Zum Hauptinhalt springen

Baukultur in Hamburg

Mittwoch, 13.09.2006

Hamburg ist bekannt für seine großartige Baukultur vergangener Jahrhunderte und Jahrzehnte, die die Freie und Hansestadt zu einer der schönsten Städte Deutschlands hat werden lassen. Berühmte Architekten, Stadtplaner und Baudirektoren haben Spuren im Stadtbild hinterlassen. Trotzdem scheiden sich an manchen neuen Bebauungen die Geister: Was passt zu Hamburg? Was gilt als Bausünde? Wie wichtig ist es die Stadtsilhouette zu erhalten? Sollen noch mehr Hochhäuser in der City zugelassen werden? Wie wichtig ist die Qualität der Stadt, die sich aus der Dominanz der Türme des Rathauses und der Kirchen in der Stadt ergibt? Drängen sich hohe Häuser nicht nur unnötig in diese Silhouette hinein?

Wenn man die aktuelle Debatte um die kulturelle Bildung betrachtet, kommt der Architektur paradoxerweise nur eine Randposition zu. Bühnentaugliche Künste wie Musik, Tanz und Theater sind in der Konkurrenz um öffentliche Aufmerksamkeit und öffentliche Gelder weit vorne. Die Weichen in der Gestaltung der Städte für kommende Generationen und Jahrzehnte werden aber jetzt gestellt.

 

Die Diskussion um die baukulturelle Zukunft unserer Städte wird seit langem geführt, gerade weil es in der fachlich interessierten Öffentlichkeit eine Diskussionsbereitschaft und Initiativen wie den Architektursommer gibt, wie wohl in keiner anderen Stadt. Das Thema Baukultur wird deshalb auf Bundesebene durch die Gründung der Bundesstiftung Baukultur besonders befördert. Hierzu ist das Gesetzgebungsverfahren zur Einrichtung der Bundesstiftung schon in der letzten Legislaturperiode von der rot-grünen Bundesregierung eingeleitet worden. Die große Koalition hat die Fortführung der Gründung der Stiftung in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben.

 

Hamburg fehlt eine übergeordnete Debatte um das, was Baukultur ausmacht; wie man den Stadtstaat Hamburg städtebaulich und unter baukulturellen Aspekten zukunftsfähig als menschliche Metropole gestaltet und was die Menschen in dieser Hinsicht von ihrer Stadt und den Planern, Architekten und Experten erwarten.

 

Es gilt Altes mit Neuem zu verbinden, die baukulturellen Zeugnisse zu schützen und zu bewahren und gleichzeitig neue Ideen und moderne Architektur in einer Großstadt wie Hamburg zu fordern und zu fördern. Die gelungene Synthese formt das Stadtbild und sorgt für eine Identifikation der Einwohner mit ihrer Stadt.

 

Ebenso wie andere kulturelle Ausdrucksformen bestimmt auch die Baukultur als so genannter „weicher Standortfaktor“ die Lebensqualität der Hamburger und die Chancen Hamburgs in der Konkurrenz der Städte und Regionen um Wirtschaftsbetriebe, Einwohner und Touristen.

 

Wir fragen den Senat:

 

A. Architektur und Städtebau

 

1. a) Welche Bedeutung misst der Senat der Baukultur bei?

 

b) Welche Maßstäbe für Architektur und Städtebau legt der Senat in Hamburg an?

 

2. Welchen Stellenwert misst der Senat dem Thema Baukultur hinsichtlich allgemeiner Lebensqualität, Wirtschafts- und Tourismusförderung zu?

 

3. a) Was tut der Senat, um die öffentliche Diskussion zur Baukultur anzuregen?

 

b) Wo und wie sind in den vergangenen vier Jahren welche baukulturellen Themen der Öffentlichkeit präsentiert worden?

 

c) Wie wird, über die reine Information hinaus, die Beteiligung der Bürger an der Planung über die gesetzlichen Vorgaben hinaus sichergestellt und welche besonders positiven Beispiele gibt es in Hamburg?

 

d) Sind weitere Maßnahmen in diesem Bereich geplant, wenn ja, welche?

 

e) Welche wiederkehrenden Aktivitäten und Veranstaltungen bspw. der Architektenkammer und des Bundes Deutscher Architekten zur Baukultur finden in Hamburg statt?

 

f) Welche Unterstützung erfahren diese durch die Stadt?

 

g) Wie unterstützt der Senat den Hamburger Architektursommer 2006 ideell und materiell?

 

4. Welche Bedeutung misst der Senat dem Denkmalschutz in der Pflege der Baukultur bei und welche Fördermöglichkeiten bestehen hier?

 

5. Wie werden in Hamburg öffentliche Debatten über ästhetische Gestaltungsgrundsätze in der Architektur durch den Denkmalschutz begleitet und befördert?

