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Eingewöhnungsphase in der Kita auf bis zu sechs Wochen verlängern

Mittwoch, 16.03.2022

In der Eingewöhnungsphase wird das Kind behutsam von einem Elternteil oder einer vertrauten Bezugsperson in die neue Lebenswelt der Kita begleitet. Dieser Übergang von Familie in die Kindertagesbetreuung muss für jedes Kind sensibel und individuell gestaltet werden, um diesen Loslösungsprozess gut zu begleiten. Der Loslösungsprozess steht oft in engem Zusammenhang mit Vorerfahrungen wie Krabbel- oder PEKiP-Gruppen (Prager-Eltern-Kind-Programm), Wassergewöhnungskursen und anderen Angeboten für Kinder in den ersten Lebensmonaten.

Die Hamburger Bildungsempfehlungen weisen zum Thema „Übergänge gestalten“ ausführlich auf die zentrale Rolle einer sensiblen sowie kind- und elterngerechten Eingewöhnung hin. Besondere Bedeutung haben dabei Bindungs- und Beziehungsaspekte. Um diesen Ansprüchen gerecht zu werden, bedarf es nicht nur einer hohen Qualifikation des pädagogischen Personals in der Kindertagesstätte, sondern auch ausreichend Zeit. Bisher hat das Hamburger Gutscheinsystem für die Eingewöhnungsphase einen Monat vorgesehen, was grundsätzlich ein angemessener Zeitraum ist.

Allerdings hat sich die Situation vieler Eltern mit Kindern in den ersten Lebensmonaten durch die Corona-Pandemie stark verändert. Oftmals konnten Familien keine Angebote wie z. B. Spielgruppen wahrnehmen. Dadurch fehlt jungen Eltern der Austausch mit anderen Eltern und den Kindern der Kontakt zu gleichaltrigen Kindern. Das kann dazu führen, dass sich der Ablösungsprozess während der Eingewöhnungsphase für Eltern und Kinder schwieriger gestalten und Unsicherheiten mit sich bringt. Hinzukommt, dass das Kita-Personal derzeit durch Quarantäne, Krankheit oder zusätzliche Aufgaben einer besonderen Belastung ausgesetzt ist. Dadurch werden während der Eingewöhnungsphase zentrale Aufgaben wie der Bindungs- und Beziehungsaufbau zum Kind einerseits und der Kontakt und die Unterstützung der Eltern andererseits zusätzlich erschwert. Der Ablösungsprozess von den Eltern gestaltet sich für Kinder schwieriger und Eltern werden als unsicherer in den Kitas erlebt. Den Kindern fällt es oft schwer, sich in größere Gruppen einzufügen, weil ihnen zum einen die Übung fehlt, aber auch weil sie sehr auf Erwachsene fixiert sind und der Kontakt zu Gleichaltrigen z. T. vorher gar nicht stattgefunden hat. Durch diese Ungeübtheit kommt es auch schnell zu Erschöpfungen der Kinder, die die tägliche Eingewöhnungsphase entsprechend verkürzen. Durch die quarantäne- und krankheitsbedingte Fluktuation in den Kita-Teams kommt es häufiger zu Wechseln der Bezugserzieher*innen in der Eingewöhnungsphase. Bindungs- und Beziehungsaufbau verlängern sich dadurch entsprechend.

 

Zu unterschätzen ist auch nicht die große Unsicherheit von vielen Eltern, die in den letzten zwei Jahren ohne viel Unterstützung von Angeboten oder Inanspruchnahme von Baby- und Kleinkindangeboten zurechtkommen mussten. Das ist vielen Eltern mit Sicherheit gut gelungen, trotzdem hat es zur Folge, dass Eltern mehr Kontakt und Gespräche mit dem Kita-Personal benötigen, um Vertrauen in die Einrichtung und zum Kind zu gewinnen.

Durch eine (befristete) Verlängerung der Eingewöhnungszeit von einem Monat auf sechs Wochen kann der Übergang von der Familie in die Kita mit mehr Zeit, Ruhe und Aufmerksamkeit gestaltet werden. Das kann Kita-Personal, Eltern und Kinder entlasten. Das Kita-Personal erlebt weniger Druck allen Aufgaben gerecht zu werden, Kinder können sich entsprechend ihrer Möglichkeiten besser auf den neuen Ort einlassen und Eltern haben mehr Zeit für den Loslösungsprozess.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen,

Der Senat wird ersucht,

1. die Eingewöhnungsphase im Kita-Gutscheinsystem bis zum 31.03.2023 auf bis zu sechs Wochen zu erhöhen,

2. der Bürgerschaft bis zum 31.12.2022 zu berichten.

 

 

 

sowie
  • Britta Herrmann
  • Maryam Blumenthal
  • Filiz Demirel
  • Mareike Engels
  • Michael Gwosdz
  • Linus Görg
  • Christa Möller-Metzger
  • Dr. Gudrun Schittek
  • Yusuf Uzundag
  • Peter Zamory (GRÜNE) und Fraktion