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Neuauflage der erfolgreichen Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“

Donnerstag, 19.11.2009

In den vergangenen Wochen und Monaten ist bundesweit, aber auch in Hamburg, viel über mangelnde Zivilcourage diskutiert worden.

Hamburg hatte lange Zeit eine Vorreiterrolle im Werben für Zivilcourage. Vor einigen Jahren hatten Polizei und Innenbehörde eine bundesweit vorbildliche Kampagne für mehr Hilfsbereitschaft und Zivilcourage konzipiert und durchgeführt. Die Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“ wurde erstmals vom 4. Februar 1998 bis zum 18. März 1998 durchgeführt. Eine Neuauflage der Kampagne erfolgte vom 16. Februar 2001 bis zum 15. März 2001.

Die damalige Kampagne bestand aus provokanten Plakaten, Aufklebern, Flyern und Kinospots – und sie hat viele zum Nachdenken angeregt. "Scheckkarten" gaben Hinweise zum richtigen Verhalten, wenn eine Gewalttat beobachtet wird. Große Unterstützung erhielten die Initiatoren damals von der Wirtschaft: Die Werbeagentur Springer & Jacoby verzichtete für die Projektentwicklung auf ihr Honorar. Alle Lokalzeitungen veröffentlichten die Anzeigen kostenlos und private Unternehmen stellten ihre Werbeflächen zur Verfügung. Die Kernaussage der Kampagne lautete: „Wer einem Gewaltverbrechen zusieht ohne etwas zu tun, ist ebenfalls daran beteiligt“.

Die Kampagne wurde zwischenzeitlich von zahlreichen anderen Polizeibehörden übernommen. Rheinland-Pfalz hat die Hamburger Ideen am nachhaltigsten übernommen und ist dafür am 30. Oktober 2009 in Münster von der Stiftung Kriminalprävention mit dem Deutschen Förderpreis Kriminalprävention 2009 ausgezeichnet worden. In der Begründung für den „Preis für Nachhaltigkeit“ heißt es u.a.: „Rheinland-Pfalz hat im Jahr 2000 ein landesweites Projekt begonnen und keine Chance ausgelassen, das Ziel einer teilnehmenden Bürgergesellschaft zu fördern.“ "Wenn ein ganzes Bundeslandes erfolgreich Zivilcourage einfordert und unterstützt, dann zeigt dies, dass Staat und Gesellschaft dasselbe sind… Die Jury hofft auf eine deutliche Vorbildfunktion für andere Bundesländer, zumindest einzelne Städte, Gemeinden oder Landkreise", so der bekannte Autor und Journalist Hans Leyendecker in seiner viel beachteten Begründung des Votums der Jury.

Diese Chancen hat Hamburg verpasst. Sucht man auf den Internetseiten von Polizei und Innenbehörde unter dem eingängigen Leitmotiv der damaligen Kampagne, findet man wenig bis nichts. Eine erneute Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“ sei nach Auffassung der zuständigen Behörde nicht erforderlich, hat der Senat auf SPD-Anfrage (Drs. 19/4374) mitgeteilt. Die Thematik sei seit acht Jahren durch die inhaltlich identische, bundesweit bekannte „aktion-tu-was“ des Programms Polizeiliche Kriminalprävention (ProPK) abgedeckt. Auf Anfrage hat der Senat einzelne, sehr kleinteilige Beispiele für Hamburger Aktionen genannt – eine ausstrahlungskräftige Kampagne aus einem Guss ist das nicht. Diese wäre aber nötig – mehr denn je.

Vor diesem Hintergrund möge die Bürgerschaft beschließen:

„Der Senat wird aufgefordert, gemeinsam mit Partnern aus Wirtschaft und Gesellschaft im Rahmen der Präventionsarbeit der Hamburger Polizei für das kommende Jahr eine Neuauflage der Kampagne „Wer nichts tut, macht mit“ vorzubereiten.“