Zum Hauptinhalt springen

Sanierungsfonds Hamburg 2030: Zukunft des Rudersports auf der Elbinsel Wilhelmsburg sichern

Mittwoch, 02.02.2022

Der Wilhelmsburger Ruder Club (WRC) ist ein Verein mit langjähriger Tradition. Er ist aus mehreren ehemaligen Arbeiterrudervereinen hervorgegangen und ist heute einer von nur drei Ruderclubs im Hamburger Süden. Das aktuelle Clubhaus ist 1959 weitgehend in Eigenarbeit erbaut worden. Die Mitgliedsbeiträge sind traditionell niedrig. Damit ermöglicht der Verein auch Menschen mit geringen Einkommen den Zugang zum andernorts exklusiven Rudersport. Aktuell zählt der Verein fast 160 Mitglieder, wovon 80 regelmäßig im Ruder- und Nebensport (Tischtennis, Krafttraining, Gymnastik etc.) aktiv sind. Der WRC engagiert sich im Stadtteil, im Hamburger Rudersport und in Schulkooperationen. So waren Clubhaus und Clubgelände bereits mehrmals Konzert-Location für das erfolgreiche Stadtteil-Festival „48h Wilhelmsburg“. Auf dem Aßmannkanal am WRC findet jährlich die Wilhelmsburger Ruder Regatta und der Wilhelmsburger Vierkampf der Jugend mit Teilnehmer*innen aus dem norddeutschen Raum statt. Sylvia Pille-Steppat, Fünftplatzierte über 2.000 Meter bei den Paralympics 2021 in Tokio, positioniert den Verein im paralympischen Spitzensport. Darüber hinaus besteht seit mehreren Jahren eine Kooperation mit den Berufsschulen an der Dratelnstraße, die das Gelände für den Kanusport nutzen. Es laufen Gespräche zu Ruder-Kooperationen mit der neuen Campus-Schule mit 1.500 Schüler*innen, die künftig direkt angrenzend an das Vereinsgelände entstehen soll.

 

Die Elbinsel Wilhelmsburg hat sich in den letzten Jahren stark entwickelt. Mit den neuen Quartieren Rathausviertel, Elbinselquartier und Spreehafenviertel wird der Stadtteil in den kommenden Jahren noch weiter wachsen. Im Elbinselquartier um das Gelände des WRC entstehen 2.000 neue Wohnungen, eine Campus-Schule mit Grund-, Stadtteilschule und Gymnasium sowie mehrere Kindertagesstätten. Der Verein sieht in dieser Entwicklung eine Chance und eine Aufgabe, sich noch weiter im Stadtteil zu integrieren, neue Mitglieder zu gewinnen und den Anwohner*innen ein qualitativ hochwertiges Sportangebot zu bieten. Nach Einzug in die neuen Quartiere wird von insgesamt 280 Mitgliedern ausgegangen.

 

Doch das Clubhaus ist inzwischen über 60 Jahre alt, das Dach immer wieder undicht und das Mauerwerk porös. Der Hamburger Sportbund (HSB) hat es im Jahr 2017 als sehr stark sanierungsbedürftig begutachtet. Das Gebäude wird im jetzigen Zustand nicht mehr lange überdauern und kann den Anforderungen an einen modernen, inklusiven Rudersport mit weiteren Angeboten nicht mehr gerecht werden. Außerdem wird es optisch und städtebaulich kaum in das neue Stadtquartier zu integrieren sein.

 

Seit 2017 arbeitet der WRC daher aktiv an der Entwicklung und Finanzierung eines Clubhaus-Neubaus. Das neue Clubhaus soll die Zukunft des traditionsreichen Rudersports auf der Elbinsel ermöglichen und Räume für gesellschaftlich-kulturelle Veranstaltungen im Verein und im Quartier bereitstellen. Es ist als offenes Gebäude geplant, welches einladend wirkt und sich gut in die Grünachse am Aßmannkanal integriert. Es erhält ein Gründach und eine Holzfassade, die Bezug auf die Tradition holzverschalter Bootshäuser nimmt.

 

Im Zuge der Entwicklung des Elbinselquartiers wird zudem das Grundstück des Vereins neu zugeschnitten. Nach den Plänen der IBA Hamburg sollen im Süden des Grundstücks eine neue Fußgänger*innenbrücke über den Aßmannkanal sowie Teile der neuen Campus-Schule entstehen. Im Gegenzug ist geplant, das Grundstück in Richtung Norden / Vogelhüttendeich zu verschieben. Um das neue, etwas kleinere Grundstück für den Verein nutzbar zu machen, sind umfangreiche Arbeiten im Außenraum und ein neuer barrierefreier Steg notwendig. Das Clubhaus selbst soll an einem ähnlichen Standort bleiben.

 

Das neue Clubhaus folgt dem Prinzip „Alle unter einem Dach“. Auf künftig knapp 1.100 m2 Nutzfläche finden sowohl Bootshaus als auch Gemeinschafts- und Umkleideräume Platz. Davon entfallen auf Bootshalle und Werkstatt 530 m2, auf Gastraum, Gymnastikraum und Kraftraum zusammen knapp 300 m2. Gastraum und Gymnastikraum lassen sich zusammen als großer Saal nutzen. Die restliche Fläche entfällt auf Umkleiden, Küche, Lager und Technik. Zudem gibt es mehrere Außenlager auf der Gebäuderückseite. Ein überkragendes Dach auf der Gebäudevorderseite schafft einen flexibel und wetterunabhängig nutzbaren Vorplatz mit knapp 200 m2 Fläche. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei geplant.

