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Informatische Grundbildung an Hamburgs Schulen

Mittwoch, 25.05.2016

zu Drs. 21/4366

 

Unsere Gesellschaft ist mittlerweile nahezu vollständig digitalisiert. Das Zeitalter des Computers als moderne Schreibmaschine und Spielautomat für das Kinderzimmer ist längst vorbei. Mikroprozessoren befinden sich inzwischen in so vielen Geräten, dass eine Differenzierung zwischen der analogen und der digitalen Welt wenig Sinn hat. Die Digitalisierung hat damit auch in der Wirtschaft eine große Bedeutung. So haben Studien mehrfach bewiesen, dass die zunehmende Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien zu zusätzlichem Wirtschaftswachstum, steigenden Exporten und mehr Beschäftigung führt. Pro Jahr liegt der Wachstumsbeitrag durch die Digitalisierung für die bundesdeutsche Wertschöpfung bei rund 0,5 Prozentpunkten. Im Jahr 2012 sorgte die Digitalisierung in Deutschland für 1,46 Millionen Arbeitsplätze.

Die Bedeutung dieser Entwicklung spiegelt sich an vielen Stellen im Koalitionsvertrag wider. Hierzu gehört auch der verstärkte Einsatz digitaler Medien im Schulalltag. Mit dem im Frühjahr 2014 durch die Schulbehörde angestoßenen Pilotprojekt „Start in die nächste Generation“ soll die Nutzung persönlicher mobiler Endgeräte im Unterricht auf ihre Tauglichkeit in der Praxis überprüft werden. Die ersten Erfahrungswerte dieses auch wissenschaftlich begleiteten Projektes zeigen positive Effekte. Mit Blick auf eine mögliche Ausweitung dieses Projektes auf weitere Schulen sollte neben den ersten Rückmeldungen jedoch auch die mit diesem Projekt einhergehende Evaluation Berücksichtigung finden.

Schule muss zur aktiven Teilhabe in der Gesellschaft befähigen. Im Licht unserer digitalisierten Gesellschaft ist dabei die Förderung der Medienkompetenz, also hier der richtige sowie ein reflektierender Umgang mit digitalen Medien, ein wichtiger Schritt. Das hierzu seit dem Jahr 2013 bestehende und auch den Schulbereich betreffende Rahmenkonzept zur Medienkompetenzförderung gilt es daher stetig fortzuentwickeln.

Darüber hinaus muss es aber auch darum gehen, das Verstehen der Architektur der digitalen Welt zu ermöglichen. Denn: „Wer nicht versteht, wie die Welt um ihn herum funktioniert, der kann die Welt auch nicht beeinflussen und gestalten. Und gerade die digitale Welt ist sehr relevant für unser Leben, also sollte jeder sie auch verstehen.“

Zum Verstehen braucht es eine informatische Grundbildung. Ziel dieser Grundbildung muss es sein, den Schülerinnen und Schülern auf altersgemäße Weise Erkenntnisse über die grundlegende Funktionsweise von Informatiksystemen zu vermitteln, die ihnen eine effiziente Nutzung, einen verantwortungsvollen Umgang sowie eine Abschätzung der prinzipiellen Chancen und Risiken moderner Informatiksysteme ermöglichen. Darüber hinaus sollen sie mit den Grundzügen von Algorithmen vertraut gemacht werden sowie Basiskompetenzen zum Umgang mit Automaten sowie beim Modellieren erwerben. Diese Fähigkeiten werden in unserer Informationsgesellschaft nicht mehr nur von ausgebildeten IT-Spezialistinnen bzw. IT-Spezialisten verlangt, sondern zunehmend von jeder und jedem Einzelnen. Junge Menschen müssen nicht nur in der Anwendung und Bedienung von digitalen Technologien geschult werden. Vielmehr sollen sie verstehen, wie sie funktionieren und welche Prinzipien dahinter liegen. Wichtig ist es daher, die Lehrkräfte während ihrer Ausbildung auf diese Aufgabe hinreichend vorzubereiten.

Zur Stärkung des Informatikunterrichts gibt es seit Beginn 2014 ein weiteres Schulprojekt zur beispielhaften Entwicklung und Erprobung von Informatikcurricula für die Jahrgangsstufen 5 bis 13 an insgesamt vier Schulen. Über die Erfahrungen und Ergebnisse dieses Projektes soll die Bürgerschaft unterrichtet werden.

Die Bürgerschaft möge daher beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. zu prüfen, wie in der universitären Phase der Lehrerausbildung eine informatische Grundbildung der angehenden Lehrkräfte verbindlich erworben werden kann,

2. zu prüfen, wie in der zweiten Phase der Lehrerausbildung eine informatische Grundbildung der angehenden Lehrkräfte durch eine freiwillige Zusatzqualifikation erworben werden kann,

3. zu prüfen, wie in der zweiten Phase der Lehrerausbildung in Mathematik sowie den naturwissenschaftlichen Fächern eine informatische Grundbildung als Querschnittsaufgabe verankert werden kann,

4. das Rahmenkonzept Medienkompetenzförderung ständig weiterzuentwickeln,

5. der Bürgerschaft zu den Punkten 1 bis 4 sowie über die Erkenntnisse und Ergebnisse der Schulprojekte „Start in die nächste Generation“ sowie zur Stärkung des Informatikunterrichts bis zum 31.07.2017 zu berichten.

 

C’t – Magazin für Computertechnik, Heise Zeitschriftenverlag. 2014, Heft 14, „Schulfach „Computing“ ab Klasse 1 – Interview mit Simon Peyton Jones“, S. 110-111

sowie
  • der Abgeordneten Dr. Stefanie v. Berg
  • Farid Müller
  • Martin Bill
  • Murat Gözay
  • Dr. Anjes Tjarks (GRÜNE) und Fraktion