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Hamburg 2020: Guter Unterricht in guten Schulen: Qualitätsoffensive für die Verbesserung des Unterrichts und eine neue Lernkultur

Dienstag, 22.11.2011

Haushaltsplan-Entwurf 2011/2012

Einzelplan 3.1

 

Betr.: Hamburg 2020: Guter Unterricht in guten Schulen: Qualitätsoffensive für die Verbesserung des Unterrichts und eine neue Lernkultur

Die Hansestadt Hamburg hat mit der vierjährigen Grundschule, der Stadtteilschule und dem Gymnasium ein leistungsfähiges Schulsystem. Der vereinbarte Schulfrieden gilt und garantiert diese Schulstruktur. Diese Verlässlichkeit schafft Vertrauen und bringt Ruhe in den Schulalltag, in dem sich Lehrerkräfte und Schülerinnen und Schüler wieder stärker und ungestört auf den Unterricht konzentrieren können. Sozialdemokratische Bildungspolitik wird sich deshalb in den nächsten Jahren auf die Verbesserung des Unterrichts und die innere Weiterentwicklung der Hamburger Schullandschaft konzentrieren. Der Hamburger Senat hat dafür bereits entscheidende Maßnahmen ergriffen. Mit der Bereitstellung von jährlich 115 Mio. Euro für den flächendeckenden Ausbau der ganztägigen Bildung und Betreuung an Grundschulen und zusätzlich fünf Mio. Euro für Ganztagsschulen hat der Senat die erforderlichen finanzpolitischen Weichen gestellt, um alle Hamburger Schulen in Ganztagseinrichtungen umzuwandeln. Der Zeitraum, in dem Kinder pädagogisch betreut werden, erfährt so eine erhebliche Ausweitung. Von den vielfältigen Angeboten im Bereich der Bildung, aber auch der Freizeit profitieren sowohl leistungsstarke als auch leistungsschwache Schülerinnen und Schüler. Soziale Benachteiligungen fallen weniger ins Gewicht. Die Ganztagsbereuung schafft Chancengleichheit und verbessert gleichzeitig die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Mit der Aufstockung der Mittel für das Programm „Fördern statt wiederholen“ von rund 1,6 auf 7,8 Mio. Euro haben sich zudem die finanziellen Vorraussetzungen für die Unterstützung leistungsschwächerer Schülerinnen und Schüler deutlich verbessert. Außerdem sind zusätzlich 108 Sozialpädagoginnen und -pädagogen für die inklusive Beschulung von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in den Bereichen Lernen, Sprache, soziale und emotionale Entwicklung eingestellt worden, die insbesondere in Schulen in sozialen schwächeren Stadtteilen zum Einsatz kommen. Mit diesen Maßnahmen kümmert sich der Senat besonders um die Schülerinnen und Schüler, denen in der Schule das Lernen nicht so leicht fällt. Um eine gelungene Inklusion zu ermöglichen, wird zum nächsten Schuljahr ein neues Inklusionskonzept vorgelegt. Die aktuellen Herausforderungen in dem Gebiet werden Gegenstand weiterer Anträge sein.

Die Verbesserung des Überganges von der Schule in den Beruf ist ein weiteres Anliegen sozialdemokratischer Politik. Jede Hamburger Schülerin und jeder Hamburger Schüler soll entweder das Abitur oder eine Berufsausbildung absolvieren. Um nach der Sekundarstufe I den Übergang in das Berufsleben zu erleichtern und den Jugendlichen eine längerfristige Begleitung während des Berufseinstiegs zu ermöglichen, haben wir eine Jugendberufsagentur auf den Weg gebracht. Dort sollen die vielfältigen Unterstützungsangebote der Schulbehörde, Sozialbehörde und Team.Arbeit.Hamburg zusammengeführt werden. So wird eine lückenlose Begeleitung möglich.

