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Interkulturelle Kompetenz in den gesundheitlichen Versorgungsstrukturen

Mittwoch, 25.01.2012

In Hamburg lebten Ende 2010 lt. Auskunft des Statistikamtes Nord 515.000 Menschen mit Migrationshintergrund. 233.000 von ihnen haben nicht die deutsche Staatsangehörigkeit, 195.000 sind eingebürgert worden und 87.000 Menschen sind Aussiedler. Zu den Menschen mit Migrationshintergrund zählen auch Kinder und Jugendliche, die keine eigene Migrationserfahrung haben und die die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, bei denen aber mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund hat. Diese Hamburgerinnen und Hamburger mit Migrationshintergrund kommen aus fast allen Teilen der Welt und haben entsprechend unterschiedliche kulturelle Hintergründe. Die größte Gruppe ist die der Menschen mit türkischem Migrationshintergrund.

In der Gesundheitsberichterstattung kommen Menschen mit Migrationshintergrund bisher nur am Rande vor. Das Universitätsklinikum Eppendorf und die Berliner Charité führen derzeit gemeinsam in Kooperation mit der Marmara Universität in Istanbul erstmals ein Forschungsvorhaben durch, welches die Gesundheitssituation, das Wohlbefinden und den Zugang zum deutschen Medizinsystem von Menschen mit türkischem Migrationshinter-grund systematisch untersuchen soll.

Menschen mit Migrationshintergrund brauchen gezielte Informationen über das deutsche Gesundheitssystem. Insbesondere die Angebotsstruktur im Bereich der Gesundheits-prävention sollte kultursensibel sein. Interkulturelle Kompetenz ist eine wichtige Ressource, die Hamburg nicht zuletzt auch als bedeutender Standort der Gesundheitswirtschaft fördern sollte. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass interkulturellen Analysen und Kompetenzen bei Ärzten, Klinik- und Pflegepersonal eine wachsende Bedeutung zukommt und wichtige Bausteine für eine erfolgreiche Integration sind.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen,

Der Senat wird ersucht,

der Bürgerschaft bis zum Jahresende 2012 einen Bericht über die interkulturelle Kompetenz in den Versorgungsstrukturen des Hamburger Gesundheitssystems vorzulegen und dabei nötigenfalls unter Bezugnahme auf bundesweite Studien die folgenden Punkte zu berücksichtigen:

1. Erkenntnisse über besondere gesundheitliche Risiken von Menschen mit Migrationshintergrund und die Gründe dafür,

2. Hinweise auf die Nutzung von Angeboten der gesundheitlichen Prävention und gegebenenfalls vorhandene Zugangsbarrieren,

3. Angebote und Leistungen im Hamburger Gesundheitssystem, die sich gezielt an Menschen mit Migrationshintergrund wenden,

 

4. Medizinische Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund ohne gesicherten Aufenthaltstatus,

5. Fremdsprachliche psychotherapeutische Angebote für Menschen mit Migrationshintergrund,

6. Dolmetscherleistungen insbesondere in Kliniken,

7. Gender-Gesichtspunkte,

8. Hinweise auf eine höhere Suizidgefährdung junger Migrantinnen,

9. Best Practice Beispiele aus anderen Bundesländern.