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Ausdehnung der Angebotsoffensive des HVV auf den Fährverkehr von St. Pauli Landungsbrücken nach Finkenwerder

Mittwoch, 04.12.2019

Von den im Jahr 2017 transportierten 8,95 Millionen Fahrgäste der HADAG fuhren 51 Prozent auf der Linie 62 (St. Pauli Landungsbrücken – Finkenwerder) und 10 Prozent auf der Linie 64 (Finkenwerder – Teufelsbrück). Diese Zahlen belegen eindrücklich die Bedeutung des Fährverkehrs für Finkenwerder.

Und dabei steigen die Fahrgastzahlen insbesondere auf der Linie 62 kontinuierlich. An den Wochenenden und in den Ferienzeiten nutzen auch immer mehr Touristinnen und Touristen die Fähre als günstige Alternative zur Hafenrundfahrt. Die Bauarbeiten und Staus im Elbtunnel befördern zudem den vermehrten Umstieg von Berufspendlerinnen und Berufspendlern auf die Fähre. Zusammen führt dies zu überfüllten Fähren und Besetztmeldungen. Auf Initiative von SPD und GRÜNEN wurde hierauf reagiert: In den Sommermonaten wurde an den Wochenenden eine Taktverdichtung von 15 auf 10 Minuten auf der Line 62 eingeführt. Auch die Anzahl der maximal zulässigen Fahrgäste kann auf den vor 2009 in Betrieb genommenen Typ 2000 Schiffen von 250 auf 380 Personen erhöht werden, wenn neben dem Schiffsführer zwei weitere schifffahrtskundige Personen zur Besatzung gehören (vgl. Drs. 21/5074 und Drs. 21/6244). Außerdem wurden in dieser Legislaturperiode bereits zwei neue Schiffe in Dienst gestellt.

Trotz dieser Maßnahmen ist die Nachfrage ungebrochen hoch und die Situation nicht ausreichend verbessert. Die Leistungsfähigkeit auf der Linie 62 muss deutlich gesteigert werden und den Fahrgastzahlen angepasst werden.

Eine Idee, um hier Abhilfe zu schafften, ist der kurzfristige Einsatz einer neuen, zusätzlichen Expresslinie, die zwischen Finkenwerder und St. Pauli Landungsbrücken nur in Neumühlen hält. Die Fahrzeit sollte damit maximal 20 Minuten betragen. Diese Fährverbindung sollte als Berufspendlerfähre verstanden werden. Mit diesem neuen, zusätzlichen attraktiven Angebot soll der Umstieg vom eigenen Auto forciert werden. Alternativ käme die Einführung eines ganzjährigen 10-Minuten-Taktes in Betracht.

An den Landungsbrücken wurde bereits ein obligatorischer Ausstieg eingeführt, um neu zusteigende Fahrgäste, insbesondere Berufspendlerinnen und -pendler, nicht gegenüber Dauerfahrgästen zu benachteiligen. Soweit auch auf Finkenwerder Kapazitätsengpässe auftreten, wäre hier ebenfalls kurzfristig über einen obligatorischen Ausstieg nachzudenken. Dafür sind möglicherweise bauliche Maßnahmen auf den bestehenden Pontons nötig.

Angesichts der steigenden Fahrgastzahlen muss zudem die Gefahrenabwehr erneut in den Blick gerückt und geprüft werden, ob die Abwicklung des Einstiegs sicherer erfolgen kann. Dazu erscheint zumindest an den Landungsbrücken eine Vereinzelungsanlage sinnvoll, für die gemeinsam mit der zuständigen HPA eine Lösung gefunden werden sollte.

