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Industrie 4.0: Digitalisierung der Hamburger Wirtschaft vorantreiben

Mittwoch, 30.03.2016

Industrie 4.0 und das "Internet der Dinge" beschreibt die intelligente, internetbasierte Vernetzung von Produktentwicklung, Produktion, Logistik und Kundenmanagement. Dieser Trend wird klassische Geschäftsmodelle und -prozesse verändern und neue schaffen. Dieser digital getriebene Wandel betrifft nicht nur Großunternehmen, sondern gerade auch den international ausgerichteten Mittelstand, kleine innovative Unternehmen und IT-Startups, die Ausrüster und Treiber dieses Wandels sein können.

Für die Hamburger Wirtschaft mit ihren breiten Wertschöpfungsketten bietet die vierte industrielle Revolution große Chancen. Die besondere Stärke unseres Standorts gründet auf dem Zusammenspiel von Industrie, Forschung und Dienstleistungen. Die lebendige Startup-Szene Hamburgs kann hier ein enormer Impulsgeber sein.

Mit der Ansiedlung der anwendungsorientierten Forschungseinrichtungen "Fraunhofer Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen", dem "Zentrum für angewandte Luftfahrtforschung", dem "European Screening Port" und dem "Laser Zentrum Nord" sowie dem dazugehörigen "Institut für Laser- und Anlagensystemtechnik" der TUHH kann Hamburg viele namhafte Epizentren der Innovationsentwicklung vorweisen, die sich auch mit der Digitalisierung der industriellen Wertschöpfungsketten befassen. Neben "Smart Factories" und "Smart Products" sind die "Smart Services" elementarer Bestandteil von Industrie 4.0. Hamburg als führender Logistikstandort bietet sich hierfür als idealer Referenzstandort an. Unter dem Dach von "Smart Port Logistics" zeigt der Hamburger Hafen, im Rahmen einer Vielzahl von Projekten wie Prozesse intelligent vernetzt werden, um Kundenwünsche besser zu erfüllen. Solche Referenzprojekte zeigen einerseits den Anwendernutzen und gleichzeitig auch, wie diese Services unter der Prämisse der Datensparsamkeit datenschutzkonform entwickelt werden können und somit einen oft gehörten Widerspruch auflösen.

Die Smart Services bieten insbesondere auch für kleine und mittlere Unternehmen und Start-Ups ein großes Wachstumssegment. Bisher haben sich zu wenige Mittelständler mit den Folgen der Digitalisierung beschäftigt. Wie Studien zeigen, ist das Wissen über die Chancen und neuen Geschäftsmöglichkeiten digitalen Wirtschaftens und Arbeitens hier noch wenig verbreitet. Die vom Bundesministerium für Wirtschaft in Auftrag gegebene Studie „Erschließen der Potenziale von Industrie 4.0. im Mittelstand“ zeigt auf, dass bisherige Forschung und Projekte in diesem Feld in erster Linie auf die Entwicklung einzelnen Technologien bezogen sind. Zudem ist es erforderlich daraus resultierendes Wissen so aufzubereiten und zu vermitteln, dass es für kleine und mittlere Unternehmen greifbar wird und ihnen hilft, im Kontext von Digitalisierung und „Industrie 4.0.“ neue Geschäftsfelder zu erschließen. Hier setzt die Förderinitiative „Mittelstand 4.0. – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ an. Das Bundesministerium für Wirtschaft unterstützt den Aufbau von „Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren“, deren Aufgabe darin besteht, aktuelles, praxisrelevantes Wissen zur Digitalisierung, Anwendung von Industrie 4.0 und Vernetzung betrieblicher Prozesse zusammen zu führen, weiterzuentwickeln und „in die Sprache des Mittelstandes zu übersetzen.“ Das erste „Mittelstand 4.0. Kompetenzzentrum“ in Hannover ist bereits gestartet – neun weitere, eines davon in Hamburg unter Leitung der Handelskammer Hamburg Service GmbH, werden im Laufe des Jahres hinzu kommen.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen,

der Senat wird ersucht,

1. den „Masterplan Industrie“ um das Handlungsfeld „Industrie 4.0“ zu ergänzen und gemeinsam mit den Partnern ein Konzept zu erstellen, welches unter anderem:

- "Best Practice"-Beispiele für die Implementierung von Industrie 4.0 insbesondere im Bereich "Smart Services" erarbeitet,

- Datenschutz und Datensicherheit als wichtige Voraussetzung digitaler Angebote anerkennt und die digitale Souveränität fördert,

- mittels einer Digitalisierungsinitiative kleine und mittlere Unternehmen adressiert und unterstützt,

- zusätzliche Vernetzungsveranstaltungen und Plattformen fördert, um Start-Ups mit etablierten Industrieunternehmen zusammen zu bringen,

- die Beteiligung von kleinen und mittleren Unternehmen an Normungs- und Standardisierungsentscheidungen fördert,

- die durch die Veränderungsprozesse in den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten entstehenden Qualifizierungsbedarfe ermittelt.

Diese konzeptionellen Überlegungen sollten auch in die Fortschreibung weiterer Masterpläne, insbesondere in den Masterplan Handwerk und die Mittelstandsvereinbarung und die Arbeit der verschiedenen Clusterinitiativen einfließen.

2. Sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass Hamburg aufgrund seiner herausragenden Rolle als weltweit drittgrößter Luftfahrtstandort Sitzland für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt wird und unter dessen Dach ein Institut zu etablieren, das sich mit dem Thema „Industrie 4.0 und virtuelle Produktentwicklung“ auseinandersetzt.

 

sowie
  • der Abgeordneten Dr. Anjes Tjarks
  • Christiane Blömeke
  • Olaf Duge
  • René Gögge
  • Farid Müller (GRÜNE) und Fraktion