 

6. a) Welchen rechtlichen Rahmen hat die Pflege der Baukultur in Hamburg?

 

b) In welchen Bereichen sieht der Senat die Notwendigkeit, die rechtlichen Grundlagen für die Pflege der Baukultur zu ändern?

 

c) Warum und mit welcher Zielsetzung?

 

7. a) Welche Förderprogramme Hamburgs, des Bundes und der EU werden für Maßnahmen in den Bereichen Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung bzw. Landschaftsarchitektur in Hamburg in Anspruch genommen?

 

b) Welches Volumen haben diese Fördermittel und in welchem Umfang rufen sie Folgeinvestitionen hervor?

 

c) Welche Behörden sind an der Umsetzung beteiligt?

 

d) Wie werden die Qualität der städtebaulichen Gestaltung und die Nachhaltigkeit von Maßnahmen sichergestellt?

 

e) Inwieweit ist Hamburg an Forschungsvorhaben zum experimentellen Wohnungs- und Städtebau bzw. an anderen Ressort-Forschungsprogrammen des Bundes beteiligt?

 

f) Welche Forschungsaufträge zum Themenfeld Baukultur sind durch die Stadt Hamburg oder ihre Institutionen vergeben?

 

8. a) Gibt es über die Wohnungsbaukreditanstalt hinaus weitere Förderinstitute der Stadt, die mit Fragen von Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung befasst sind? Wenn ja, welche?

 

b) Mit welchen inhaltlichen Schwerpunkten arbeiten sie?

 

c) Sind weitere diesbezügliche Einrichtungen geplant?

 

d) Wird das Hamburgische Architekturarchiv, das Quellen zur baukulturellen Entwicklung Hamburgs sammelt, von der Stadt unterstützt? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?

 

e) Gibt es vergleichbare Einrichtungen?

 

9. a) Nach welchen Kriterien entscheidet der Senat bzw. die zuständigen Behörden, ob bei städtischen Bauvorhaben die Trennung von treuhänderischer Planung und Ausführung und gewerkeweise Vergabe an Baufirmen vorgenommen oder Generalunternehmer bzw. Generalübernehmer einschließlich der Planung beauftragt werden?

 

b) Sieht der Senat in der Einsetzung von Generalunter- bzw. Generalübernehmern eine Gefährdung mittelständiger Baubetriebe und Planungsbüros in Hamburg? Wenn nein, warum nicht?

 

10. Viele hochwertig gestaltete Gebäude, Ensembles und öffentliche Räume in Hamburg sind in den letzten Jahren aus Wettbewerben unter Beteiligung von Architekten, Stadt- und Landschaftsplanern hervorgegangen.

 

a) Welche Bedeutung misst der Senat der Durchführung von Wettbewerben bei und nach welchen Kriterien wird entschieden, ob ein Wettbewerb durchzuführen ist?

 

b) Welche Grundsätze werden bei der Durchführung von Wettbewerben angelegt?

 

c) Welche Mittel wurden in den letzten vier Jahren für Wettbewerbe bereitgestellt und welche sind künftig dafür verschlagt?

 

11. a) Welche Schwerpunkte sieht der Senat in Hamburg in der Städtebau- und Wohnraumförderung zukünftig vor?

 

b) Liegt hierfür ein Gesamtkonzept vor? Wenn nein, warum nicht?

 

c) Welche Instrumente zur Qualitätssteuerung gibt es dafür?

 

12. a) Welche Bedeutung misst der Senat der Freiflächengestaltung und -entwicklung zu?

 

b) Welche übergeordneten Konzepte liegen für diesen Bereich vor?

 

13. a) Wie beurteilt der Senat das Förderprogramm „Kunst im öffentlichen Raum“?

 

b) Welche Mittel werden hierfür derzeit und mittelfristig bereitgestellt? Werden sie ausgeschöpft? (Bitte für die einzelnen Jahre seit 1996 darstellen.)

 

c) Welche Möglichkeiten sieht der Senat, Kunstwerke im öffentlichen Raum besser zu präsentieren und bekannter zu machen?

 

14. Wie beurteilt der Senat die Möglichkeiten von Gestaltungsbeiräten oder ähnlichen Kommissionen, positiv auf die Baukultur einzuwirken?

 

15. Das Bundeskabinett hat am 3. Mai 2006 den von Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee vorgelegten Gesetzentwurf zur Errichtung der Bundesstiftung Baukultur beschlossen. Am 16. Juni 2006 hat der Bundesrat im sog. ersten Durchgang den vorgelegten Gesetzentwurf zur Bundesstiftung Baukultur begrüßt.

 

a) Wie hat Hamburg gestimmt und mit welcher inhaltlichen Begründung?

