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Interfraktionelle Initiative: Bürgerschaft unterstützt Errichtung einer Holocaust-Gedenkstätte in Trostenez/Belarus

Sonntag, 03.11.2013

Mit einer gemeinsamen Initiative aller Fraktionen der Hamburgischen Bürgerschaft soll die Errichtung einer Holocaust-Gedenkstätte in Trostenez/Belarus unterstützt werden.

 

Trostenez nahe Minsk zählt neben Auschwitz, Belzec, Łodź, Riga und Theresienstadt zu den Deportationszielen, in die in den Jahren von 1940 bis 1945 Hamburger Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma in den Tod geschickt wurden. Mit den beiden Transporten vom 8. und 18. November 1941 gelangten 1.435 jüdische Hamburgerinnen und Hamburger nach Minsk. Bis auf 20 Personen wurden alle Deportierten – sofern sie die Transporte und die zeitweise Unterbringung im Ghetto Minsk überlebten – in Trostenez ermordet. Insgesamt wurden dort zwischen 60.000 und 100.000 Menschen, davon etwa 22.000 deutsche Bürgerinnen und Bürger mit jüdischen Wurzeln, umgebracht.

 

Die SPD-Abgeordnete Barbara Nitruch: "Die angestrebte Gedenkstätte ist für die internationale Versöhnungsarbeit von großer Bedeutung. Es geht dabei nicht nur um das Erinnern, sondern auch um die Gestaltung einer Zukunft geprägt von Toleranz und gegenseitigem Respekt. Dafür leistet das Internationale Bildungs- und Begegnungswerk schon jetzt in Belarus hervorragende Arbeit."

 

Dietrich Wersich, Vorsitzender der CDU-Bürgerschaftsfraktion: "Die Schicksale der vielen tausend Menschen dürfen nicht in Vergessenheit geraten. Mit der Errichtung einer Gedenkstätte können wir gegen dieses Vergessen angehen und an die Bürgerinnen und Bürger erinnern, die Qualen und Leid über sich ergehen lassen mussten. Dieses Denkmal soll zugleich mahnen und lehren, damit sich die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Es ist uns außerordentlich wichtig, die verdienstvolle Arbeit des Internationalen Bildungswerkes zu unterstützen."

 

Christa Goetsch kulturpolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: "Die Unterstützung für eine Gedenkstätte ist ein Zeichen gegen das Vergessen. Der Hamburger Beitrag ist angesichts des Schreckens dieses Vernichtungslagers allenfalls eine Geste, zumal die Nazis in Hamburg über 1.400 jüdische Bürgerinnen und Bürger nach Trostenez in den Tod geschickt haben."

 

Katja Suding, Vorsitzende der FDP-Bürgerschaftsfraktion und kulturpolitische Sprecherin: "Die Beteiligung Hamburgs am Aufbau einer Gedenkstätte in Trostenez ist ein Zeichen gegen das Vergessen der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte. Die Gedenkstätte erinnert uns daran, dass wir uns immer wieder für Menschenrechte, Demokratie und Freiheit einsetzen müssen, damit sich derartig schlimme Gräueltaten niemals wiederholen."

 

Norbert Hackbusch, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE: "Maly Trostenez ist ein fast vergessener Schauplatz des Holocaust. Jahrzehntelang wurde dieser Ort mit Schweigen bedeckt, obwohl die Nationalsozialisten zigtausende Menschen hierhin in den Tod schickten. Mit einer Gedenkstätte kann jetzt endlich eine angemessene Form gefunden werden, die Opfer zu würdigen und ihr unfassbares Leid der Vergessenheit zu entreißen. Das unterstützen wir von ganzem Herzen."

 

Das für das Projekt verantwortliche Internationale Bildungswerk (IBB) kalkuliert die Kosten auf 1 Million Euro. Die finanzielle Übernahme soll sich nach Vorstellung des IBB wie folgt gestalten: Auswärtiges Amt 500.000 Euro; Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 200.000 Euro sowie für jede der sechs Städte, von denen die Deportationen nach Minsk beziehungsweise Maly Trostenez ausgingen, jeweils 50.000 Euro. Die Bethe-Stiftung hat sich bereit erklärt, jeden kommunalen finanziellen Beitrag, der in 2013 bereitgestellt wird, bis zu maximal 25.000 Euro zu verdoppeln. Unterstützt wird das Projekt von Bundespräsident Joachim Gauck, wie auch vom ehemaligen Bremer Bürgermeister Henning Scherf. Sowohl das Auswärtige Amt wie auch das Bundeskanzleramt befürworten das Projekt. Mit dem jetzt eingebrachten Antrag sollen 25.000 Euro aus Mitteln des "Investitionsfonds Hamburg 2010" zur Verfügung gestellt werden.