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Hamburg 2020: Erfolgsmodell Stadtteilschule weiterentwickeln

Montag, 17.12.2012

Haushaltsplan-Entwurf 2013/2014

Einzelplan 3.1

 

Mit der vierjährigen Grundschule sowie der Stadtteilschule und dem Gymnasium als wei-terführende Schulformen ist in Hamburg durch den von der Bürgerschaft geschlossenen Schulfrieden ein zukunftsfähiges Schulsystem geschaffen worden. Damit wurde der Empfehlung der Enquete Kommission Schulpolitik aus dem Jahr 2007 gefolgt, die unübersichtliche Vielgliedrigkeit des Hamburger Schulwesens zu überwinden. In den kommenden Jahren muss nun die Etablierung und die Weiterentwicklung dieser neuen Schulformen vorangetrieben werden. Dadurch werden nicht nur die neu gegründeten Stadtteilschulen gefördert, sondern es wird auch das neue Hamburger Schulsystem insgesamt stabilisiert. Der Hamburger Senat hat die Stärkung der Stadtteilschulen – wie bereits im Regierungsprogramm der SPD im Vorfeld der Bürgerschaftswahl angekündigt – zu einem Themenschwerpunkt gemacht.

Die nunmehr 56 Stadtteilschulen sind an einigen Standorten aus den ehemaligen Haupt- und Realschulen, an anderen aus den ehemaligen Gesamtschulen hervorgegangen. Somit haben sich Schulen mit verschiedenen Traditionen und Schulkulturen auf den Weg gemacht, die Stadtteilschule zu einem erfolgreichen Modell zu entwickeln. Die besondere Attraktivität der Stadtteilschule besteht darin, dass alle Schulabschlüsse erworben werden können: vom Ersten Allgemeinbildenden Schulabschluss über den Mittleren Allgemeinbildenden Schulabschluss bis hin zum Abitur. Gleichzeitig sind die Klassenhöchstfrequenzen auf 23 Schülerinnen und Schüler in Klasse 5 und 6 sowie auf 25 Schülerinnen und Schüler ab der 7. Klasse so festgelegt worden, dass guter Unterricht auch bei einer heterogenen Lerngruppen stattfinden kann.

Die Stadtteilschulen sind strukturell gut aufgestellt, um den Schülerinnen und Schülern eine optimale Entwicklungsperspektive zu geben. Zwei Aspekte sind für die Attraktivität dieser Schulform von besonderer Bedeutung: die dreijährige Oberstufe und die berufliche Orientierung.

Auf Initiative der SPD wurde in den Verhandlungen zum Schulfrieden beschlossen, dass jede Stadtteilschule zum Abitur führt. Damit sollte eine gleichwertige Abschlussperspektive mit dem Gymnasium geschaffen werden. Dies wird auch durch die zentralen Abiturprüfungen gewährleistet. Die Oberstufe der Stadtteilschule erstreckt sich über drei Jahre. Diese zeitliche Ressource kann klug genutzt werden, um zum Beispiel durch das Angebot von Auslandsaufenthalten oder Langzeitpraktika eine überzeugende Alternative zum achtjährigen Abitur an den Gymnasien darzustellen. Die Vorteile der Oberstufe an den Stadtteilschulen gilt es herauszustellen und deutlicher als starke Alternative zu den Gymnasien zu akzentuieren.

 

Ein weiteres Merkmal der Stadtteilschule ist die intensive und praxisbezogene berufliche Orientierung. Alle Schülerinnen und Schüler sollen ihre Potentiale voll ausschöpfen können und einen passgenauen Übergang in das Berufsleben vollziehen. Mit der Umsetzung der Reform der beruflichen Bildung wurden hier schon Maßnahmen durchgeführt. Zum Beispiel arbeiten 28 Berufsschullehrerinnen und -lehrer seit kurzem an Stadtteilschulen im Übergangsmanagement. Es besteht allerdings weiterhin Bedarf an einer systematischen Verankerung der Berufsorientierung in den Jahrgängen 9 und 10 und einer stärkeren Praxisorientierung insbesondere in Jahrgang 9, vor dem Ersten Allgemeinbildenden Abschluss. Hier muss konzeptionell nachgesteuert werden, um für alle Schülerinnen und Schüler mit ihren unterschiedlichen Interessen und Leistungsvermögen eine Perspektive aufzuzeigen.

Die Voraussetzungen zur Weiterentwicklung der einzelnen Standorte sind allerdings sehr unterschiedlich. Es gibt bereits „Leuchtturmschulen“, die aufgrund attraktiver Profile und Unterrichtskonzeptionen eine hohe Zahl an Anmeldungen aufweisen und sich großer Beliebtheit erfreuen. An anderen Standorten hingegen sind die Fusions- und Transformationsprozesse noch nicht abgeschlossen. Teilweise gestaltet sich der Übergang als Herausforderung. Hier muss im Bedarfsfall kurzfristig Unterstützung bereitgestellt werden.

