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Inklusion nachhaltig gestalten

Donnerstag, 27.02.2014

"Wenn wir in dieser Stadt alle Talente fördern wollen und alle Schülerinnen und Schüler die gleichen Chancen bekommen sollen, dann dürfen wir es nicht zulassen, dass behinderte Kinder wieder in Förder- oder wie es die CDU Fraktion jetzt nennt in ‚Inklusionsschulen‘ abgeschoben werden!", stellte Lars Holster, schulpolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, in der heutigen Aktuellen Stunde klar.

 

Auch den Umgang der Grünen mit dem Thema kritisiert Holster: "Die Grünen fordern über 20 Millionen Euro mehr für die Inklusion, ohne jedoch eine dauerhafte Finanzierungsperspektive aufzuzeigen. Wenn es nach den Grünen geht, dürften unsere Schulen jetzt für ein Jahr mehr Lehrkräfte einstellen, die sie dann im nächsten Sommer nicht weiter beschäftigen können. So macht man keine nachhaltige Schulpolitik."

 

Inklusion brauche mehr als Ressourcen, betonte der SPD-Abgeordnete. "Ein wichtiger Schritt ist, dass die Regelklassen nicht mehr als vier Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf beschulen sollten. Die Realität sieht hier an der einen oder anderen Stadtteilschule noch anders aus. Das muss sich verändern. Außerdem muss sich jede Schule strukturell umstellen, um allen Kindern gerecht zu werden. Das ist nicht immer ein leichter Weg, aber an vielen Grund-und Stadtteilschulen klappt es gut, wie uns der Verein ‚Leben mit Behinderung Hamburg‘ jüngst bescheinigt hat. So muss es an allen Hamburger Schulen werden."

 

Neben der Inklusion sei es eine wichtige Aufgabe, die Entwicklung der Stadtteilschule insgesamt weiter voranzubringen, machte der SPD-Schulexperte deutlich. "Wir werden daher die demnächst vorliegende Antwort des Senats zu unserem Ersuchen 'Erfolgsmodell Stadtteilschulen weiterentwickeln' noch vor der Sommerpause in den Schulausschuss überweisen und auf dieser Grundlage über dieses wichtige Thema intensiv beraten", so Holster.

 

Hintergrund:

 

Zur besseren Umsetzung der vom Vorgängersenat eingeführten Inklusion hat die SPD nach Regierungsantritt in einem ersten Schritt den Grund- und Stadtteilschulen knapp 200 zusätzliche Stellen zur Verfügung gestellt, davon rund 120 Stellen für die Stadtteilschulen (knapp zwei Stellen pro Schule).

 

In einem zweiten Schritt wurde ein neues Förderkonzept mit einheitlichen Maßstäben für die Lehrerzuweisung eingeführt: Wer viele Inklusionsschüler/innen hat, bekommt mehr Lehrer/innen; wer nur wenige hat, bekommt entsprechend weniger. Zusätzlich umfasst das Konzept Fortbildungen und viele schulische Organisations- und Unterstützungsmaßnahmen.

 

Der SPD-Senat hat ein umfangreiches Fortbildungsprogramm für alle Lehrkräfte eingeleitet. An allen Schulen werden so genannte "Förderkoordinatoren" zu Experten ausgebildet. Allen Schulen wird überdies eine Schulung vor Ort angeboten. Darüber hinaus gibt es zahlreiche Schulungsangebote zur Inklusion, an denen jährlich rund 3.000 Lehrkräfte teilnehmen.

 

Für die Beschulung früherer Sonder- und Förderschüler/innen bekommen Hamburgs Schulen die bundesweit höchste zusätzliche Personalzuweisung:

 

Für jedes Kind mit einer speziellen Behinderung erhält eine Schule zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen, um pro Woche sieben Unterrichtsstunden doppelt zu besetzen. Die Stellen werden den Schulen zugewiesen, wenn ein Gutachten die Behinderung des Kindes bestätigt.

 

Für jedes Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache oder emotional-soziale Entwicklung (LSE) bekommt eine Schule zusätzliche Pädagoginnen und Pädagogen, um pro Woche 3,5 Unterrichtsstunden doppelt zu besetzen. Diese Stellen werden den Schulen pauschal nach einem Schlüssel zugewiesen, der von der sozialen Lage der Schule abhängt. Durchschnittlich werden in Grundschulen vier Prozent, in Stadtteilschulen acht Prozent der Schüler als LSE-Schüler angenommen (je nach sozialer Lage 1,4 bis 14,1 Prozent).

 

Der SPD-Senat erarbeitet zurzeit ein neues Diagnostikverfahren, das präziser als die bisherige Methode ist, von gut ausgebildeten Experten durchgeführt und die Schulen erheblich entlasten wird.

 

Zusätzlich wurden den Schulen 300 Schulbegleiter/innen für die Inklusion zugewiesen.

 

Der SPD-Senat hat die anerkannten Hamburger Wissenschaftler Prof. Schuck und Prof. Rauer mit einer Begleitung und Evaluation der Inklusion beauftragt. Zwischenergebnisse werden 2014 vorgelegt.

 

Der SPD-Senat setzt eine "Feuerwehrreserve" mit zusätzlichen Lehrkräften ein, um bei besonderen Problemen einzelnen Schulen temporär zu helfen.