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Künstlermanifest zeigt Missstände in Hamburg

Mittwoch, 04.11.2009

SPD-Kulturexpertin Christel Oldenburg hat den Senat zu einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem so genannten Künstler-Manifest aufgefordert. „Das Manifest zeigt Missstände auf – auch in der Hamburger Kulturpolitik. Mit diesen Missständen und den Vorwürfen der Künstler muss sich der Senat auseinandersetzen – sachlich, unaufgeregt und ohne schrille Töne“, sagte die SPD-Kulturexpertin in der Bürgerschaft. Der zentrale Vorwurf der Künstler laute: „Der Senat missbraucht Künstler und Kreative als Standortfaktoren. Er spannt sie vor seinen Werbekarren und versucht, mit der etablierten und subkulturellen Szene Touristen nach Hamburg zu locken. All das wäre noch gar nicht so schlimm, wenn nicht die Bedingungen für die bildenden Künstler, für die freien darstellenden Künstler, für viele Musikclubs und die Kreativszene so elendig schlecht wären“, sagte Oldenburg.

 

Es gebe in Hamburg kaum noch bezahlbare Ateliers, Probenräume oder Studios. Gleiches gelte für Räume mit niedrigen Mieten, die etwa von Live-Musikclubs genutzt werden können. Die Zusicherung von CDU und GAL, die geplante Kreativagentur werde alles richten, sei bislang „nur ein leeres Versprechen - und ich fürchte, dass wird es auch bleiben“, sagte Oldenburg.

 

Die SPD-Kulturexpertin kritisierte ein „Ungleichgewicht in der Hamburger Kulturpolitik“, das sich auch an der Wertschätzung messen lasse, die der Senat den verschiedenen Gruppen gegenüber zeigt. „Es kann einem ganz schwindelig werden, wenn man daran denkt, wie viel Gutes man bei Künstlern und Kreativen allein mit den Mehrkosten für die Elbphilharmonie erreichen könnte“, sagte Oldenburg. Künstler und Kreative befürchteten zu Recht, dass sie die ersten sein werden, die Leidtragende der Finanz- und Haushaltskrise sein werden. „Und zwar doppelt: erstens durch eine Verdrängung aus den Szenevierteln wegen steigender Mieten in die Randlagen der Stadt. Und zweitens dadurch, dass sie noch weniger Mittel aus dem Kulturhaushalt zu erwarten haben.“

 

Die Stadt Hamburg müsse ein lebendiges und vielschichtiges Gebilde mit allen Facetten bleiben, forderte die Abgeordnete. „Hamburg braucht keine von Quartiersmanagern entwickelte Kreativlandschaft. Wir brauchen Hamburgs Subkultur mehr denn je. Wir brauchen Freiräume, Gegenentwürfe und Utopien von einem anderen, besseren Leben jenseits von Kommerzialisierung, Konkurrenzdruck und Angst.“ Das – betonte Oldenburg - sei „nicht einmal Ideologie, sondern eine Grundkonstante unseres Daseins“.