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Raumplanung für Ganztagsschulen: Von der Flickwerkplanung zum integrativen Zukunftsmodell

Freitag, 06.07.2007

Das Bundesprogramm „Bildung und Betreuung“ der sozialdemokratisch geführten Bundesregierung hat einen weit reichenden Anstoß für den bundesweiten Ausbau der Ganztagsschulen gegeben. Mit den bereitgestellten Investitionsmitteln in Höhe von 4 Mrd. Euro sollten die räumlichen Voraussetzungen geschaffen werden, pädagogisch erfolgreiche Ganztagsschulen zu schaffen.

Die Behörde für Bildung und Sport hat diese einmalige räumliche Entwicklungschance vertan. In Hamburg wurden nahezu 90 Prozent der Hamburger Investitionsmittel in Höhe von 66 Mio. Euro für den Bau und die Einrichtung von Cafeterien, Küchen und Speiseräumen ausgegeben. Die Essensversorgung ist in Ganztagsschulen natürlich unerlässlich. Aber durch die Umwandlung aller Gymnasien zu Ganztagsschulen, blieb kein Geld mehr übrig für eine räumliche Umgestaltung der Schulen, die den pädagogischen Erfordernissen einer Ganztagsschule entspricht und den Weg zu einer neuen Lernkultur aufzeigt.

 

Wie sehr der CDU-Senat einen qualitativ anspruchsvollen räumlichen Ausbau der Ganztagsschulen vernachlässigt hat, zeigt auch der Umstand, dass sie immer noch kein Raumprogramm für Ganztagsschulen erarbeitet, geschweige denn beschlossen hat, obwohl das Bundesprogramm seit 2003 besteht. Stattdessen hat die Schulbehörde ein Raumkonzept für Ganztagsschulen erarbeitet. Dieses umfasst lediglich eine ganze Seite. Es ist sehr zweifelhaft, dass dieses Raumkonzept für Ganztagsschulen gleichwertig ist mit der differenzierten und umfassenden Planung des Musterraumprogramms für alle Schulformen. Dies umfasst immerhin 33 Seiten.

 

Wenn das Etikett „Ganztagsschule“ mehr sein soll als die Bezeichnung einer Mogelpackung, muss sich auch die räumliche Planung in erster Linie auf die Rhythmisierung des Schultags und die Etablierung einer neuen Lernkultur konzentrieren.

 

Die Ganztagsschule hat einen ganz speziellen Raumbedarf. Es muss Räume geben für Arbeitsgruppen und Projekte, zum Toben und zum Ausruhen, es muss eine Freizeit-Bibliothek, eine Mediothek und eine Musikhörzone geben und natürlich eine Kantine. Es besteht Bedarf für Lese- und Bastelecken sowie für Regale für Spiele und Freiarbeitsmaterialien.

 

Es müssen jedoch nicht nur neue Räume geschaffen werden, sondern die bestehenden Klassenzimmer müssen zu flexiblen Lernräumen umgestaltet werden. So sind z.B. Klassenräume, die durch den Einbau von Schiebetüren je nach Bedarf vergrößert oder verkleinert werden können, besonders praktisch für Projektarbeit, Arbeitsgruppen, Hausaufgabenhilfe etc..

 

Ein verstärkter Einsatz von Glas bei den Unterrichtsräumen bewirkt ferner, dass das bisher isolierte Klassenzimmer zu einem transparenten Lern- und Lebensort wird.

 

Durch einen integrativen und flexiblen Ansatz muss gewährleistet sein, dass sowohl der Unterricht als auch die Entspannungszeit in den gleichen Räumen stattfinden kann.

 

Ferner brauchen die Lehrkräfte eigene Arbeitsplätze, da sie verstärkt ihren Aufgaben wie Konzeption des Unterrichts und Korrektur von Klausuren in der Schule nachkommen.

 

Viele Ganztagsschulen haben zu wenig Platz für die Erfordernisse einer Ganztagsschule. Dem ist Abhilfe zu leisten.

 

Die Bürgerschaft möge daher beschließen:

 

Der Senat wird aufgefordert, unverzüglich ein Musterraumprogramm für Ganztags-schulen zu beschließen, das

 

1. die speziellen Raumbedarfe von Ganztagsschulen ausreichend berücksichtigt,

 

2. die Möglichkeit vorsieht bestehende Klassenräume in transparente und flexible Lernräume umzugestalten,

 

3. feste Arbeitsplätze für Lehrkräfte sowie anderes pädagogisches Personal vorsieht.