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Hamburgs Zukunft zu allen Zeiten klug, sozial und nachhaltig gestalten: Moderne Personalgewinnung für die Technischen Dienste der Freien und Hansestadt Hamburg – Stabilisierung des Hamburger Arbeitsmarktes

Mittwoch, 19.05.2021

Technische Fachkräfte sind für Hamburg von zentraler Bedeutung, damit unser Zusammenleben funktioniert und sich an die modernen Herausforderungen einer Großstadt anpassen kann. Seit Jahrzehnten steigt die Zahl der Einwohner*innen in Hamburg. Entsprechend muss auch die technische und bauliche Infrastruktur unserer Stadt erweitert und modernisiert werden, was zu veränderten Aufgaben der Verwaltung führt.

Durch die Corona-Pandemie entstehen nun neue Anforderungen und Bedürfnisse an unsere städtische Infrastruktur, die wir zum Teil heute noch nicht abschließend beurteilen können. Brauchen wir noch so viele Büroflächen wie bisher, wenn die Menschen während und nach der Pandemie einen Teil ihrer Arbeit im Homeoffice erledigen? Verändern sich die Anforderungen an privaten Wohnraum, wenn dieser auch zu einer temporären Arbeitsstätte wird? Kann die verdichtete Stadt mit ihrem Mietniveau noch mit den Kosten von Eigenheimen im Hamburger Umland konkurrieren, wenn der Aufwand des Pendelns dank Homeoffice weitestgehend entfällt? Und wie wird sich die Mobilität verändern, wenn viele nicht mehr werktäglich zur Arbeit fahren?

Wir müssen zeitgemäße Antworten auf aktuelle Fragen finden und diese dann auch nachhaltig und bedarfsgerecht umsetzen können. Das geht nur mit einer modernen und effektiven Verwaltung mit gut ausgebildeten technischen Fachkräften.

Auch der Arbeitsmarkt hat sich infolge der Corona-Pandemie drastisch verändert. Das Auftragsvolumen in der Luft- und Kreuzschifffahrtsindustrie ist nach jahrelangem Wachstum innerhalb kürzester Zeit stark eingebrochen und wird voraussichtlich für mehrere Jahre nicht an die alten Zahlen anknüpfen können. Multinationale Konzerne, aber auch kleine und mittelständische Unternehmen in diesen Wirtschaftszweigen auch mit Sitz in der Metropolregion Hamburg könnten gezwungen sein, Personalkapazitäten abzubauen. Damit würden gut ausgebildete Ingenieur*innen mit Berufserfahrung dem Arbeitsmarkt in der Metropolregion Hamburg zur Verfügung stehen.

Der Arbeitgeber Hamburg mit seinen zurzeit ca. 3.000 Beschäftigten in den sogenannten Technischen Diensten steht dagegen vor der besonderen Herausforderung, in den nächsten Jahren rund 1.000 Beschäftigte, das entspricht etwa 35 Prozent des technischen Personals, ersetzen zu müssen, die altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden werden.

Bereits im Juni 2018 hat das Kollegium der Staatsrät*innen aufgrund des technischen Fachkräftebedarfs eine Fachkräftestrategie Technische Dienste eingesetzt. Unter Leitung der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen sind in dieser Fachkräftestrategie Behörden, Bezirksämter und Landesbetriebe vereint. Der Bürgerschaft wurde über das Projekt, die Fortschritte und die Arbeitspakete im Dezember 2019 in Drucksache 21/19217 berichtet. Darin wurden vielversprechende Ansätze dargestellt, beispielsweise ein Trainee-Programm oder eine Toolbox zur Nachqualifizierung von Fachkräften, die auf vorhandene Fachkenntnisse aufbaut und diese in Richtung Bedarfe des Arbeitgebers Stadt Hamburg weiterentwickelt.

Ähnliche Strategien zur bedarfsgerechten Personalgewinnung wurden auch von den Fachkräftestrategien IT und Sozialpädagogik entwickelt: Duales Studium, ein Dienstherren-eigener Studiengang und passende Trainee-Programme. Ein Schlüssel, um erfolgreich den eigenen Personalbedarf zu decken, scheint somit die passende Ausbildung und Qualifizierung von neuen Beschäftigten zu sein.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

 

Der Senat wird ersucht,

1. eine aktuelle Bedarfsabfrage in der Stadt durchzuführen, um zu erheben, welche Fachkräfte mit welcher Qualifizierung in den technisch geprägten Dienststellen gebraucht werden. Hierbei soll auch erhoben werden, an welchen Stellen Luftfahrt- und Schiffsingenieur*innen mit entsprechender Nachqualifizierung eingesetzt werden können,

 

2. kurzfristig durch die Fachkräftestrategie Technische Dienste ein Konzept zu erarbeiten und umzusetzen, wie mögliche personellen Überhänge der Privatwirtschaft im technischen Bereich zur Deckung der Personalbedarfe des Arbeitgebers Stadt Hamburg genutzt werden können. Die bisher im Projekt engagierten Institutionen aus Verwaltung, Hochschulen und Trägern der Aus- und Fortbildung sollen an dem Vorhaben mitwirken. Die etablierten Strukturen der Kommunikation und Zusammenarbeit minimieren Transaktionsaufwand und sichern eine schnelle Umsetzung. So können Arbeitslosigkeit vermieden und Fachkräfte für die Metropolregion Hamburg gesichert werden,

 

3. der Bürgerschaft bis zum I. Quartal 2022 über den Fortschritt zu 1. und 2 zu berichten,

 

4. die bereits im Projekt erarbeiteten und erprobten Einzelmaßnahmen im Rahmen der Fachkräftestrategie Technische Dienste in ein Gesamtkonzept moderner Rekrutierung für technische Berufe zu bündeln. Der Fachkräftemangel, wie auch die derzeitige Arbeitsmarktkrise zeigen, wie wichtig eine moderne und nachhaltige Personalpolitik ist. Dieses Gesamtkonzept soll deshalb für alle Dienststellen mit technischen Bedarfen darstellen, wie die pilotierten Maßnahmen umgesetzt wurden und gewirkt haben, Auskunft über Kosten und Nutzen geben und aufzeigen, wie die Stadt mit den Maßnahmen im Vergleich zur Privatwirtschaft positioniert ist,

 

5. der Bürgerschaft bis zum I. Quartal 2023 über den Fortschritt zu 4. zu berichten.

sowie
  • der Abgeordneten Olaf Duge
  • Dennis Paustian-Döscher
  • Rosa Domm
  • Gerrit Fuß
  • Dominik Lorenzen
  • Zohra Mojadeddi
  • Johannes Müller
  • Andrea Nunne
  • Lisa Maria Otte
  • Dr. Miriam Putz
  • Dr. Gudrun Schittek
  • Ulrike Sparr
  • Eva Botzenhart
  • Mareike Engels
  • René Gögge
  • Michael Gwosdz
  • Linus Jünemann (GRÜNE) und Fraktion