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Ausbau der Hortbetreuung an Primarschulen: „Erst bejubelt, dann einkassiert“

Mittwoch, 02.12.2009

Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat die Entscheidung des Senats kritisiert, die erst im Mai angekündigte Ausweitung der Nachmittagsbetreuung an Primarschulen wieder zu streichen. Das ambitionierte Projekt habe bei seiner Vorstellung zu Recht großes Lob bekommen. „Was der Senat zuerst auch selbst laut bejubelte, hat er jetzt still und leise einkassiert“, kritisierte SPD-Schulexperte Ties Rabe am Mittwoch. Es sei gut, dass die Hortreform so, wie Christa Goetsch sie durchdrücken wollte, nicht komme. „Das Konzept war mit erheblichen Schwachstellen behaftet. Masse statt Klasse war die Devise, und die Qualität der pädagogischen Arbeit sollte nur eine untergeordnete Rolle spielen“, sagte die SPD-Familienpolitikerin Carola Veit.

 

Rabe sprach von einem „nicht nachvollziehbaren Zickzackkurs“. Vor einem halben Jahr habe Schulsenatorin Goetsch den Eltern doppelt so viele Hortplätze versprochen wie bisher. „Jetzt wird das Ganze ausgerechnet mit Hinweis auf nötige Einsparungen beerdigt – obwohl der Senat stets behauptet hat, das Projekt sei kostenneutral umzusetzen. Das passt nicht zusammen. Diejenigen werden sich jetzt bestätigt fühlen, die das Versprechen zusätzlicher Hortplätze allein als Schachzug gesehen haben, Kritik an der Primarschule abzumildern."

 

Hamburg brauche mehr Hortplätze, betonte der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete. „Immer mehr Eltern suchen für ihre Kinder nachmittags an den Schulen eine ordentliche Betreuung. Die Behördenplanung ging im Kern in die richtige Richtung. Allerdings hatte die Behörde lediglich eine Rumpf-Planung vorgelegt, die nicht aufgehen konnte und an der es zu Recht Kritik gab." Veit sprach von einer „gigantischen Standardabsenkung - wer es wirklich ernst meint mit der Förderung benachteiligter Kinder, kann ihnen nicht nur zwei Minuten ungeteilte Aufmerksamkeit pro Kind und Stunde zukommen lassen". Die Kita-Expertin weiter: "Wer es ernst meint mit Förderung und Kinder nicht nur aufbewahren will, muss auch die notwendigen Rahmenbedingungen für eine pädagogische Arbeit schaffen, die diese Bezeichnung verdient".

 

"Die Schulbehörde hat der Öffentlichkeit doppelt so viele Hortplätze versprochen, will dafür aber keine zusätzlichen Erzieher und auch keine zusätzlichen Räume zur Verfügung stellen. Stattdessen setzte man auf größere Gruppen und schlechtere Betreuung. Eltern und Kita-Träger waren darüber zu Recht entrüstet. Angesichts des zunehmenden Widerstands und der unabsehbaren Probleme rund um die Primarschule fühlten sich Behörde und Schulen mit diesem kniffligen Vorhaben jetzt wohl überfordert", sagte Veit.

 

Veit und Rabe haben eine Kleine Anfrage an den Senat eingereicht, um Licht in das Dunkel um die Hortplätze zu bringen. Rabe: "Wir wollen wissen, warum das Vorhaben verschoben wurde, wann es gegebenenfalls wieder aufgegriffen wird und wie eine seriöse finanzielle Planung aussehen kann."