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Sanierungsfonds Hamburg 2020: Inklusion im Segelsport – Barrierefreie Umbaumaßnahmen des Norddeutschen Regatta Vereins unterstützen

Mittwoch, 29.01.2020

Einer der ältesten und mit circa 2.000 Mitgliedern auch größten deutschen Segelclubs ist der 1868 gegründete Norddeutsche Regatta Verein (NRV) mit Sitz in Hamburg. Neben Segeltraining und dem Regattawesen wird besonders die Nachwuchsförderung intensiv betrieben. Teams des NRV nehmen regelmäßig erfolgreich an renommierten Wettbewerben teil.

Der Verein arbeitet zukunftsorientiert, sieht sich in einer gesellschaftlichen Verantwortung und übernimmt eine Vorreiterrolle im Segelsport. So richtet er den „Helga Cup“, die weltweit größte Frauenregatta, aus. Auch hinsichtlich der Themen Inklusion und Integration will der NRV ein Leuchtturm sein. Er möchte allen Interessierten das Segeln ermöglichen, weil es bei dieser Sportart auf das Zusammenspiel der Teammitglieder ankommt und nicht auf die kulturellen und gesellschaftlichen Unterschiede, das Geschlecht oder körperliche Einschränkungen. Jede und jeder ist Mitglied eines Teams, alle verfolgen ein gemeinsames Ziel. Dieses Inklusionspotential des Segelsports wird bisher sehr wenig genutzt. Um das zu ändern, will der NRV inklusives Segeln auf einer breiten- und allgemeinsportlichen Basis etablieren. Ziel ist, ein neues Bewusstsein für das inklusive Segeln zu schaffen und es stärker in die Öffentlichkeit zu rücken, um auch anderen Vereinen ein Vorbild zu sein und Kooperationspartnerinnen und Kooperationspartner für diesen Sport zu finden.

Um inklusives und integratives Segeln nachhaltig zu etablieren, sind zwei Standbeine von Nöten: Zum einen muss die bestehende Jugendarbeit weiterentwickelt, zum anderen das inklusive Segeln selbst sachkundig auf- und ausgebaut werden. Fachlich unterstützt wird der NRV durch mehrfache Weltmeister und Olympia-Medaillenträgerinnen und -träger im Parasegeln.

Konkret plant der Verein die Anschaffung einer Flotte aus speziell für das Inklusionssegeln konzipierten Booten, die sowohl von behinderten als auch nichtbehinderten Seglerinnen und Seglern geführt werden können. Dadurch richtet sich die neue Sportart generationsübergreifend an nichtbehinderte und behinderte Kinder, Jugendliche und Erwachsene sowie an Seniorinnen und Senioren. Für die Segelausbildung und das Training auf diesen Booten wird der NRV unter Federführung prominenter Paraseglerinnen und Paraseglern eigene Trainings- und Ausbildungskonzepte entwickeln. Die Bandbreite der Ausbildung soll vom Breiten- bis hin zum Leistungssport reichen.

Die Clubanlagen des Vereins werden behindertengerecht um- und ausgebaut, inklusive barrierefreier Dusch-, WC- und Waschräume und eines speziellen Boot- und Personenkrans.

Der NRV wird drei große Inklusions-Regatten in der neuen Sparte ausrichten, um über eine hohe Medienpräsenz das Inklusionssegeln bekannt zu machen. So wird beispielsweise der „Helgahard Cup“, die weltweit größte Mixed Regatta außerhalb des Leistungssports, 2020 inklusiv: Behinderte und Nichtbehinderte segeln gemeinsam.

Parallel zum Segelbundesligafinale in Hamburg wird es eine inklusive Regatta geben. Der NRV plant, spätestens 2022 eine Weltmeisterschaft im Inklusionssegeln auszurichten.

Auch viele Seniorinnen und Senioren können aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht mehr auf klassischen Booten segeln. Mit den speziellen Inklusionsbooten wird ihnen ermöglicht, (wieder) Segelsport zu betreiben. Der NRV plant in diesem Zusammenhang eine Ü80-Regatta.

Durch das Engagement des NRV entsteht auf der Alster der „Inklusions-Schwerpunkt Wassersport“. Gemeinsam mit Wassersportvereinen aus den Sparten Segeln, Rudern und Kanu möchte der NRV eine Kooperation des inklusiven Sports in Hamburg initiieren. Durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rollstuhl Sportverband, dem Hamburger Seglerverband, inklusiven Schulen, Hamburger Werkstätten wie z. B. dem Atelier Freistil und der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, will der Verein das Thema „Inklusion im Wassersport“ aufbauen und befördern. Dabei soll das Projekt kein „Alleinstellungsmerkmal“ des NRV sein, sondern Leuchtturmcharakter haben und für andere Vereine adaptierbar sein. Zugleich sollen Vereine, die nicht über eigene Kapazitäten verfügen, über das Angebot im NRV die Möglichkeit bekommen, selbst inklusives Segeln aufzubauen.

