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Artenvielfalt bewahren – Schutz der Bienen stärken

Mittwoch, 11.01.2017

Bienen tragen in beeindruckender Weise zum Erhalt von Wild- und Kulturpflanzen und deren Erträgen bei. Ihre ökologische Bedeutung ist beträchtlich, da sie weltweit zu den wichtigsten Bestäubern, z.B. auch von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, zählen. Laut Greenpeace liegt die jährliche Bestäubungsleistung weltweit bei über 265 Milliarden Dollar. In Deutschland werden gegenwärtig von über 80.000 Imkerinnen und Imkern etwa eine Millionen Bienenvölker gehalten. Diese erbringen ca. 25.000 Tonnen Honig pro Jahr und decken damit rund 20 Prozent des heimischen Honigbedarfs. Ohne die Bestäubung durch Bienen wäre zudem auch die Obsternte, beispielsweise im traditionsreichen und landwirtschaftlich produktiven Alten Land, bedroht.

Bienen dienen aber nicht nur der Bestäubung von landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Ohne Bienen bräche die weltweite Vielfalt der Natur zusammen: Blumen würden nicht mehr blühen, Insekten, Vögel und andere Tiere, die auf Pflanzen als Nahrungsquelle angewiesen sind, würden verhungern.

Seit ein paar Jahren ist die Existenz der Bienen weltweit bedroht. Bienen leiden unter unterschiedlichen Umwelteinflüssen der Klimaerwärmung, aber auch unter modernen Produktionsweisen in Land- und Forstwirtschaft sowie dem Einsatz von bestimmten Pflanzenschutzmitteln. Die Ernährungsgrundlagen von Bienen werden verengt und die Widerstandsfähigkeit der kleinen Lebewesen geschwächt. In Europa bedrohen zudem eingeschleppte Schädlinge wie die Varroa-Milbe oder Krankheiten wie die Amerikanische Faulbrut die Existenz der Bienen und anderer lebenswichtiger Insekten.

Gegenwärtig findet eine Art Landflucht der Wildbienen in die Städte statt, insbesondere da die städtische Fauna und Flora deutlich mehr Vielfalt als die häufigen Monokulturen auf dem Lande bieten. Honigbienen gehören Imkerinnern und Imkern, die sie in Bienenkörben halten, pflegen, schützen und bewirtschaften. Diese Bienenvölker sind ohne menschliche Unterstützung nicht lange überlebensfähig. Die Völker domestizierter Honigbienen sind Dank der Pflege der Imkerin und des Imkers erheblich größer als die ihrer wild lebenden Verwandten und produzieren viel mehr Honig. Zugleich sind sie anfälliger, z. B. gegenüber ungünstiger Witterung und Krankheiten.

Laut Imkerverband Hamburg erlebt die Imkerei in Hamburg seit etwa 2008 einen bemerkenswerten Aufschwung. Die Imkerschaft hat sich mehr als verdoppelt: Imkerinnen und Imker werden Mitglieder in Vereinen, auch um ein fundiertes Wissen zur Bienenhaltung zu erlangen. Ein Grundwissen über die Natur der Bienen, deren korrekte Haltung und über die zahlreichen existenzbedrohenden Krankheiten ist unabdingbar.

In Hamburg gibt es weder einen flächendeckenden Pestizideinsatz noch „Gentech-Mais“. Gefahren drohen den Bienenvölkern aber auch in Hamburg durch Krankheiten wie zum Beispiel die Amerikanische Faulbrut oder die Varroa-Milbe. Insbesondere die Amerikanische Faulbrut kann großen Schaden anrichten. Um diese Seuche einzugrenzen, werden die Imkerinnen und Imker umfassend informiert und ganze Stadtteile zu Bienensperrzonen erklärt. Zusätzlich werden Maßnahmen ergriffen, um dieser Seuche Herr zu werden. Zuständig sind hier die Fachabteilungen in den Bezirken sowie die Veterinärbehörde, die der Gesundheitsbehörde angegliedert ist. Gleichermaßen ist ein eigenständiges Mitwirken der Imkerinnen und Imker notwendig, auch um künftige Seuchenausbreitungen zu verhindern. Für die Förderung der Bienengesundheit ist eine finanzielle Unterstützung für den Einsatz fachlich qualifizierter Personen, insbesondere der Fachrichtung Bienen als Verwaltungshelferinnen und -helfer wünschenswert, um eine fachgerechte Bekämpfung und Vorbeugung von Bienenkrankheiten sicher zu stellen.

