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Reaktivierung Bahnverbindung Bergedorf-Geesthacht

Mittwoch, 27.09.2023

Die Bahnstrecke Bergedorf-Geesthacht besteht als Güterverkehrsstrecke noch für den Abbau des Atomkraftwerks Krümmel und wird für gelegentliche Fahrten der Museumsbahn Karoline genutzt, seit rund 70 Jahren liegt die Strecke für den regelmäßigen Personennahverkehr brach. Die Bahnstrecke hat das Potenzial, die nachfragestarke und wachsende Region um Geesthacht per Schiene mit Hamburg zu verbinden und so einen wichtigen Beitrag zur verkehrlichen Entlastung und zum wirtschaftlichen Wachstum zu leisten, von dem auch der Bezirk Bergedorf spürbar profitieren wird. Die Schienenanbindung Geesthachts an Hamburg als Zentrum der Metropolregion wird seit Jahrzehnten immer wieder diskutiert.

In einer Machbarkeitsstudie des Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein GmbH (NAH.SH GmbH) wurde 2020 gezeigt, dass eine Nutzung der Strecke für den öffentlichen Verkehr technisch machbar ist. Das Gutachten „Optimierung des Schienenverkehrs in Schleswig-Holstein“ (OdeS) empfiehlt 2021 die Reaktivierung der Bahnstrecke, und Schleswig-Holstein hat in seinem Landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP) die Reaktivierung vorgesehen. Auch der Hamburg-Schleswig-Holstein-Ausschuss hat die Reaktivierung empfohlen (Bürgerschafts-Drucksache 22/8347 bzw. Landtags-Drucksache 19/3640). Das Bekenntnis zur Reaktivierung der Strecke Bergedorf-Geesthacht findet sich ebenfalls in den Koalitionsverträgen von Hamburg und Schleswig-Holstein.

Eine Bahnlinie, die Geesthacht als die größte Stadt des Kreises Herzogtum Lauenburg mit Bergedorf und damit mit Hamburg verbindet, erhöht die Qualität des öffentlichen Personennahverkehrs auf der Verbindung erheblich. Auch der geplante Innovationspark Bergedorf Süd, welcher universitäre Bildung, wissenschaftliche Expertise und Unternehmen versammelt, erhält so einen hochwertigen Schienenanschluss. Von einer Reaktivierung der Strecke Bergedorf-Geesthacht profitiert die gesamte Region ganz erheblich.

Als besondere Herausforderung identifiziert die Machbarkeitsstudie die höhengleichen Bahnübergänge Weidenbaumsweg/Sander Damm, Vierlandenstraße und Curslacker Heerweg. Alle drei sind heute durch den Kfz-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr stark frequentiert. Die Gutachter der Machbarkeitsstudie empfehlen eine ergänzende Überprüfung und Verkehrsflussuntersuchung zur finalen Klärung dieser Frage (Seiten 28 f.). Dies muss bereits im Rahmen der Grundlagen- und Vorplanung erfolgen. Genauso braucht es Lösungen für den Lärm- und Erschütterungsschutz entlang der Bahnstrecke, insbesondere angrenzend zu Wohngebäuden. Die Interessen der betroffenen Anwohner*innen der Bahnstrecke sind ernst zu nehmen, indem negative Auswirkungen frühzeitig verhindert oder reduziert werden.

Eine mögliche Reaktivierung der Bahnstrecke Bergedorf-Geesthacht erfordert eine enge Verzahnung mit den stadtplanerischen Entwicklungen im Zentrum Bergedorfs, insbesondere mit Blick auf die in der Machbarkeitsstudie skizzierte Neubaustrecke zwischen den Bahnhöfen Bergedorf-Süd und Bergedorf, die einer besonders sorgfältigen Betrachtung bedarf. Nördlich und südlich der Schienenstrecke im Bezirk Bergedorf befinden sich eine Reihe von Stadtentwicklungsprojekten, die für die Zukunft Bergedorfs wichtig sind. Bergedorf hat dafür eine Rahmenplanung „Urbanes Bergedorf-Südost Werkstatt Stadt“ erarbeitet, die im Jahr 2021 von der Bezirksversammlung Bergedorf beschlossen wurde. Betroffene Vorhaben sind zum Beispiel das als urbanes Gebiet mit rund 1.000 Wohnungen und weiteren Nutzungen geplante „Stuhlrohrquartier“ mit direkter Belegenheit an der Schienenstrecke und die Schleusengrabenachse als dynamischer Entwicklungsraum von der Innenstadt bis zur Autobahn A25 sowie weiter ostwärts das Gebiet „B111 Südwestlich Brookdeich“, ein ebenfalls als urbanes Gebiet geplantes großes Stadtentwicklungsvorhaben mit rund 560 Wohneinheiten und weiteren Nutzungen, die von einer Bahnanbindung profitieren können.