Neben dem „inklusiven Überbau“ wird gleichzeitig die bestehende Jugendarbeit ausgebaut. Aktuell sind 250 Kinder und Jugendliche in den NRV-Segelgruppen aktiv. Durch einen möglichst niedrigschwelligen Zugang und über Kooperationen wie mit den Basketball Team „Hamburg Towers“ soll Kindern aus allen sozialen Milieus der Segelsport offenstehen. Die Jugendarbeit des NRV befasst sich nicht nur mit seglerischen Kompetenzen, sondern unterstützt Kinder bei der Entwicklung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeiten.

Das gesamte Zukunfts-Konzept des NRV basiert auf einer Ausweitung der Kapazitäten. Durch das Zusatzangebot „Inklusion“ wird der bisherige Jugendhafen zum Teil für die inklusiven Segelaktivitäten benötigt. Daher muss der Hafen erweitert, Club und Stege barrierefrei umgebaut sowie neue Boote für die Vereinsarbeit angeschafft werden.

Die gesamten Investitionen werden sich auf gut 730.000 Euro belaufen. Auf den neuen Hafen und den barrierefreien Umbau von Steg und Club entfallen circa 620.000 Euro. Der NRV wird Eigenmittel in Höhe von 215.000 Euro einbringen. Über die Bezirksversammlung Nord sollen 85.000 Euro eingeworben werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Förderung in Höhe von 35.000 Euro vom Hamburger Sportbund (HSB) zu erhalten.

Sportliche Betätigung bringt viele unterschiedliche Menschen zusammen und verbindet. Um die Inklusion in Hamburg zu fördern, barrierefreie Freizeit-Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen und segelbegeistere Seniorinnen und Senioren zu schaffen, unterstützt die Bürgerschaft die Anstrengungen des NRV, Hamburg zum Vorbild für barrierefreies Segeln zu machen, mit bis zu 400.000 Euro aus dem „Sanierungsfonds Hamburg 2020“.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen,

Der Senat wird ersucht,

1. für die Erweiterung des Hafens und die barrierefreien Umbauten des Norddeutsche Regatta Vereins die jeweilige Höhe des konsumtiven bzw. investiven Anteils der Maßnahme zu ermitteln,

2. im Haushaltsjahr 2020 – abhängig vom Ergebnis dieser Ermittlung und dem Nachweis der eingeworbenen Drittmittel ? eine Ermächtigung, Kosten zu verursachen bzw. Auszahlungen zu leisten in Höhe von insgesamt bis zu 400.000 Euro

a. für konsumtive Maßnahmen im Einzelplan 1.5 (Bezirksamt Hamburg-Nord) in der Produktgruppe 219.02 Sozialraummanagement „Kosten für Transferleistungen“, aus dem Produkt „Sanierungsfonds Hamburg 2020“ (Einzelplan 9.2, Produktgruppe 283.02 „Zentrale Ansätze II“, Kontenbereich Globale Mehrkosten) und

b. für investive Maßnahmen im Aufgabenbereich 219 Soziales, Jugend und Gesundheit aus der „Zentralen Sanierungsreserve Hamburg 2020“ (Einzelplan 9.2, Aufgabenbereich 283 „Zentrale Finanzen“) bereitzustellen und dem Norddeutschen Regatta Verein zweckgebunden für die Erweiterung des Hafens und barrierefreie Umbauten zur Verfügung zu stellen,

3. für die dazugehörigen Abschreibungen – in Abhängigkeit des Aktivierungszeitpunktes der in Ziffer 2b beschriebenen Maßnahme – dem entsprechenden Kontenbereich „Kosten aus Abschreibungen“ der Produktgruppe 219.02 des Einzelplans 1.5 aus dem Kontenbereich „Sonstige Kosten“ der Produktgruppe 283.02 des Einzelplans 9.2 die benötigten Ermächtigungen zu übertragen,

4. der Bürgerschaft über den Sach-, Planungs- und Umsetzungsstand bis Mitte 2020 zu berichten.

 

sowie
  • der Abgeordneten Christiane Blömeke
  • René Gögge
  • Martin Bill
  • Mareike Engels
  • Farid Müller (GRÜNE) und Fraktion