 

b) Wie wird sich Hamburg im weiteren Gesetzgebungsverfahren zur Gründung der Bundesstiftung Baukultur verhalten?

 

16. a) Welche privaten Institutionen, Vereine oder Verbände gibt es in Hamburg, die sich hauptsächlich mit baukulturellen Fragestellungen und Zielsetzungen beschäftigen?

 

b) Werden diese Institutionen in laufende Planungsprozesse eingebunden? Wenn ja, mit welchen Ergebnissen? Wenn nein, warum nicht?

 

B. Stadt- und Regionalplanung

 

1. a) Welche baukulturellen Überlegungen und Zielsetzungen verfolgt der Senat bei der Entwicklung von Konversionsflächen, die über die im Jahresbericht 2005 über Konversionsflächen in Hamburg dargestellten Anforderungen hinausgehen?

 

b) Liegen Konzeptionen vor, die unter besonderer baukultureller Sicht die Planungen begleiten? Wenn ja, wie sehen diese im Einzelnen aus? Wenn nein, warum nicht?

 

2. a) Wie gestaltet sich die Stadt- und Regionalplanung in der Metropolregion Hamburg?

 

b) Welche Erfolge wurden in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Kooperation mit dem Umland erzielt?

 

c) Welche Verbindlichkeit erlangen die Absprachen, die die baulich-räumliche Entwicklung betreffen?

 

3. In Hamburg gibt es zahlreiche abgeschlossene sowie laufende Projekte zur sozialen/aktiven Stadteilentwicklung und städtebaulicher Rahmenplanungen.

 

Inwieweit spielten oder spielen Fragen zur Baukultur in diesen Projekten eine Rolle oder sollen diese künftig eine Rolle bei Planungen zur sozialen Stadtteilentwicklung und städtebaulicher Rahmenplanungen spielen?

 

C. Förderung von Interdisziplinarität, Bildung von Netzwerken, Einbeziehung von Wissensträgern aller Fachrichtungen bei städtischen Planungen

 

1. Wird eine ganzheitliche Betrachtungsweise gefördert und wie werden Projekte und Planungen fachübergreifend vernetzt?

 

2. Wie werden Gestaltung, Konstruktion und Technik, Ökologie, Ökonomie, sowie kulturwissenschaftliche Fragestellungen bei der Lösung von Bauaufgaben berücksichtigt?

 

3. Welche Institutionen, die sich direkt oder indirekt mit Architektur und Baukunst beschäftigen, sind in Hamburg tätig? Wie werden sie vom Senat gefördert?

 

4. Wie sind diese Institutionen in städtischen Planungen eingebunden?

 

D. Ausbildung, Weiterbildung, Nachwuchsförderung

 

1. a) Welche Bedeutung wird der Baukultur im Rahmen des Unterrichts an allgemein- und berufsbildenden Schulen zugemessen?

 

b) Inwieweit wird dieses Thema Hamburg spezifisch behandelt?

 

c) In welcher Weise werden Lehrerinnen und Lehrer auf die Vermittlung des Themas Baukultur vorbereitet?

 

2. a) Welche Fördermaßnahmen gibt es, um Absolventen der baurelevanten Fächer in Hamburg bei Einstieg und Etablierung im Beruf zu unterstützen?

 

b) Welche laufenden Projekte oder Planungen gab bzw. gibt es hierzu an der Hochschule für Bildende Künste, der Universität Hamburg (Department Kulturwissenschaften), der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, der Technischen Universität Hamburg-Harburg sowie der neuen HafenCity-Universität?

 

3. a) Welche Weiterbildungsangebote bestehen in Hamburg im Baubereich für Fachleute und Nicht-Fachleute?

 

b) Sind dort neben technischem Wissen auch Fragen der Baukultur von Bedeutung?

 

c) In welchem Umfang werden Weiterbildungsangebote genutzt?

 

d) Welche Weiterbildungsangebote wenden sich dabei gezielt an politische Mandatsträger?

 

e) Welche finanziellen Ressourcen stehen für Weiterbildungsangebote im Bereich des Bauwesens zur Verfügung?

 

E. Lehre und Forschung

 

1. Welche Bedeutung haben die Studiengänge der Hamburger Hochschulen, die sich mit Architektur und Städtebau im weitesten Sinne befassen, für die Förderung der Baukultur in Hamburg, bundesweit und international?

 

2. a) Welche Lehr- und Forschungsschwerpunkte bestehen zu Architektur und Städtebau in Hamburg?

 

b) Welchen Nutzen zieht die Stadt Hamburg daraus?

 

c) Welche Veränderungen der Lehr- und Forschungsschwerpunkte sind mit der Gründung der Hafen-City-Universität geplant?