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Internationalität als Stärke – bilinguale Angebote ausbauen!

Montag, 04.06.2007

Seit dem Schuljahr 1999/2000 sind in verschiedenen Hamburger Schulen bilinguale Angebote aufgebaut worden, bei denen neben Deutsch eine zweite Partnersprache gleichberechtigte Unterrichtssprache ist. Das Angebot wird in Kooperation mit Erziehungsministerien bzw. Botschaften ehemaliger sogenannter „Gastarbeiter“-Anwerbeländer organisiert und finanziert. Es ermöglicht Kindern entsprechender Herkunft, ein hochwertiges schulisches Sprachangebot in der Familiensprache wahr zu nehmen.

 

Auch für deutsche Schülerinnen und Schüler stehen die bilingualen Klassen als attraktives Fremdsprach-Angebot offen. Derzeit gibt es bilinguale Grundschulklassen in den Sprachen Italienisch, Portugiesisch, Spanisch und Türkisch an sechs Standorten. In der Mittelstufe gibt es das entsprechende Angebot derzeit an vier Standorten. Ab dem kommenden Schuljahr soll ein deutsch-türkisches Angebot in der Sekundarstufe I erstmals eingerichtet werden.

 

Die bestehenden Angebote haben sich bewährt, sie wurden und werden gut angenommen. Teilweise konnte die erhebliche Nachfrage bei den Anmeldungen zu bilingualen Angeboten aufgrund begrenzter Kapazitäten sogar nicht befriedigt werden. So wurden dieses Jahr in der Grundschule Wielandstraße 9 Kinder lateinamerikanischer Herkunft nicht in die bilinguale 1. Klasse aufgenommen. Die Nachfrage nach einem spanischen-bilingualen Angebot ist groß, da Spanisch als sogenannte zweite Weltsprache nicht nur in Spanien, sondern auch in den lateinamerikanischen Ländern gesprochen wird. Daher ist zu prüfen, ob in Zusammenarbeit mit lateinamerikanischen Ländern, das Angebot an bilingualem Unterricht in Spanisch an Grundschulen erweitert werden kann.

 

Neben diesen kooperativ organisierten Angeboten hat Hamburg auch Erfahrungen mit bilingualen Angeboten in der Sekundarstufe I in Englisch und Französisch gemacht, die in alleiniger Kompetenz der FHH organisiert werden.

 

Eine weitere Stärkung der Internationalität unserer Schulen durch gezielte Förderung der unter Hamburgs Kindern und Heranwachsenden vorhandenen mehrsprachigen Potenziale ist wünschenswert und würde die Zukunftspotentiale der Stadt insgesamt entwickeln helfen. Es ist anzustreben, die Auswahl der Zuwanderersprachen zu erweitern, die in bilingualen Zügen angeboten werden. Zudem ist zu prüfen, ob durch eine Veränderung der organisatorischen Rahmenbedingungen und die Gewinnung von Hamburger Lehrkräften mit entsprechendem Sprachhintergrund die Kapazitäten der bilingualen Angebote erweitert werden können.

 

Die Bürgerschaft möge daher beschließen:

 

Der Senat wird ersucht,

 

1. mit den Vertretungen der lateinamerikanischen Länder in Verhandlungen zu treten, mit dem Ziel, z.B. über eine Fondslösung das spanisch-bilinguale Angebot an Grundschulen zu erweitern, um die große Nachfrage abzudecken.

 

2. zu prüfen, ob weitere bilinguale Angebote in verbreiteten Zuwanderersprachen an Hamburger Schulen etabliert werden können (insbesondere Russisch und Polnisch),

 

3. im Rahmen der verstärkten Einstellung von Lehrkräften mit Migrationshintergrund insbesondere auch Hamburger „native speaker“ der in bilingualen Zügen angebotenen Zuwanderersprachen zu rekrutieren, um

 

a. die Lehrerversorgung an den bestehenden Standorten zu stärken und

 

b. auch unabhängig von den Partnerstaaten weitere bilinguale Angebote schaffen zu können,

 

4. vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit Angeboten wie „Immersive English“ und den bilingualen Zügen Französisch bzw. Englisch zu prüfen, ob an der im Konzept für bilinguale Züge vorgesehenen 50%-Quotierung von deutschsprachig und in der Partnersprache vorgebildeten Kindern festgehalten werden muss.

 

5. Am Gymnasium Lerchenfeld sollen ab dem kommenden Schuljahr erstmals auch Sprachanfängerinnen und Sprachanfänger in einen bilingualen Zug der Sekundarstufe I aufgenommen werden können. Dies schafft Lerngruppen mit deutlich vergrößerter Leistungsheterogenität.

 

Der Senat möge der Bürgerschaft nach spätestens zwei Schuljahren darüber berichten, ob die am Gymnasium Lerchenfeld nun durchgeführte Öffnung ein Modell für eine allgemeine Weiterentwicklung des bilingualen Konzepts sein kann.