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„Sanierungsfonds Hamburg 2020“: Sanierungsmaßnahmen beim Thalia Theater und beim Deutschen Schauspielhaus

Montag, 17.12.2012

Haushaltsplanentwurf 2013/14

Einzelplan 3.3

 

Hamburg ist eine der wichtigsten Theaterstädte Deutschlands. Einen großen Anteil an dieser Bedeutung haben sowohl das Thalia Theater Hamburg, als auch das Deutsche Schauspielhaus – international renommierte Bühnen mit einer langen Erfolgsgeschichte. Beide Theater wurden in der Vergangenheit immer wieder zum „Theater des Jahres“ gewählt und mit anderen Auszeichnungen überhäuft. An diesen beiden Häusern arbeiten oftmals die wichtigsten Regisseure und Schauspieler Deutschlands. Sie bieten seit Jahren eine hervorragende Gesamtleistung und tragen maßgeblich zur aktuellen Entwicklung der Schauspielkunst bei. Als Kulturstätten mit ungewöhnlich ambitionierter Theaterarbeit verzeichnen sie Zuschauerrekorde.

Um beiden Häusern auch in Zeiten des Schuldenabbaus der öffentlichen Haushalte eine auskömmliche Finanzierung zu ermöglichen, werden folgende Investitionsmaßnahmen erfolgen, die den aufgelaufenen Sanierungsstau abbauen und dazu beitragen, die Betriebskosten zu reduzieren.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Baumaßnahmen im Deutschen Schauspielhaus und der dafür geplanten zeitweisen Schließung des Spielbetriebs 2012 und 2013, ist es sinnvoll und angebracht, mit den dringend erforderlichen Sanierungsmaßnahmen noch in 2012 zu beginnen.

 

A. Thalia Theater – Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung

Die Niederspannungshauptverteilung des Thalia Theaters wurde in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Krieg erstellt. Die Anlage entspricht nicht mehr den technischen Vorgaben aus VDE und anderen technischen Richtlinien. Wegen des hohen Alters der Anlage kommt es immer wieder zu technischen Problemen, die die Vorstellungssicherheit am Thalia Theater gefährden.

Daher sollen die veralteten Niederspannungsschaltanlagen vollständig entfernt und durch eine neue, zeitgemäße Anlage ersetzt werden. Alle alten Schaltanlagen der Niederspannungshauptverteilung werden demontiert und durch Neuanlagen ersetzt. Die beiden vorhandenen Transformatoren werden ausgetauscht.

Es liegt eine qualifizierte Kostenschätzung vor. Sie beläuft sich auf rd. 153.000 Euro. Nach Durchführung der Maßnahme ist die Niederspannungsversorgung des Theaters auf neuestem Stand. Anschließend sind mittelfristig keine weiteren Sanierungskosten in diesem Bereich zu erwarten.

 

 

B. Thalia Theater – Erneuerung der Klimaanlage Zuschauerraum

Die Klimaanlage für den Zuschauerraum des Theaters wurde ebenfalls in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Krieg eingebaut. Die Anlage ist inzwischen mit den erhöhten Wärmeeinträgen durch erweiterte Beleuchtungstechnik überfordert und technisch überholt. Die Energieeffizienz der Anlage entspricht zudem nicht mehr dem Stand der Technik. Zur Sicherstellung der Zufriedenheit der Besucherinnen und Besucher, die sich fortlaufend über die Temperatur und Stickigkeit im Zuschauerraum beschweren, sowie zur Reduzierung des CO2 Ausstoßes ist eine zeitnahe Erneuerung der Anlage erforderlich.

Dazu sollen die alten Anlagekomponenten ausgebaut, entsorgt und durch eine neue Anlage ersetzt werden. Die bestehenden Luftführungen werden weiterbenutzt und Änderungen von baulichen Anlagen auf das Notwendigste begrenzt. Die Kälteerzeugung wird an die neuen Verhältnisse angepasst.

Es liegt eine qualifizierte Kostenschätzung vor. Sie beläuft sich auf 363.000 Euro. Nach Durchführung der Maßnahme ist die Klimaanlage im Zuschauerraum auf dem aktuellen Stand der Technik. Anschließend sind mittelfristig keine weiteren Sanierungskosten in diesem Bereich zu erwarten.