Als einer der wichtigsten Akteure für den Erhalt der Bienen gilt der Imkerverband Hamburg e.V. Zum einen organisiert und vernetzt der Verband die Imkerschaft der Hamburger Vereine, leistet Öffentlichkeitsarbeit, unterhält eine Landbelegstelle und bietet den Imkerinnen und Imkern in Hamburg ein breit gefächertes Bildungsprogramm an. Zum anderen übernimmt er die Kontakte zu den Behörden, Versicherungen, anderen Verbänden und zu Institutionen (siehe: www.ivhh.de).

Aber auch die Stadt selbst ist aktiv, um Bienen städtisches Leben zu erleichtern. Der Hamburger Flughafen beteiligt sich am Schutz der Umwelt und der Bienen: Die Deutsche Wildtier Stiftung startete letztes Jahr zusammen mit dem Hamburger Flughafen ein fünfjähriges Projekt zum Schutz von Wildbienen im städtischen Raum. In den nächsten Jahren wird weiterer „wildbienenfreundlicher“ Lebensraum geschaffen und verschiedene Aktionen und Projekte zum Schutz und zur Förderung der Bienenarten werden verwirklicht.

Rund 200.000 Bienen haben kürzlich auf dem Gründach der Behörde für Umwelt und Energie bzw. Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in Wilhelmsburg ein neues Zuhause gefunden. Vier Bienenvölker, wie auch später Hummeln und Wildbienen, sind auf dem Dach der Behörde angesiedelt worden. Mit der Aktion soll auch auf die Bedrohung von Bienen und anderen Insekten durch Pestizide, Genmanipulation und schwindende Lebensräume aufmerksam gemacht werden.

Um in Zukunft die Arbeit des Imkerverbandes wie auch anderer Akteure im Bereich der Bienenzucht und -pflege stärker zu fördern und zu unterstützen, ist eine „Bienenstrategie“ erforderlich, die die diversen Aktivitäten im Bereich der Bienen bewertet und bündelt sowie Fördermöglichkeiten beinhaltet. Zusätzlich ist es notwendig, die städtischen Fördermittel für die Gesundhaltung der Bienen und für das Imkereiwesen zu erhöhen.

 

Vor diesem Hintergrund möge die Bürgerschaft beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. eine „Bienenstrategie“ zu erarbeiten und vorzulegen,

2. Vorkehrungen für eine finanzielle Unterstützung für den Einsatz fachlich qualifizierter Personen der Fachrichtung Bienen als Verwaltungshelferinnen und -helfer zur Gesunderhaltung der Bienen zu treffen und dafür innerhalb der Produktgruppe 25801, „Verbraucherschutz“, des Einzelplans 5 im Haushaltsplan 2017/18 insgesamt 5.000 Euro vorzuhalten,

3. eine deutliche Erhöhung der Fördermittel für das Imkereiwesen zu erwirken, indem mindestens 20.000 Euro innerhalb der Produktgruppe 27103, „Agrarwirtschaft“, des Einzelplans 7 im Haushaltsplan 2017/18 zur Verfügung gestellt werden, sowie

4. der Bürgerschaft bis Ende 2017 zu berichten.

 

sowie
  • Ulrike Sparr
  • Martin Bill
  • Dr. Stefanie von Berg
  • Christiane Blömeke
  • Dr. Carola Timm (GRÜNE) und Fraktion