 

Für den Neubau wurden im Jahr 2019 Gesamtkosten von rund 2,7 Millionen Euro ermittelt. Davon konnten 990.000 Euro an Bundesmitteln aus dem Programm „Sanierung von kommunalen Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ eingeworben werden (vgl. Drs. 22/635). Die Freie und Hansestadt Hamburg stellt aus dem Landeshaushalt eine Komplementärfinanzierung von rund 1,73 Millionen Euro bereit. Parallel dazu erfolgte die Betrachtung der Neugestaltung der Außenanlage inklusive des barrierefreien Stegs, für deren Finanzierung 500.000 Euro der IBA Hamburg bereitstehen.

 

Im Zuge der Entwurfsplanung ergaben sich Kostensteigerungen auf nunmehr 4,12 Millionen Euro inklusive der Neugestaltung der Außenanlage. Für den Neubau wurden Kosten von 3,56 Millionen Euro ermittelt. Diese Kostensteigerungen beruhen insbesondere auf komplexeren Anforderungen an Gründung und Abdichtung, umfangreicheren Kampfmittelsondierungen, neuen Leitungstrassen und einem provisorischen Stellplatz durch veränderte Planungen im Elbinselquartier. Nach Prüfungen durch das Amt für Bauordnung und Hochbau sowie das Bezirksamt Hamburg-Mitte ergeben sich keine Möglichkeiten für Kostenreduktionen durch Umplanungen.

 

Für die Neuausstattung des Clubhauses mit Mobiliar und für die Zwischenlösungen im Rudersport während der Bauzeit plant der Verein derzeit ca. 32.000 Euro aus eigenen Mitteln aufzubringen. Für weitere Ausstattungskosten möchte der Verein ein Darlehen aufnehmen. Wie langjährig üblich werden zudem viele anfallende Arbeiten bei Ausstattung, Restaurierung und Umzug unentgeltlich von den Mitgliedern übernommen.

 

Aufgrund der fortgeschrittenen Planungen, der vorhandenen Co-Finanzierung durch den Bund und der großen Relevanz für den Rudersport auf der Elbinsel Wilhelmsburg, sollen die Mehrkosten in Höhe von ca. 900.000 Euro in Höhe von 500.000 Euro aus dem Sanierungsfonds sowie in Höhe von 400.000 Euro aus dem investiven Quartiersfonds gedeckt werden.

 

Die Bürgerschaft möge beschließen:

Der Senat wird ersucht,

1. für das Vorhaben „Clubhaus-Neubau des WRC“ die jeweilige Höhe des konsumtiven beziehungsweise investiven Anteils der Maßnahme zu ermitteln,

2. im Haushaltsjahr 2022 – abhängig von dem Ergebnis dieser Ermittlung – eine Ermächtigung, Kosten zu verursachen beziehungsweise Auszahlungen zu leisten, in Höhe von insgesamt bis zu 500.000 Euro

a. für konsumtive Maßnahmen im Einzelplan 1.2, Produktgruppe 207.02 „Sozialraummanagement (SR)“, aus dem „Sanierungsfonds Hamburg 2020“ (Einzelplan 9.2, Produktgruppe 283.02 „Zentrale Ansätze II“, Kontenbereich „Globale Mehrkosten“) und

b. für investive Maßnahmen im Aufgabenbereich 207 „Soziales, Jugend und Gesundheit“, (Einzelplan 1.2) aus „Zentrale Sanierungsreserve Hamburg“ (Einzelplan 9.2, Aufgabenbereich 283, „Zentrale Finanzen“) bereitzustellen,

3. für die im Haushaltsjahr 2022 dazugehörigen Abschreibungen – in Abhängigkeit vom jeweiligen Aktivierungszeitpunkt der unter Ziffer 2. b. genannten investiven Maßnahmen – die benötigten Ermächtigungen aus dem Einzelplan 9.2, Produktgruppe 283.02 „Zentrale Ansätze II“, „Sanierungsfonds Hamburg 2020“, Kontenbereich „Sonstige Kosten“ in den Einzelplan 1.2, Produktgruppe 207.02 „Sozialraummanagement (SR)“, Kontenbereich „Kosten aus Abschreibungen“ zu übertragen,

4. der Bürgerschaft über die Umsetzung der Maßnahme bis zum 31.12.2022 zu berichten.

 

 

sowie
  • Gerrit Fuß
  • Dennis Paustian-Döscher
  • Maryam Blumenthal
  • Rosa Domm
  • Olaf Duge
  • Dominik Lorenzen
  • Sonja Lattwesen
  • Zohra Mojadeddi
  • Johannes Alexander Müller
  • Andrea Nunne
  • Lisa Maria Otte
  • Dr. Miriam Putz
  • Ulrike Sparr (GRÜNE) und Fraktion