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Projekt zur Gewaltprävention nach Berliner Vorbild HEROES – Jugendliche zu Vorbildern bei der Gleichberechtigung machen

Donnerstag, 16.06.2016

Die Regierungsfraktionen von SPD und Grünen wollen ein neues Präventionsprojekt einführen, das stereotype Geschlechterbilder bei Jugendlichen aufbrechen und sie für die Gleichberechtigung und das Selbstbestimmungsrecht von Frauen und Männern sensibilisieren soll. Als Vorbild dient das in Berlin entwickelte Projekt HEROES. Das in Hamburg neue Projekt richtet sich gezielt an Jungen und junge Männer in Schulen und Jugendtreffs und insbesondere auch an junge Geflüchtete. Ziel ist es, das Selbstbestimmungsrecht von jungen Frauen sicherzustellen und geschlechterbezogener Gewalt entgegenzuwirken. Über den entsprechenden Antrag beschließt heute die Bürgerschaft.

 

Dazu Annkathrin Kammeyer, Expertin für Opferschutz der SPD Bürgerschaftsfraktion: "Mit dem neuen Hamburger Präventionsprojekt setzen wir ein weiteres Versprechen aus dem Koalitionsvertrag um. Wir wollen, dass Bewusstsein und die Sensibilität für die Werte von Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Geschlechter insgesamt stärken und dabei noch gezielter auf Jungen und junge Männer zugehen. Dabei können die im Rahmen von HEROES ausgebildeten Mediatoren eine gute Hilfe und ein Vorbild für andere sein. Traditionell-patriarchale Vorstellungen von Geschlechterrollen und Familienehre können für Frauen und Männer gleichermaßen zu einem ernsten Problem auf dem Weg zu einem selbstbestimmten Leben werden und im Extremfall zu Gewalt führen. Insbesondere Jugendliche mit Migrationshintergrund erleben hier häufiger Konflikte rund um die Themen, Identität, Herkunft und Tradition. Ich freue mich deshalb, dass Hamburg mit einem HEROES-Projekt die Auseinandersetzung mit diesen Themen gerade bei Jungen und jungen Männern im Sinne der Selbstbestimmung und Emanzipation stärkt und damit einen Beitrag zum Schutz vor Gewalt leistet."

 

Dazu Filiz Demirel, migrationspolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion: "Die zweite und dritte Generation der in Deutschland geborenen und aufgewachsenen Menschen mit Migrationshintergrund sind – wie die meisten Jugendlichen – häufig mit verschiedenen Erwartungshaltungen konfrontiert. Sie leben in einer westlich geprägten Gesellschaft und bekommen gleichzeitig in ihren Familien oft traditionelle Werte vermittelt. Dabei können Widersprüche auftreten, zum Beispiel bei der Gleichstellung von Frau und Mann. Mithilfe des neuen Projekts nach dem Vorbild von HEROES sollen Jugendliche lernen, selbst Verantwortung für die Förderung der Gleichstellung und die Verhinderung von Gewalt zu übernehmen. Dieser Ansatz hat bereits in mehreren Städten dazu beigetragen, traditionelle Vorstellungen von Ehre und männlicher Dominanz aufzubrechen. Solche Erfahrungen möchten wir nun auch in Hamburg nutzen."

 

Hintergrund zum HEROES-Projekt in Berlin:

Die grundlegende Idee hinter dem Projekt HEROES ist die der Peer-Education: Junge Menschen lernen von Gleichaltrigen mit gleichem oder ähnlichem Erfahrungshorizont. Die "Heroes" dienen den Jüngeren als Rollenvorbilder und übernehmen so die Funktion von Multiplikatoren. Die Ausbildung dauert ein halbes Jahr. Die HEROES-Kandidaten setzen sich mit Themen wie Ehre, Gleichberechtigung, Unterdrückung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Menschenrechte auseinander. Den Abschluss des Trainings bildet die Überreichung des HEROES-Zertifikats. Nach Abschluss der Ausbildung gehen die "Heroes" an Schulen, Jugendzentren oder andere Einrichtungen und führen dort mit den Jugendlichen (weiblich und männlich) Workshops zu den relevanten Themen durch.