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Provenienzforschung und Inventarisierung der Kunstbestände vorantreiben

Dienstag, 09.09.2014

Die Stadt Hamburg besitzt fast sechs Millionen Kunstwerke, in einem Gesamtwert von über drei Milliarden Euro. Die Zahl der Kunstwerke ist ebenso beeindruckend wie ihr Gesamtwert. Daraus ergibt sich eine besondere Verantwortung, für den Erhalt dieser Kunst- und Kulturgüter angemessen zu sorgen. Die öffentliche Hand hat hier Vorbildfunktion. Für eine angemessene konservatorische Pflege und auch für die Provenienzforschung ist die digitale Inventarisierung der Sammlungsbestände wesentliche Voraussetzung.

Für 10.000 Werke, die vor 1945 entstanden und nach 1933 in die Sammlungen der Museen aufgenommen wurden, liegen derzeit keine lückenlosen Provenienzen vor. Ihre Erforschung würde nach Aussagen des Senats noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Verdachtsfällen von NS-Raubkunst werden jedoch sukzessive in der internationalen Lostart-Datenbank publiziert. Auch andere Provenienzen sind jedoch ungeklärt. So ist vielfach die Herkunft von Kulturgütern aus den ehemaligen Kolonien ungewiss, ebenso wie die derjenigen Kunstwerke, die im Rahmen der DDR-Bodenreform enteignet wurden. Insgesamt ist heute die Provenienz von mehr als 90 Prozent des im Eigentum der Stadt befindlichen Kunst- und Kulturgutes nicht systematisch erforscht (Drs. 20/10085).

Eine Verbesserung der aktuellen Situation in Hamburg lässt sich nur in Zusammenarbeit mit der Bundesebene erreichen. Hier hat die Stadt erste Schritte unternommen: Auf Hamburger Initiative im Bundesrat wurde die Bundesregierung aufgefordert zu prüfen, wie sich die Rechte von NS-Verfolgten und ihrer Erben stärken lassen. Drei Hamburger Museumssstiftungen arbeiten auf Projektbasis ihre Sammlungen mit Bundesmitteln auf. Es sollte daher die Möglichkeit geschaffen werden, diese Initiativen, die auch bundesweit auf große Anerkennung stoßen, zu verstetigen.

Ein Hindernis bei der Recherche zu Provenienzen ist die mangelnde wissenschaftliche Vernetzung. Eine (inter-)nationale wissenschaftliche Datenbank, in der Hinweise und Erkenntnisse aus der Provenienzforschung gebündelt werden, würde die Arbeit der Provenienzforscher in ganz Deutschland wesentlich vereinfachen.

 

 

Der Senat wird ersucht,

 

• sich dafür einzusetzen, dass das in Gründung befindliche „Deutschen Zentrum Kulturgutverluste“ eine wissenschaftliche Datenbank unterhält, in der die Ergebnisse der Provenienzforschung von Bund, Ländern und Kommunen zentral gesammelt und wissenschaftlich aufbereitet werden. Die Datenbank sollte einen geschützten Bereich enthalten, der ausschließlich Einrichtungen der öffentlichen Hand zugänglich ist.

• zu prüfen, inwieweit zusätzliche Mittel für die Verstetigung der Provenienzforschung und die Inventarisierung und Digitalisierung der Hamburg Museumsbestände in den kommenden Jahren bereitgestellt oder beim Bund oder anderen Drittmittelgebern eingeworben werden können.

 

sowie
  • der Abgeordneten Christa Goetsch
  • Dr. Stefanie von Berg
  • Olaf Duge
  • Dr. Eva Gümbel
  • Jens Kerstan (GRÜNE) und Fraktion der Abgeordneten …. (CDU) und Fraktion der Abgeordneten …. (FDP) und Fraktion der Abgeordneten Norbert Hackbusch
  • Dora Heyenn
  • Kersten Artus
  • Cansu Özdemir
  • Tim Golke (DIE LINKE) und Fraktion