 

C. Thalia Theater – Teilsanierung der Grundsielleitungen

Nach dem Hamburger Abwassergesetz § 18b i.V.m. DIN 1986-30 ist bis zum 31.12.2015 eine Dichtheitsprüfung für alle Abwasserleitungen vorgeschrieben. Untesuchungsergebnisse aus den vorherigen Jahren ergaben, dass Teile des Grundsiels im Thalia Theater nicht den Vorschriften entsprechen. Daher ist eine Teilsanierung des Grundsiels zwingend erforderlich.

Dazu sollen die Sielleitungen unter den Kellerfluren sowie im Sanitärbereich des Restaurants Weltbühne saniert werden. Zur Sanierung der Leitungen werden bestehende Bodenbeläge entfernt, die Sohlplatte geöffnet, Rohrgräben erstellt, alte Schächte und Grundsielleitungen entfernt, neue Leitungen und Schächte eingebaut, die Gräben mit Füllsand verfüllt und schließlich Sohlplatte und Bodenbelag wiedehergestellt.

Es liegt eine qualifizierte Kostenschätzung vor. Sie beläuft sich auf rd. 184.000 Euro. Nach Durchführung der Teilsanierung des Grundsiels ist die Anlage vorschriftenkonform. Anschließend sind mittelfristig keine weiteren Sanierungskosten in diesem Bereich zu erwarten.

 

D. Thalia Theater — Planungskosten für Maßnahmen zur Senkung von

Betriebskosten

Dem Thalia Theater entstehen z.T. hohe Kosten durch innerbetriebliche Abläufe, die optimiert werden könnten. So sind z.B. Betriebs- und Lagerflächen in Stellingen ausgelagert oder der Kostümfundus an der Gaußstraße verfügt über kein modernes Archivsystem mit Rollregalen. Für die Planung von Investitionsmaßnahmen, die Kosten im laufenden Betrieb dauerhaft senken können, werden daher Planungsmittel i.H.v. 30.000 Euro bereitgestellt.

 

 

E. Deutsches Schauspielhaus — Erneuerung von Brandschutztüren

Insgesamt sind 65 Brandschutztüren im Deutschen Schauspielhaus nach über 30 Jahren Betriebsdauer nur noch bedingt funktionsfähig. Die in den vergangenen Jahren durchgeführten Reparaturen der Türen führten nur in Teilbereichen zu einer Verbesserung, oftmals war aufgrund des Alters und des Zustandes der Türen durch Reparaturen keine dauerhafte Verbesserung der Funktionalität mehr zu erreichen. Die Anforderungen an den Brandschutz werden von diesen Türen nicht mehr erfüllt. Um eine dauerhafte Funktion und damit die Sicherheit für Mitarbeiter und Gebäude gewährleisten zu können, müssen die Türen zeitnah erneuert werden. In Folge der zu erwartenden Lärm- und Schmutzentwicklung während der Bauzeit wird eine Umsetzung während der diesjährigen Spielpause und der parallelen Sanierung der Bühnenmaschinerie angestrebt, um weitere Einschränkungen der Bespielbarkeit des Hauses zu vermeiden.

Es liegt eine qualifizierte Kostenschätzung vor. Sie beläuft sich auf rd. 180.000 Euro. Nach der Erneuerung der Brandschutztüren werden die gesetzlichen Auflagen erfüllt. Zum einen werden die Sicherheitsstandards im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Besucherinnen und Besucher erhöht, zum anderen in Folge der hergerichteten Brandabschottungen bauliche Brandabschnitte definiert, die im Falle eines Brandes das Übergreifen des Feuers in verschiedene Gebäudebereiche hinauszögert und damit den finanziellen Schaden minimiert. Bei der Erneuerung der Brandschutztüren handelt es sich um ein geschlossenes Maßnahmenpaket, es sind mittelfristig keine weiteren Kosten in diesem Bereich zu erwarten.

