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Verkehrssicherheit erhöhen – Regelmäßige Gesundheitstest für Autofahrer

Donnerstag, 01.03.2007

Die Zahl der Verunglückten und Todesopfer ist nach der Verkehrsunfallstatistik 2005 insgesamt rückläufig. Im Gegensatz dazu ist jedoch die Zahl der über 65-jährigen Verunglückten im Jahr 2005 gegenüber 2004 in Hamburg um 8,6% angestiegen. Insgesamt nahm die Zahl der Seniorenunfälle, d.h. Unfälle an denen Senioren aktiv beteiligt sind, seit 2001 von 4.878 auf 7.480 zu.

Schon jetzt sind Seniorinnen und Senioren bei 65,2 % der Unfälle, an denen sie beteiligt sind, die Hauptverursacher und nimmt die zunehmend bis ins hohe Alter erfolgende PKW-Nutzung eine zentrale Rolle ein. Dieser Anteil nimmt mit zunehmendem Alter zu. Auf Grund der kontinuierlich steigenden Lebenserwartung wird die Gruppe der über 65-jährigen Verkehrsteilnehmer immer größer werden und weiter an Bedeutung zunehmen.

 

Statistisch gesehen sind Seniorinnen und Senioren zwar nach wie vor seltener an schweren Unfällen beteiligt als der Durchschnitt aller Autofahrer. Dies hängt neben einer vorsichtigeren Fahrweise vieler älterer Verkehrsteilnehmer aber vor allem auch mit der selteneren Nutzung des PKW zusammen. Pro gefahrener Strecke dürften die Zahlen folglich ein gänzlich anderes Bild ergeben. Mit anderen Worten: Wer selten, aber unsicher fährt, ist dann, wenn er am Steuer sitzt trotzdem eine große Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer! Dies gilt natürlich unabhängig vom Alter des Fahrzeugführers, z.B. im Falle einer Sehschwäche.

 

Derzeit gibt es nur wenige spezielle Programme für Seniorinnen und Senioren am Steuer. Von der Stadt Hamburg wird lediglich eine Seniorenberatung durch die bürgernahen Polizeibeamten zu verschiedenen Themen der Verkehrssicherheit angeboten. Darüber hinaus werden wenige Verkehrssicherheitsaktionen für Seniorinnen und Senioren von privat organisierten Verbänden, wie beispielsweise dem ADAC, durchgeführt.

 

Insgesamt entsteht aber der Eindruck, dass sich die Stadt Hamburg in den letzten Jahren nicht auf die steigenden Zahlen der über 65-jährigen Verkehrsteilnehmer eingestellt und entsprechend vorbereitet hat.

 

In den vergangenen Jahren wurde sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene immer wieder kontrovers diskutiert, ob die Einführung einer Verpflichtung zur Teilnahme an Reaktionstests für Seniorinnen und Senioren sinnvoll, erforderlich und zumutbar ist.

 

Der Grund für die Ablehnung einer derartigen Verpflichtung war die Scheu, die Fahrtauglichkeit auf Grund der langjährigen Fahrpraxis von Seniorinnen und Senioren in Frage zu stellen und diese Bevölkerungsgruppe durch die Verpflichtung zu einer Teilnahme an derartigen Tests in ihrer freien Willensausübung einzuschränken. Wie die meisten gesetzlichen Einschränkungen würde dies nicht nur positive Raktionen bei den Betroffenen hervorrufen. Auf der anderen Seite werden jedoch beispielsweise jungen Fahrern, die ebenfalls ihre Fahrtauglichkeit durch das Bestehen der Führerscheinprüfung nachgewiesen haben, Nachschulungen schon bei geringen Verfehlungen auferlegt.

 

Unsere europäischen Nachbarländer, wie die Niederlande, Dänemark, Italien, Spanien, die Schweiz oder England, um nur einige zu nennen, haben sich schon längst entschlossen, Autofahrern Gesundheitschecks ab einem entsprechenden Alter vorzuschreiben. In den meisten dieser Länder beginnt die Verpflichtung zu solchen Untersuchungen mit dem 65. oder dem 70. Lebensjahr, in Spanien bereits mit dem 45. Lebensjahr. Die Gesundheitschecks sind in der Regel im europäischen Ausland alle 2 bis 3 Jahre vorzunehmen. In der Schweiz und in Dänemark werden sie beispielsweise beim Hausarzt durchgeführt.

 

Verpflichtende Eignungstests für Seniorinnen und Senioren gibt es derzeit folglich nicht, obwohl bekannt ist, dass mit zunehmendem Alter die Reaktionsfähigkeit nachlässt und auch andere gesundheitliche Einschränkungen zu einer verminderten Fahrtauglichkeit führen können. So führt der Senat in seinem Verkehrsbericht 2005 als Risikofaktoren für ältere Verkehrsteilnehmer, die „meist schleichend eintretenden gesundheitlichen Einschränkungen

 

- Verringerung der Sehkraft,

 

- Verschlechterung des Gehörs,

 

- schnellere Ermüdung,

 

- abnehmende Reaktionsschnelligkeit“

 

auf und schreibt weiter: „Senioren ist deshalb eine regelmäßige ärztliche Untersuchung zu empfehlen, damit einschränkende Faktoren rechtzeitig erkannt werden können.“ Dieser richtigen Einschätzung und Schlussfolgerung folgen jedoch keinerlei Maßnahmen!

 

All dies betrifft jedoch nicht nur Senioren. Insbesondere die Sehfähigkeit lässt häufig schon in jüngeren Jahren erheblich nach. Wer mit 18 Jahren seinen Führerschein erwirbt und dabei den obligatorischen Sehtest besteht, hat in den meisten Fällen auch mit 40 oder 50 Jahren schon eine geringere Sehfähigkeit als beim Führerscheinerwerb.

 

Die Bürgerschaft möge deshalb beschließen:

 

Der Senat wird aufgefordert:

 

1. Eine Bundesratsinitiative mit dem Ziel zu starten:

 

a) verpflichtende Sehtests für alle Führerscheinbesitzer alle 10 Jahre nach Erwerb der Fahrerlaubnis einzuführen;

 

b) vom 70. Lebensjahr an Gesundheitschecks für alle Kraftfahrzeugführer, bei denen insbesondere Sehfähigkeit, Reaktionsschnelligkeit und Hörfähigkeit überprüft werden, verpflichtend zu machen. Diese sollten erstmals nach 5 Jahren - beispielsweise im Rahmen der ärztlichen Vorsorgeuntersuchungen - und anschließend in kürzeren Abständen von zunächst 2 Jahren wiederholt – also mit 70, 75, 77 und 79 Jahren durchgeführt werden;

 

c) vom 80. Lebensjahr an diese verpflichtenden Tests und Untersuchungen jährlich obligatorisch werden zu lassen.

 

2. Bei freiwilliger Rückgabe der Fahrerlaubnis von Hamburger Seniorinnen und Senioren jenseits des 70. Lebensjahrs für 6 Monate einen kostenlosen Zugang zum HVV zu ermöglichen.