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Alle Hamburger Kinder sollen schwimmen lernen – Schwimm-Offensive für Hamburgs Schulen

Dienstag, 02.09.2008

In Hamburg können 31 Prozent der Kinder am Ende der 4. Klasse und 16 Prozent der Kinder am Ende der sechsten Klasse nicht schwimmen. Dies hat eine Auswertung des neuen Schwimmkonzepts an Hamburger Schulen durch die Schulbehörde im Oktober 2007 ergeben. Das bedeutet für diese Kinder ein erhöhtes Risiko zu ertrinken, wenn sie im Wasser spielen oder auf dem Wasser Boot fahren. Nach einer Statistik der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) ertrinken seit 2000 wieder mehr Menschen. Ein Grund: Besonders unter den Kindern gibt es auch wieder mehr Nichtschwimmer.

Anstatt den Schwimmunterricht zu verstärken, hat der Senat mit der Neuordnung des Schulschwimmens im Jahr 2006 den Schwimmunterricht in der Grundschule sowie in der 6. Klasse um 25 Prozent verringert. Wurde früher Schwimmen mit einer wöchentlichen Wasserzeit von 30 Minuten über ein ganzes Schuljahr unterrichtet, so erstreckt sich der Schwimmunterricht nach dem neuen Konzept jeweils über ein Schulhalbjahr in 18 Wasserzeiten zu jeweils 45 Minuten. Es bleibt den Schülern weniger Zeit um das Schwimmen zu erlernen.

Der Senat scheitert an den selbst gesteckten Zielen: So sollten in den Grundschulen 95 Prozent der Schulkinder dass Seepferdchen und 75 Prozent der Schulkinder das Jugendschwimmabzeichen in Bronze erlangen. Tatsächlich haben aber nur 82,9 der Kinder Prozent das Seepferdchen und 69 Prozent der Kinder das Bronzeabzeichen erreicht. Am Ende der sechsten Klasse sollten 95 Prozent der Schulkinder das bronzene Leistungsabzeichen erlangen, geschafft haben es jedoch nur 84 Prozent. Jedes sechste Kind wird damit im Rahmen der Schule nicht ausreichend Schwimmen lernen.

Vor allem Kinder in ärmeren Stadtteilen lernen in der Schule zu einem großen Teil nicht schwimmen. Es zeigt sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen der erzielten Schwimmkompetenz und der sozialräumlichen Lage der Schulen: während die erfolgreichen Schulen weit überwiegend in wohlhabenden Stadtteilen liegen, sind die deutlichen Misserfolge weit überproportional in ärmeren Stadtteilen zu finden. So zeigt der Schwimmunterricht im ersten Halbjahr 06/07 der sechsten Klasse: Von den 19 Schulen, an denen die Zielmarke deutlich verfehlt wurde, liegen 12 Schulen in "ärmeren" Stadtteilen.

Ferner hat sich herausgestellt, dass es schwierig ist Begleitpersonen zu finden, die die Schulklasse zum Schwimmunterricht und wieder zurück bringen. Zum einen sind die zehn Euro, die dafür pro Stunde gezahlt werden, nicht ausreichend, um Eltern zu motivieren. Zum anderen trauen sich viele Eltern es sich nicht zu, 25 bis 30 Kinder ohne Unterstützung von Lehrern zu beaufsichtigen. Das Ergebnis ist, dass vermehrt vierte Klassen unbeaufsichtigt zum Schwimmunterricht gehen.

Dem Senat liegt das Schulschwimmen nicht am Herzen. Nachdem der CDU-Senat 2005 die Hamburger Lehrschwimmbecken (LSB) zur Kostenreduzierung schließen wollte, hatten sich zwar an den verschiedenen Hamburger Standorten Vereine, Verbände und Schulinitiativen bemüht, die Lehrschwimmbecken auch ohne die gestrichenen Behördengelder weiter zu betreiben. Nach finanziellen Schwierigkeiten ist die Zukunft der Lehrschwimmbecken nun aber wieder ungewiss.

 

Die Bürgerschaft möge daher beschließen:

Der Senat wird aufgefordert:

Eine Hamburger Schulschwimm-Offensive mit folgenden Punkten zu starten:

1. Sicherzustellen, dass bis zum Beginn des Schuljahres 2010 in jedem Stadtteil alle Hamburger Schulkinder am Ende der 6. Klasse schwimmen können, d.h. das bronzene Schwimmabzeichen erworben haben (Ausnahme: Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen).

2. Sicherzustellen, dass bis zum Schuljahr 2010 in jedem Stadtteil 90 Prozent der Hamburger Grundschulkinder am Ende der 4. Klasse schwimmen können, d.h. das bronzene Schwimmabzeichen erworben haben, mindestens jedoch alle Grundschulkinder das „Seepferdchen“ erreicht haben (Ausnahme: Kinder mit gesundheitlichen Einschränkungen).

3. Anzustreben, dass mehr Schülerinnen und Schüler das goldene Schwimmabzeichen erhalten.

4. Zusammen mit dem DLRG ein Konzept zu entwickeln, mit dem Ziel, dass mehr Kinder das Rettungsschwimmer-Abzeichen machen.

5. Ein Konzept zu erstellen, wie der Schwimmunterricht so gestaltet werden kann,

a. dass mehr Schülerinnen und Schüler das Schwimmen erlernen sowie

b. dass insbesondere Schülerinnen und Schüler in Kess 1 und Kess 2-Schulen gefördert werden, das Schwimmen zu erlernen.

6. Durch eine Bestandsaufnahmen bis Ende 2008 festzustellen, welche Schwimmfähigkeiten Hamburger Schülerinnen und Schüler haben und dabei anzugeben

a. wie viele Hamburger Schülerinnen und Schüler in den jeweiligen Jahrgängen welche Schwimmabzeichen und welche Schwimmfähigkeiten haben

b. die Kapazitäten der Hamburger Schwimmbäder daraufhin zu überprüfen, dass o.g. Ziele erreicht werden.

7. Die Begleitung der Grundschulkinder zu den Schwimmbädern zu optimieren.

8. Für eine ausreichende Betreuung in den Umkleidekabinen zu sorgen.

9. Die Hamburger Lehrschwimmbecken zu erhalten.

10. Der Bürgerschaft bis Ende 2008 über die Erfahrungen der Neuordnung des Schulschwimmens zu berichten sowie eine Folgeabschätzung der Auslagerung des Schulschwimmens zur Bäderland GmbH vorzulegen.