 

F. Deutsches Schauspielhaus — Erweiterung des Brandschutzes - Installation von funkgesteuerten Brandmeldern im Vorderhaus

Im Deutschen Schauspielhaus konnte im Jahr 2005 aufgrund fehlender weiterer Mittel nur die erste Ausbaustufe einer Brandmeldeanlage (BMA) in digitaler Technik installiert werden. Darüber hinaus war die Installation von Brandmeldetechnik insbesondere in den denkmalgeschützten Teilen des Theatergebäudes nicht umsetzbar. Hierfür hätten umfangreiche Kabelverlegungen erfolgen müssen. Einen besonderen Schwachpunkt der Überwachung bildet dabei der Bereich des Vorderhauses (Zuschauerraum, Foyers, Treppenhäuser). Es ist geplant, nunmehr die bestehende digitale Brandmeldeanlage um die Bereiche des Vorderhauses (Zuschauerraum, Foyers, Treppenhäuser) zu erweitern und an die Brandmeldezentrale anzuschließen. Dabei sollen funkgesteuerte Brandmelder installiert und in das digitale System integriert werden.

Es liegt eine qualifizierte Kostenschätzung vor. Sie beläuft sich auf 130.000 Euro. Die Umsetzung der beschriebenen Maßnahme würde einen wesentlichen Schritt in Richtung Vollüberwachung des Deutschen Schauspielhauses durch die Brandmeldeanlage bedeuten. Mit der Erweiterung der Brandmeldeanlage werden die notwendigen Sicherheitsstandards im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und des Publikums erfüllt werden können.

 

 

G. Deutsches Schauspielhaus — Restaurierung des Zuschauersaales

Fast 30 Jahre nach der letzten Restaurierung ist die dekorative Innenausstattung des Zuschauersaals stark verschmutzt, durch mechanische Beanspruchung und hohe Raumausnutzung sind vielfach die Stuckteile gerissen, abgebrochen und verloren gegangen. Der Gesamteindruck des Raumes ist dumpf, fleckig und unansehnlich geworden. Die 2005 begonnene Planung einer Restaurierung durch Anlegen von zwei Musterachsen konnte aus technischen und kostenmäßigen Gründen bislang nicht umgesetzt werden. Mit der zeitweisen Schließung des Spielbetriebs 2012 und 2013 besteht jetzt die einmalige Gelegenheit, eine grundlegende Reinigung und Restaurierung der Saaloberflächen vorzunehmen und somit den repräsentativen und festlichen Charakters des neobarocken Saales wieder zu gewinnen.

Es liegt ein aktuelles Kostenangebot von ca. 640.000 Euro für die gesamte Maßnahme vor. Über das Denkmalsonderprogramm III des BKM ist es gelungen, eine Mittelzusage über 250.000 Euro für 2012 zu erlangen, außerdem hat die Hermann Reemtsma Stiftung einen Betrag von 200.000 Euro in Aussicht gestellt. Für beide Zusagen gilt die Voraussetzung einer entsprechenden Beteiligung der Stadt. Mit der Bereitstellung von 190.000 Euro zur Schließung der Deckungslücke und der Durchführung der hier beschriebenen Maßnahmen wäre gesichert, dass das Deutsche Schauspielhaus nicht nur technisch auf der Höhe der Zeit, sondern auch ästhetisch in einen dem hochrangigen Kulturdenkmal angemessenen Zustand versetzt würde.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

1. im Haushaltsplan 2013/2014, Haushaltsjahr 2013, werden aus dem “Sanierungsfonds Hamburg 2020” (Haushaltstitel 9890.791.07) bis zu 730.000 Euro für die vorstehend dargestellten Sanierungsmaßnahmen zum Erhalt der Funktions- und Zukunftsfähigkeit des Thalia Theaters zur Verfügung gestellt und auf den Titel 3920.893.01 „Zuschüsse für Bauinvestitionen“ übertragen.

2. im Haushaltsplan 2013/2014, Haushaltsjahr 2013, werden aus dem “Sanierungsfonds Hamburg 2020” (Haushaltstitel 9890.791.07) bis zu 500.000 Euro für die vorstehend dargestellten Sanierungsmaßnahmen zum Erhalt der Funktions- und Zukunftsfähigkeit des Deutschen Schauspielhauses zur Verfügung gestellt und auf den Titel 3920.893.01 „Zuschüsse für Bauinvestitionen“ übertragen.

3. Der Senat wird ersucht, der Bürgerschaft zeitgerecht über die Sanierungsmaßnahmen zum Erhalt der Funktions- und Zukunftsfähigkeit des Thalia Theaters und des Deutschen Schauspielhauses zu berichten.