Die Reaktivierung der Bahntrasse muss so konzipiert werden, dass eine bessere Verbindung zwischen Innenstadt und Bergedorf-Süd mit den genannten und weiteren Entwicklungsprojekten, insbesondere dem Innovationspark, erreicht wird. Eine wesentliche Zukunftsaufgabe besteht in der Herstellung einer besseren Verbindung der Quartiere. Gestaltung und Lärmschutz müssen bei der Streckenplanung für die Schienenreaktivierung daher von vorneherein mitgedacht werden. Die Rahmenplanung hat zur Verminderung dieser Trennwirkung vorgeschlagen, die Bahntrasse an bestimmten Stellen zu queren. Dies dient auch dazu, die geplanten 7.500 – 11.000 Arbeitsplätze des Innovationsparks optimal an die Innenstadt anzubinden und umgekehrt die Anbindung der Innenstadt und von Bergedorf-Süd an die Nutzungsangebote des Innovationsparks. Um die sich daraus ergebenden Anforderungen angemessen zu berücksichtigen, muss der Bezirk Bergedorf von vornherein eng in den Planungsprozess eingebunden werden.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

A. Der Senat wird ersucht,

die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke von Geesthacht nach Hamburg mit einem hochwertigen Schienenpersonenverkehr aktiv weiter zu verfolgen und

1. hierfür die Grundlagen- und Vorplanung einzuleiten,

2. die Finanzierung der Planung durch die beteiligten Länder sicher zu stellen,

3. die Erfüllung der Voraussetzungen für eine Bundesförderung nach Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz im Rahmen der Planung anzustreben,

und der Hamburgischen Bürgerschaft und dem Schleswig-Holsteinischen Landtag regelmäßig im Rahmen der Sitzungen des Gemeinsamen Ausschusses für die Zusammenarbeit der Länder Schleswig-Holstein und Hamburg über die erzielten Sachstände zu berichten.

 

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B. Der Senat wird ferner ersucht,

im Rahmen der Grundlagen- und Vorplanung für die Reaktivierung der Eisenbahnstrecke von Geesthacht nach Hamburg (Bergedorf) und den Neubau einer Verbindungsstrecke zum Bahnhof Bergedorf

1. für die höhengleichen Bahnübergänge Weidenbaumsweg/Sander Damm, Vierlandenstraße und Curslacker Heerweg im Rahmen einer Verkehrsuntersuchung Lösungen zu entwickeln, damit der Verkehrsfluss (Kfz-, Fahrrad- und Fußgängerverkehr) hier aufrecht erhalten bleibt,

2. Lösungen für den jeweils notwendigen Lärm- und Erschütterungsschutz entlang der Bahnstrecke zu entwickeln,

3. angrenzende Quartiersentwicklungen im Bezirk Bergedorf zu berücksichtigen,

4. das Bezirksamt und die Bezirksversammlung Bergedorf eng in die Planungen mit einzubeziehen.

 

sowie
  • Eva Botzenhart
  • Jennifer Jasberg
  • Rosa Domm
  • Olaf Duge
  • Sonja Lattwesen
  • Dominik Lorenzen
  • Zohra Mojadeddi
  • Johannes Alexander Müller
  • Andrea Nunne
  • Lisa Maria Otte
  • Dr. Miriam Putz
  • Ulrike Sparr (GRÜNE) und Fraktion und der Abgeordneten Dennis Gladiator
  • Dennis Thering
  • Richard Seelmaecker
  • Dr. Anke Frieling
  • David Erkalp (CDU) und Fraktion