Zum Hauptinhalt springen

Vernachlässigte Kinder in Hamburg

Mittwoch, 01.04.2009

In der heutigen Aktuellen Stunde der Bürgerschaft wird auf Anmeldung der SPD-Fraktion über immer noch nicht umgesetzte Forderungen des Sonderausschusses „Vernachlässigte Kinder“ (2005) debattiert. Die Verbindlichkeit der Vorsorgeuntersuchungen war einer der zentralen Punkte des einstimmigen Beschlusses von SPD, GAL und CDU nach dem Tod der kleinen Jessica aus Jenfeld vor vier Jahren.

 

Vor dem Hintergrund des Falls Lara betonte die SPD-Familienexpertin Carola Veit: „Egal, ob ein Kind bei den Eltern lebt, in einem Heim, in einer Pflegefamilie oder die Mutter eine Familienhilfe bekommt - hätte Hamburg verbindliche Vorsorgeuntersuchungen, wäre sichergestellt, dass ein Arzt das Kind wiederholt auch auf mangelhafte Versorgung, Krankheit oder Misshandlung untersucht.“ Senator Wersich trage die politische Verantwortung dafür, dass es in Hamburg anders als in anderen Bundesländern keine landesrechtliche Regelung für die Verbindlichkeit von Vorsorgeuntersuchungen gebe.

 

Die SPD-Abgeordnete Britta Ernst, die dem Sonderausschuss „Vernachlässigte Kinder“ vorsaß, kritisierte die Versäumnisse des Senats scharf: „Nach drei Jahren Untätigkeit bei diesem wichtigen Thema für mehr Kinderschutz soll offenbar immer noch nicht dem Beispiel der anderen Bundesländer gefolgt werden.“ Das sei verantwortungslos.

 

Eine aktuelle Große Anfrage der SPD-Fraktion (Drs. 19/2412) hatte ergeben, dass insbesondere in sozial problematischen Stadtteilen zahlreiche Kinder nicht zu den Untersuchungen gebracht werden. In 19 Stadtteilen nehme etwa jedes vierte Kind nicht an den ärztlichen Untersuchungen teil, in weiteren 14 Stadteilen ist es rund jedes dritte Kind, wie aus der Antwort des Senats hervorgeht. In neun dieser Stadtteile ist die Teilnahmequote sogar weiter zurückgegangen, so zum Beispiel in St. Georg, St. Pauli und Billstedt.