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Sport als zentraler Faktor einer gelingenden Integrationspolitik – Unterstützung des Hamburger Sports für seine herausragende Integrationsarbeit

Freitag, 01.07.2016

Eine gelingende, nachhaltige Integration von Flüchtlingen in Hamburg ist Grundlage für ein gutes Zusammenleben aller Hamburgerinnen und Hamburger. Dabei legen der Senat und die Regierungsfraktionen in der Bürgerschaft großen Wert auf ein umfangreiches und alle Lebenslagen erfassendes Konzept. Vor diesem Hintergrund wurden u.a. bereits die Drs. 21/1395 zur Nachbewilligung von finanziellen Mehrbedarfen durch die gestiegenen Zahlen von Flüchtlingen, sowie die Drs. 21/1838 zum Komplex Flüchtlingsunterkünfte mit der Perspektive Wohnen und die Drs. 21/2550 zur Aufstockung der Wohnungsbauförderung: Wohnunterkünfte zu neuen Quartieren in guter Nachbarschaft entwickeln – 25 Punkte für eine gelingende Integration vor Ort eingebracht und beschlossen. Ziel einer umfassenden Integrationspolitik ist es, die Lebensbereiche Wohnen, (Aus-) Bildung und Sprache, Arbeit, Schule, sowie gesellschaftliches Miteinander auch in gemeinsamer Freizeitgestaltung von Flüchtlingen und Hamburgerinnen und Hamburgern gelingend zu gestalten und dafür die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen – immer in guter Nachbarschaft und im guten Miteinander von alteingesessenen und neu hinzukommenden Hamburgerinnen und Hamburgern. Je besser das gelingt, umso besser für alle.

In der aktuellen Debatte wird immer wieder klar: Im Sport liegen große Potenziale, was Integration und Zusammenhalt der Gesellschaft betrifft. Im Sport sind kulturelle, ethnische sowie religiöse Unterschiede und sprachliche Barrieren oft kein Hindernis, wenn es um Austausch, gegenseitiges Lernen und die Bildung von Gemeinschaft geht. Gemeinsame, positiv besetzte Erlebnisse sind leicht herzustellen und können Sprach- und Kulturunterschiede überbrücken. Der Sport und die Sportvereine sind tragende Säulen für stabile Quartiere in Hamburg. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten zu einer guten und nachhaltigen Integration von Flüchtlingen mit Bleibeperspektive in den Quartieren. Gerade in den letzten Monaten haben die Sportvereine durch vielfältige, schnell und unbürokratisch zusammengestellte Angebote in herausragender Weise bewiesen, wie wertvoll sie bei der Integration von Flüchtlingen sind.

Im Sport finden Wertevermittlung und das Erlernen und Anerkennen von gemeinsamen Regeln statt. Das gemeinsam Erlebte – auch Spaß und Freude miteinander – kann zum verbindenden Moment werden. Ferner ist tägliche Bewegung insbesondere unter professioneller Anleitung gesundheitsfördernd und stärkt in der Gruppe das soziale Miteinander.

Dauerhaft bieten Sportvereine, als Bestandteil der größten demokratischen Personenvereinigungen der Stadt, eine hervorragende Möglichkeit, Flüchtlingen das Einleben in unsere Gesellschaft zu erleichtern und ein Miteinander zu gestalten. In den Vereinen kann das Bewusstsein für einen zugewandten Umgang mit Menschen aus anderen Kulturkreisen gefördert werden. Mit dem Projekt „Willkommen im Sport“ des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) gibt es bereits einen Ansatz, der auch in Hamburg verfolgt wird. Wünschenswert ist es, dass dieser Ansatz in Hamburg flächendeckend etabliert wird, um in möglichst vielen Quartieren wohnortnah für Flüchtlinge diese Freizeitstrukturen schaffen zu können.