Dennoch besteht die Gefahr, ins Wasser zu fallen. Aus eigener Kraft wieder auf die Pontons zu gelangen, ist nahezu unmöglich. Zwar gibt es im Bereich der Kaikante alle 2 Meter einen Haltegriff, was ein zumindest kurzzeitiges Festhalten erleichtern kann, bis Hilfe geleistet wird. Dafür müssen diese Haltegriffe aber wegen der starken Strömung des Flusses und der Wassertemperaturen sehr schnell entdeckt werden. Sie liegen sinnvollerweise auf Höhe der Wasseroberfläche, sind aber farblich oder vom Design her kaum zu erkennen. Auch auf den Landungsbrücken selbst gibt es keinerlei Hinweise auf diese Griffe. Solche Hinweise sowie farbliche Markierung der Griffe könnten die Sicherheit erhöhen.

Neben diesen kurzfristig umsetzbaren Maßnahmen soll geprüft werden, wie und unter welchen Bedingungen an den Finkenwerder Landungsbrücken sichergestellt werden kann, dass alle Fahrgäste, die diese Linie im ÖPNV nutzen wollen, auch mitfahren können. Denkbar ist z. B. eine Trennung von An- und Abfahrt an einem gegebenenfalls neu zu errichtenden Ponton. Die Linie 64 würde dann den südlich gelegenen Ponton nutzen. Der mittlere würde ausschließlich zum Aussteigen für die Fahrgäste der ankommenden Linie 62 vorbehalten sein. Die Fähre setzt dann vor, um am nördlichen Ponton die zusteigenden Fahrgäste aufzunehmen. Der kurze Zeitaufwand für dieses Manöver wird durch das erheblich zügigere Ein- und Aussteigen wettgemacht. So würde auch der Zugang mit Fahrrädern, Kinderwagen oder für Menschen mit Handicap deutlich sicherer.

Um künftig Besetzmeldungen zu vermeiden und damit der steigenden Nachfrage gerecht zu werden ist es unumgänglich, neue Fähren anzuschaffen. Dabei ist sicherzustellen, dass neue Fährschiffe emissionsfrei betrieben werden.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. zu prüfen, ob durch eine zusätzlich regelmäßig verkehrende Expressverbindung zwischen Finkenwerder und St. Pauli Landungsbrücken mit nur einem Halt in Neumühlen die Verbindung Finkenwerder-Landungsbrücken verstärkt werden kann und den Fahrplan so auszugestalten, dass diese neue Expressverbindung insbesondere für Berufspendlerinnen und -pendler eine attraktive Alternative zum privaten Pkw darstellen kann;

2. alternativ zu prüfen, ob und unter welchen Voraussetzungen ein ganzjähriger 10-Minuten-Takt für die Linie 62 eigeführt werden kann;

3. zu prüfen, ob und inwieweit durch den Einsatz von Dreier-Besatzungen der Zahl der Besetztmeldungen entgegengewirkt werden kann;

4. zu prüfen, ob die Flotte durch Charterfähren verstärkt werden kann;

5. bei HADAG und HPA darauf hinzuwirken, dass zur Erhöhung der Sicherheit und des Komforts beim Einstieg auf den Hafenfähren folgende Maßnahmen geprüft werden:

a. Vereinzelungsanlagen für Fahrgäste, ggf. mobiler Natur, um auch andere Nutzungen der Pontons zu ermöglichen,

b. Ertüchtigung der Steganlage Finkenwerder für einen obligatorischen Ausstieg aller Fahrgäste,

c. farblich auffällige Markierung der Festhaltegriffe für ins Wasser Gefallene,

d. Hinweisschilder an den Sicherheitsstationen auf die Festhaltegriffe an den Pontons,

6. die Trennung von Ein- und Ausstieg der Linie 62 an der Finkenwerder Landungsbrücken zu prüfen;

7. bei der Anschaffung neuer Fähren auf Schiffe mit emissionsfreiem Antrieb per Batterie oder Brennstoffzellentechnologie zu setzen;

8. zu prüfen, ob sich ein neuer Ponton in Finkenwerder positiv auf die Betriebsabläufe auswirkt;

9. der Bürgerschaft bis zum 15.01.2020 zu berichten.

 

sowie
  • der Abgeordneten Martin Bill
  • Filiz Demirel
  • Olaf Duge
  • Mareike Engels
  • Ulrike Sparr
  • Dr. Anjes Tjarks (GRÜNE) und Fraktion