 

Ein weiterer wichtiger Bereich für die Steigerung der schulischen Leistungen der Hamburger Kinder und Jugendlichen und damit eine Verbesserung ihrer Lebensperspektiven ist die Weiterentwicklung des Unterrichts. Die Ergebnisse der 2008 eingeführten Schulinspektion zeigen: Entscheidend für einen guten Unterricht ist weder die Schulform noch das Renommee einer Schule oder der Stadtteil, in dem sie sich befindet, sondern die Leistung der einzelnen Lehrkraft. Von der Qualität des von ihr erteilten Unterrichts hängen die Schülerleistungen ab. Es ist das erklärte Ziel sozialdemokratischer Schulpolitik in Hamburg, dass in jedem Klassenraum guter Unterricht angeboten wird, der einer heterogenen Schülerschaft gerecht wird. Sowohl das Kind mit besonderen Begabungen, als auch das Kind mit sonderpädagogischem Förderbedarf sollen in Hamburger Schulen nach ihren individuellen Anlagen optimal unterrichtet werden. Dafür muss nun eine Konzeption für die Verbesserung und regelhafte Überprüfung der Unterrichtsqualität erarbeitet werden. Die Berichte der Schulinspektion, die Ergebnisse der jüngsten KESS-Studie sowie der Hamburger Bildungsbericht 2011 geben Hinweise auf Probleme und deuten Wege zu deren Beseitigung an. Guter Unterricht von engagierten Lehrerinnen und Lehrern findet sich bereits in jeder Schule, allerdings gibt es an vielen Schulen auch verbesserungsfähigen Unterricht. Aufgrund des häufig mangelnden Austauschs der Lehrkräfte untereinander profitieren nur wenige von den guten Ansätzen ihrer Kolleginnen und Kollegen. Durch eine stärkere systematische Verständigung untereinander könnten alle Mitglieder eines Kollegiums von den Methoden ihrer Kolleginnen und Kollegen profitieren. Gemeinsam können zudem leichter neue Konzepte entwickelt, erprobt und ausgewertet werden. Die Einführung einer schulinternen Feedbackkultur, die nicht nur Hospitationen von Kollegen und Schulleitung sowie deren Auswertung beinhaltet, sondern auch eine Einschätzung des Unterrichts seitens der Schülerinnen und Schüler, hat sich bei der Weiterentwicklung des Unterrichts als hilfreich erwiesen.

Neben diesen internen Möglichkeiten zur Qualitätsentwicklung – stärkerer Austausch der Lehrkräfte, Hospitationen, umfassendes Feedback – gibt es auch im Bereich extern unterstützter Qualitätsentwicklung Optimierungsmöglichkeiten. Mit der Einführung der Schulinspektion hat die Schulbehörde ein Instrument zur Qualitätssicherung und -entwicklung geschaffen, mit dem die Schulleistungen gemessen und verbessert werden können. Die im Rahmen der Inspektion geschlossenen Ziel- und Leistungsvereinbarungen haben sich als Element zur Qualitätssteuerung etabliert. Der Orientierungsrahmen Schulqualität bietet zudem eine Handreichung mit Kriterien für guten Unterricht. Nach nunmehr vier Jahren Praxis in der Schulinspektion und sechsjährigem Bestehen des Orientierungsrahmens ist es an der Zeit für eine Überprüfung und Weiterentwicklung dieser Maßnahmen. Die Prüfkriterien für guten Unterricht sollten überarbeitet und gegebenenfalls angepasst werden, ebenso der Orientierungsrahmen. Zu prüfen ist ebenfalls, wie die Ergebnisse der Schulinspektionen für die einzelnen Schulen sinnvoll aufbereitet und gegebenenfalls einer breiteren Schulöffentlichkeit zugänglich gemacht werden können.

Eine solche kontinuierliche Unterrichtsentwicklung garantiert hohe Standards und guten Unterricht. Mit der Qualitätsoffensive wird Hamburgs Schulsystem zukunftsfähig gemacht und die Bildung von Hamburgs Schülerinnen und Schülern deutlich verbessert werden.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht, ein Konzept vorzulegen, welches im Rahmen der vorhandenen Ressourcen eine Qualitätsoffensive an Hamburger Schulen beschreibt. Dabei sind vorrangig folgende Punkte zu prüfen:

1. Weiterentwicklung von Schule und Unterricht durch Entwicklung einer umfassenden und verbindlichen schulinternen Feedbackkultur.

2. Qualitätssteigerung des Unterrichts durch regelmäßige Hospitationen durch Kolleginnen und Kollegen, aber auch durch Schulleitungen im Rahmen des Lehrerarbeitszeitmodells.

3. Weiterentwicklung der Schulinspektion durch eine breitere Veröffentlichung der Ergebnisse in den Schulen, durch eine Überarbeitung der Prüfkriterien sowie durch eine Fortentwicklung des Orientierungsrahmens Schulqualität.

4. Verstärkte Teambildung der Lehrkräfte in den Jahrgangsstufen zur gemeinsamen Vorbereitung und Auswertung des Unterrichts.