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Apotheken stärken: Fachgespräch zur Verbesserung der Arzneimittelversorgung

Freitag, 20.10.2023

Im vergangenen Herbst und Winter kam es zu teilweise erheblichen Lieferengpässen bei Fiebersäften für Kinder aber auch bei Antibiotika. Ebenso waren und sind noch Krebsmedikamente und Medikamente gegen Herz-Kreislauferkrankungen knapp. Im Register des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) werden derzeit über 500 Medikamente benannt, bei denen aktuell Lieferengpässe bestehen. Für die Lieferengpässe gibt es unterschiedliche Gründe. Beispielsweise ging der Mangel an Fiebersäften für Kinder im vergangenen Winter einher mit einer besonders hohen Zahl an Atemwegserkrankungen bei diesen.

Das Bundesministerium für Gesundheit hat zwischenzeitlich auf die Situation reagiert und ein Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln vorgelegt, das der Deutsche Bundestag am 23. Juni 2023 beschlossen hat. Durch das Gesetz werden zum Beispiel die Preisregeln für Kinderarzneimittel gelockert sowie Festbeträge und Rabattverträge abgeschafft. Insgesamt zielt das Gesetz auf Bürokratieabbau und die Schaffung von mehr Flexibilität. Zudem möchte Bundesgesundheitsminister Lauterbach bis Ende des Jahres ein Gesetz vorlegen, das die Forschungs- und Produktionsbedingungen für Arzneimittel und Medizinprodukte in Deutschland verbessert. Mittel- bis langfristig ist somit zu erwarten, dass sich die Verfügbarkeit von Medikamenten in Deutschland wieder deutlich verbessern wird.

Trotz dieser guten Fortschritte warnt unter anderem der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte vor neuerlichen Lieferengpässen bei Kindermedikamenten im kommenden Herbst und Winter, insbesondere falls es erneut zu einer starken Infektionswelle kommen sollte.

Neben einer Vielzahl anderer Probleme werden Hamburgs Apotheken dann auch wieder mit der Medikamentenknappheit umgehen müssen. Bereits letzten Winter haben die Apotheken durch vermehrte Eigenherstellung von Arzneimitteln zur Milderung der Engpässe beigetragen. Gleichzeitig haben sie sich um die Beschaffung von Fertigarzneimitteln gekümmert, indem sie nach Alternativmedikamenten telefonierten und sich mit Arztpraxen absprachen, um individuelle Lösungen für die Patient:innen bereitzustellen. Teilweise musste diese Arbeit bis jetzt fortgesetzt werden, weil einige Lieferengpässe leider weiterbestehen.

Zudem haben auch bei den Apotheken die finanziellen Belastungen, beispielsweise aufgrund von steigenden Personalkosten, zugenommen. Wachsende Anforderungen an die Arzneimittelversorgung durch neue Therapiemöglichkeiten und individualisierte Medizin, der demographische Wandel und die Zunahme von chronischen Erkrankungen kommen hinzu. Die Situation der Apotheken ist demnach angespannt und muss in Hamburg insgesamt in den Fokus genommen werden, denn Apotheken sind elementar, wenn es um die Sicherstellung von medizinischer Behandlungsqualität, Arzneimittelsicherheit und die Verringerung von Fehlmedikationen geht. Schon jetzt wird deutlich, wie wichtig eine gute Vernetzung zwischen den Apotheken und Arztpraxen ist und wie nötig auch der Austausch mit weiteren Gesundheitsberufen auf Augenhöhe ist.

Um weiterhin eine ausreichende und flächendeckende Versorgung mit Apotheken und Notdiensten zu gewährleisten und die Lieferengpässe so schnell wie möglich zu beheben, muss eine neue Verlässlichkeit hergestellt werden, die nicht nur für Patient:innen, sondern auch für Apotheken gilt. In der aktuellen Situation ist es notwendig, ergänzend zu den langfristigen und nachhaltigen Plänen auf Bundesebene, kurzfristige und niedrigschwellige Lösungen zu finden, die dabei helfen, dass Hamburg gut versorgt durch die anstehende kalte Jahreszeit kommt.

Auf Hamburger Ebene sollen daher, zur Unterstützung der Umsetzung der o. g. Maßnahmen auf Bundesebene, in einem Fachgespräch Möglichkeiten ausgelotet werden, die zur Entlastung der Apotheken beitragen und bei sich abzeichnenden neuerlichen Medikamentenengpässen der Verknappung entgegenwirken.

Die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration und die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz sollen dafür die Vertreter:innen der Hamburger Apothekerkammer, der Verbände der Krankenkassen (Kassenärztliche Vereinigung, Verband der Ersatzkrankenkassen e.V.), sowie des Verbandes der Krankenhäuser (Hamburgische Krankenhausgesellschaft e.V.) und der niedergelassenen Ärzt:innen (Ärztenetz Hamburg, Ärztekammer Hamburg) einladen um zu prüfen, welche koordinierten Maßnahmen zur Verbesserung der Versorgungslage möglich sind.

Die Bürgerschaft möge daher beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. zeitnah ein Fachgespräch „Sichere Arzneimittelversorgung durch Hamburger Apotheken“ mit allen hierzu notwendigen Akteur:innen des Gesundheitswesens in Hamburg durchzuführen, und

2. der Bürgerschaft bis zum 30.11.2023 zu berichten.

 

 

sowie
  • Dr. Gudrun Schittek
  • Filiz Demirel
  • Mareike Engels
  • Linus Görg
  • Michael Gwosdz
  • Dr. Adrian Hector
  • Britta Herrmann
  • Christa Möller-Metzger
  • Yusuf Uzundag
  • Peter Zamory (GRÜNE) und Fraktion