahlt gemacht.“ EIN FALL FÜR ZWEI eizkostenabrechnungen sind nicht selten echte Wundertüten. Denn wie viel Wärme der eigene Haushalt über das Jahr tatsächlich verbraucht hat, dazu haben nur die wenigsten Hamburger:innen ein verlässliches Bauchgefühl. Auch die Menschen aus Hamburg-Lohbrügge haben deshalb einen neugierigen Blick auf ihre Abrechnung geworfen – doch der hielt eine böse Überraschung bereit: Um 150 bis 300 Prozent waren die Heizkosten für das Jahr 2021 im Durchschnitt angestiegen, in einigen Fällen sogar um 400 bis 600 Prozent. In der Spitze forderte der Energiekonzern E.ON, der das zuständige Fernwärme-Holzkraftwerk am Havighorster Weg betreibt, Nachzahlungen von bis zu 2.000 Euro. Gleichzeitig wurden die Abschläge für die betroffenen Haushalte deutlich erhöht. Viele Menschen geUieten an iKUe finan]ieOOe %eOastXnJsJUen]e. Wie konnte es dazu kommen? Der Energiekonzern E.ON verwies auf die Preissteigerungen im Energiesektor. Ein Blick auf das Holzkraftwerk am Havighorster Weg (Bild) zeigt, dass die Energie zu 72 Prozent aus Holzabfällen erzeugt wird. Außerdem sind noch Erdgas – zu 22 Prozent – sowie Biomethan und Strom an der Wärmeerzeugung beteiligt. Während sich der Holzpreis im Abrechnungszeitraum verdoppelte, stieg der Einkaufspreis für Gas um das Sechsfache an. Dies sei der Grund für den stark gestiegenen Wärmepreis, der an den Gaspreis gekoppelt ist – so die Argumentation des Energieversorgers. Die Menschen in Lohbrügge wollten es genau wissen und gründeten gemeinsam die Interessengemeinschaft „WIR“. Auch den Bergedorfer SPD-Abgeordneten Ali Simsek, der selbst in Lohbrügge zu Hause ist, erreichten immer mehr Anfragen von betroffenen Bürger:innen. Zusammen mit seinem Fraktionskollegen Alexander Mohrenberg, ebenfalls aus Bergedorf, schaltete er sich ein und vermittelte ein Gespräch zwischen der Interessengemeinschaft „WIR“ und E.ON. „Es war wichtig, den verantwortlichen Energieversorger nach Hamburg zu bringen“, betont Simsek die Bedeutung der Veranstaltung, an der im Januar 2023 rund 630 Anwohnende teilnahmen. „Wir konnten im direkten Gespräch viele Fragen beantworten. Gleichzeitig ist der Energieversorger im Austausch mit den Bürger:innen aber auch in Erklärungsnot geraten“. So erklärte E.ON, dass das städtische Wohnungsbauunternehmen SAGA Eigentümerin des Heizkraftwerks und auch des entsprechenden Fernwärmenetzes sei. Der Berechnungsmechanismus sei zwischen der SAGA und Betreiber E.ON vertraglich vereinbart worden. Simsek und Mohrenberg blieben auch nach der Veranstaltung mit dem Energieversorger im Gespräch und trugen über eine Schriftliche Kleine Anfrage an den Hamburger Senat weitere Informationen zur Vertragsgestaltung zusammen. „Das Heizkraftwerk Lohbrügge wird überwiegend mit Schnittgut aus Schleswig-Holstein und nur zu rund 20 Prozent mit Gas betrieben. Es ist damit ein ökologisch gutes Kraftwerk“, stellt Alexander Mohrenberg klar, der auch energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft ist. „Wenn wir es jedoch mit Wie die SPD-Abgeordneten Ali Simsek und Alexander Mohrenberg im Streit um hohe Heizkosten den E.ON-Deutschlandchef nach Hamburg lotsten und Gutschriften in Höhe von 4,5 Millionen Euro erreichten. H Vermittelten in Lohbrügge: Die SPD-Abgeordneten Alexander Mohrenberg und Ali Simsek. Abbildung: erikkrüger

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