Bei dem Projekt „Willkommen im Sport“ werden finanzielle Mittel für Sport- und Bewegungsangebote für Geflüchtete und von Geflüchteten durch die Bundesregierung und die Freie und Hansestadt Hamburg zur Verfügung gestellt. Sportvereine und -verbände können Anträge auf Bezuschussung von sozial-integrativen Maßnahmen für diese Zielgruppe stellen. Im Rahmen von Stadtteilgesprächen, die durch „Willkommen im Sport“ initiiert werden, finden Vernetzungen von Sportvereinen mit Initiativen vor Ort statt. Diese haben die Möglichkeit, gemeinsam mit den Sportvereinen Anträge für Projekte zu stellen. Diese Vernetzung ist integraler Bestandteil der Programmkonzeption von „Willkommen im Sport“.

Wünschenswert bei der Gestaltung von Zugangswegen von Flüchtlingen zum Sport sind niedrigschwellige und aufsuchende Angebote, die für die Zielgruppe konzipiert worden sind. Kurzfristig ist es denkbar, dass spezielle Angebote für Flüchtlinge in direkter Umgebung von Unterkünften durch lokale Sportvereine angeboten werden und durch Bildungsmaßnahmen der Sportverbände und Vereine für Trainerinnen und Trainer sowie Multiplikatoren im Sport unterstützt werden. So soll auch der Frauen- und Mädchensport weiterhin intensiv gefördert werden, beispielsweise durch „Sport-Botschafterinnen“, die gezielt geflüchtete Frauen ansprechen und spezifische Angebote vermitteln. Mittelfristig sollten die Angebote dazu beitragen, dass eine Integration in die bestehenden Sportstrukturen der Stadt gelingen kann. Eine Vereinsmitgliedschaft, wie es bereits für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren über das Bildungs- und Teilhabepaket und das Projekt „Kids in die Clubs“ möglich ist, ist dabei mittelfristig ebenso wünschenswert wie das Aufzeigen vielfältiger Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum unserer Stadt.

Die Mittel in Höhe von 800.000 Euro sollen einmalig gewährt werden, aber in die nächsten Haushaltsjahre übertragbar sein, um bedarfsgerecht und zweckgebunden die Zugangswege zum Sport für Flüchtlinge zu erleichtern, die Sportstrukturen für die Integrationsaufgaben zu stärken und Barrieren abzubauen, damit der Sport in Hamburg als zentraler Pfeiler eines umfassenden Integrationsansatzes weiterhin eine angemessene Rolle einnehmen kann. Die zuständigen städtischen Stellen sollen sich mit dem Hamburger Sportbund über Vergabemodalitäten der Mittel sachgerecht verständigen. Um die zweckentsprechende Mittelverwendung transparent zu gestalten, wird eine Berichtspflicht gegenüber der Bürgerschaft implementiert.

 

 

 

Vor diesem Hintergrund möge die Bürgerschaft beschließen:

1. Aus Mitteln des Produkts „Zentrale Verstärkung Zuwanderung“ im Einzelplan 9.2, Produktgruppe 283.01 Zentrale Ansätze I werden einmalig 800.000 Euro für Integrationsmaßnahmen und -projekte im Hamburger Sport bzw. von Hamburger Sportvereinen und -verbänden durch Sollübertragung auf den Einzelplan 8.1, Produktgruppe 272.03 Sport, zur Verfügung gestellt. Die Mittel sind übertragbar.

2. Der Senat wird ersucht,

a. sich gemeinsam mit dem Hamburger Sportbund auf Vergabe-modalitäten zu verständigen, die gewährleisten, dass die Mittel möglichst vollständig bei der konkreten Integrationsarbeit insbesondere der Sportvereine und -verbände ankommen.

b. die zweckentsprechende Mittelverwendung transparent zu gestalten, noch in den Haushaltsberatungen 2017/2018 hierüber einen ersten Sachstand und in den Haushaltsberatungen 2019/2020 einen Abschlussbericht zu geben.

 

sowie
  • der Abgeordneten Christiane Blömeke
  • Filiz Demirel
  • Olaf Duge
  • Dr. Carola Timm
  • Dr. Anjes Tjarks (GRÜNE) und Fraktion