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Hamburger Ehrenbürgerschaften stärker historisch einordnen

Mittwoch, 24.04.2013

Die lange Liste Hamburger Ehrenbürger (und wenigen Ehrenbürgerinnen!) reicht bis ins Jahr 1813 zurück – sie ist Teil des gewachsenen historischen Gedächtnisses unserer Stadt. In den letzten 200 Jahren ist es nur zweimal zu einer Aberkennung dieser Ehren gekommen: 1945 entzog der damalige Bürgermeister Rudolf Petersen Adolf Hitler und Hermann Göring ihre Ehrenbürgerschaft. Aufgrund der historischen Einzigartigkeit und der Dimension der nationalsozialistischen Verbrechen war diese Amtshandlung nach dem militärischen und moralischen Zusammenbruchs Deutschlands ein notwendiges wie klares und politisches Zeichen. Die Entscheidung ging einher mit der historisch-politischen Grundlinie für das Deutschland nach 1945: Die NSDAP wurde verboten – einschließlich aller Symbole. Über die Frage, ob auch andere historische Personen von der Liste der Hamburger Ehre, etwa Paul von Hindenburg, gestrichen werden sollen, wird gegenwärtig kontrovers diskutiert – auch in den antragstellenden Fraktionen.

Einigkeit besteht jedoch darüber, dass die Öffentlichkeit über die betreffenden Persönlichkeiten, die historischen Zusammenhänge und die Gründe, die jeweils zur Verleihung geführt haben, angemessen informiert werden soll. So soll etwa die Ehrenbürgerliste bei der Internetdarstellung unter www.hamburg.de/ehrenbuerger/ mit zusätzlichen historischen Hinweisen versehen werden. Dass ein solche Überarbeitung notwendig ist, zeigt allein der unzureichende Eintrag zum gegenwärtig umstrittenen Paul von Hindenburg, dem 1917 die Ehrenbürgerwürde verliehen wurde: „Paul von Beneckendorff und von Hindenburg (1847-1934), Königlich preußischer General-Feldmarschall und späterer Reichspräsident, ‚dankbare Verehrung des siegreichen und ruhmgekrönten Feldherrn‘“. In die offiziellen Darstellungen zu den Ehrenbürgern und Ehrenbürgerinnen Hamburgs, insbesondere derer vor 1945, müssen neue Forschungserkenntnisse einfließen, ihr Leben und Wirken kritisch hinterfragt werden. Die aktuelle Debatte zum Thema bietet hierzu einen guten Anlass.

 

 

Die Bürgerschaft möge daher beschließen:

Der Senat wird aufgefordert,

1. über die Ehrenbürgerinnen und Ehrenbürger Hamburgs, etwa auf der offiziellen Internetseite der Stadt ausführlicher als bisher – auch in ihrem historischen Kontext – zu informieren und dabei insbesondere die Gründe, die zu der Verleihung der Ehrenbürgerwürde geführt haben, näher zu erläutern.

2. die historische Kontextualisierung durch geeigneten wissenschaftlichen Sachverstand begleiten zu lassen.

 

sowie
  • der Abgeordneten Katharina Fegebank
  • Filiz Demirel
  • Olaf Duge
  • Dr. Eva Gümbel
  • Dr. Anjes Tjarks
  • Jens Kerstan (GRÜNE) und Fraktion der Abgeordneten Dr. Wieland Schinnenburg
  • Katja Suding
  • Finn-Ole Ritter
  • Anna von Treuenfels
  • Dr. Thomas-Sönke Kluth (FDP) und Fraktion