Beim Blick auf die Entwicklung der Stadtteilschulen müssen auch die Schulübergänge beachtet werden. Die Anzahl der zum 7. Schuljahr erfolgenden Wechsel vom Gymnasium auf die Stadtteilschule macht deutlich, dass die Schulwahl der Eltern nach Klasse 4 teilweise nicht den Bedürfnissen ihrer Kinder entspricht. Hier müssen Verfahren entwickelt werden, mit denen den Eltern eine passgenauere Schulformwahl erleichtert wird.

Zudem sind die unterschiedlichen Einzugsgebiete zu beachten. In Kess1- und Kess2-Gebieten werden die Schulen zum Teil mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die sich aus der sozialen Lage der Schülerschaft ergeben und denen explizit begegnet werden muss. Insbesondere der Umgang mit einer zunehmend heterogenen Schüler-schaft muss dabei auch vor dem Hintergrund inklusiver Beschulung in den Fokus rücken. Mit der Drucksache 20/3641 hat der Senat ein neues, gerechteres Ressourcenkonzept für die inklusive Beschulung vorgelegt. Die Bürgerschaft hat auf Initiative der SPD-Fraktion zwei Anträge zur Lehrerbildung und -fortbildung beschlossen. Allerdings sind für die Lehrerinnen und Lehrer weitere Hilfestellungen zum Umgang mit kultureller und sozialer Heterogenität sinnvoll. Die Stadtteilschulen sind dafür auf motiviertes Personal angewiesen. Insbesondere für Schulen in sozial schwierigen Lagen sowie in Außenbezirken müssen daher darüber hinaus wirksame Maßnahmen zur Personalrekrutierung geprüft werden.

Es gilt also, für verschiedene Situationen passgenaue Maßnahmen zu entwickeln, die die Stadtteilschulen in allen Regionen Hamburgs zum Erfolgsmodell machen. Dabei bietet auch die Ressource für den Ganztagsunterricht Spielraum für die Entwicklung verschiedenartiger Konzepte. Neben der „Ganztägigen Bildung und Betreuung an Schulen“ (GBS), mit der im Primarbereich der Ganztagsunterricht ausgeweitet wird, baut der Senat auch an den Stadtteilschulen das Ganztagsangebot aus. Im Schuljahr 2011/2012 haben 6 Schulen sich zu Ganztagsschulen weiterentwickelt, im Schuljahr 2012/2013 waren es 5 Schulen. Im Schuljahr 2013/2014 werden dann schon insgesamt 48 Stadtteilschulen ein Ganztagsangebot anbieten.

Mit der Umwandlung der Stadtteilschulen in Ganztagsschulen wird nicht nur die Verein-barkeit von Familien und Beruf erleichtert und damit für Eltern attraktiver. Der Ganztag ermöglicht auch ein verstärktes soziale Miteinander und das soziale Lernen aller Kinder in vielfältigen Lebenszusammenhängen. Außerdem entstehen mit der zusätzlichen Zeit und den damit verbundenen Personalressourcen Räume für die Umsetzung zum Beispiel von Maßnahmen für die berufliche Orientierung und für die individuelle Förderung.

 

Vor diesem Hintergrund möge die Bürgerschaft beschließen:

Der Senat wird aufgefordert,

1. im Rahmen der vorhandenen Ressourcen ein Konzept zur Weiterentwicklung der Stadtteilschulen vorzulegen, das folgende Punkte berücksichtigt:

 

a. Die Unterstützung der Transformationsprozesse von ehemaligen Haupt- und Realschulen und neu fusionierten Standorten.

 

b. Die Einführung und Entwicklung von Oberstufen an allen Stadtteilschulen und deren Profilierung unter besonderer Berücksichtigung des zusätzlichen Jahres in der Vorstufe (Jahrgang 11) sowie der Studien- und Berufsorientierung.

 

c. Die Weiterentwicklung der beruflichen Orientierung unter Berücksichtigung der Möglichkeiten zur Kooperation und Profilbildung mit beruflichen Schulen. Ein Schwerpunkt soll dabei auf der regelhaften und sicheren Verankerung der Berufsorientierung im Unterricht der Mittelstufe sowie der inhaltlichen Ausgestaltung der Berufsorientierung liegen.

 

d. Die Stärkung von Stadtteilschulen in besonderer Lage. Dabei ist insbesondere zu prüfen, wie die Stadteilschulen im Umgang mit Heterogenität konzeptionell unter-stützt werden können und mit welchen Maßnahmen die Personalrekrutierung in Schulen aus Kess1- und Kess2-Gebieten und in Randgebieten verbessert werden kann.

 

e. Unterstützung bei der Organisation und Nutzung des Ganztags, um vielfältige Lernvoraussetzungen zu schaffen

 

f. Die Einbindung von Kinder- und Jugendkultur sowie von Angebote aus dem Stadtteil in den Ganztag.

 

2. um an den Gymnasien die hohe Zahl von Abschulungen zu reduzieren zu prüfen, inwieweit am Übergang von Klassenstufe vier nach Klassenstufe fünf Methoden entwickelt werden können, die den Eltern eine bessere Hilfestellung bei der Schulformwahl geben.

 

3. Der Bürgerschaft zu Punkt 1 und 2 bis zum 28.02.2014 zu berichten.