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Wirtschaftliche Potenziale der Energiewende für Hamburg

Dienstag, 10.05.2011

Der Reaktorunfall von Fukushima hat der Diskussion um Atomlaufzeiten neuen Auftrieb gegeben und stellt das erst im Herbst vorgestellte Energiekonzept der Bundesregierung komplett in Frage. Große Teile der Bevölkerung sind nicht mehr bereit, das nicht kalkulierbare „Restrisiko“ der Nutzung der Atomenergie mitzutragen. Sie taugt nicht als „Brückentechnologie“ für einen zögerlichen Einstieg in die Energiewende, die vor allem auf Erneuerbare Energien, die Förderung von Energieeffizienz, Energiespeicherung und intelligente Daten- und Energienetze setzt. Die Wende muss zügig kommen. Und statt dabei mit überzogenen Kostenschätzungen den beschleunigten Ausstieg aus der Atomenergie in Frage zu stellen, sollten verstärkt die Chancen und Wachstumspotenziale in den Focus genommen werden.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat die Auswirkungen der Energiewende anhand neu entwickelter Prognosemodelle untersucht und geht davon aus, dass das Bruttoinlandprodukt in Deutschland im Jahr 2030 ca. 2,9 Prozent höher sein wird als ohne den Ausbau Erneuerbarer Energien. Auch die positiven Effekte für den Arbeitsmarkt seien immens. Es könnten bis zu einer Million zusätzlicher Arbeitsplätze entstehen, wenn Unternehmen in die entscheidenden Felder investieren.

Hamburg ist auf diese Herausforderungen vorbereitet. In der Metropolregion Hamburg sind schon heute mehrere hundert größere und kleinere Unternehmen und Dienstleister aus den Bereichen Solarenergie, Windenergie und anderen Erneuerbaren Energien und im Bereich der Energieeffizienztechnologien tätig. Windkrafthersteller wie General Electric, Vestas, Siemens oder Suzlon siedelten in den letzten Jahren Abteilungen in Hamburg an, Nordex verlegte seine Firmenzentrale nach Hamburg. Die 25 größten Unternehmen der Branche haben insgesamt 3.000 - 4.000 Beschäftigte. Viele große Unternehmen aus der Branche haben ihre Firmenzentrale in Hamburg, wobei es sich häufig um Verwaltungszentralen handelt. Die Unternehmen, die ihre Zentrale in Hamburg angesiedelt haben, erwirtschaften im Sektor der Erneuerbaren Energien einen Umsatz von ca. fünf Milliarden Euro pro Jahr.

Um die Vernetzung der Branche zu fördern, wurde auf Initiative der Handelskammer, Unternehmen der Branche und Hochschuleinrichtungen im September letzen Jahres der „Verein zur Förderung des Clusters Erneuerbare Energien Hamburg“ von zunächst 57 Mitgliedern gegründet. Im Januar 2011 hat die Clusteragentur Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) ihre Arbeit aufgenommen, an der die Freie und Hansestadt Hamburg mit 51 Prozent beteiligt ist. Ein halbes Jahr nach Gründung des Vereins zählt das Cluster bereits über 100 Mitglieder.

Hamburg hat das Potenzial, sich zu einem der führenden Standorte für Erneuerbare Energien in Deutschland und international zu entwickeln. Wachstumspotenziale bestehen in vielen Bereichen der Branche – vom Spezialschiffsbau für Offshore-Windenergie bis zu Logistikonzepten, aber auch im Ingenieur- und Zertifizierungswesen und in der Finanzierung von Erneuerbaren Energien und Effizienztechnologien.

 

Vor diesem Hintergrund möge die Bürgerschaft beschließen:

Der Senat wird aufgefordert:

1. das Cluster Erneuerbare Energien zügig weiter auszubauen und dabei verstärkt die Kooperationen mit entsprechenden Einrichtungen in den Nachbarländern, vor allem in der Metropolregion Hamburg zu suchen,

2. zu prüfen, in wieweit Kooperationen mit Betreibern im Offshore-Bereich in Dänemark, den Niederlanden und im Ostseeraum sinnvoll erscheinen,

3. in der Zusammenarbeit mit den Clusterunternehmen die folgenden Themen zu vertiefen und über die Ergebnisse zu berichten:

- welche Auswirkungen der Ausbau der Erneuerbaren Energien und von Effizienztechnologien in Hamburg auf andere Branchen und die Hamburgische Wirtschaft insgesamt haben wird,

- welche Herausforderungen der Ausbau an die Ausbildung und Qualifizierung der benötigten Arbeitskräfte stellt und mit welchen Initiativen und Maßnahmen dem entsprochen werden soll,

4. darüber hinaus auch darzustellen:

- in welchen Bereichen und Branchen besondere Wachstums- und Entwicklungspotenziale für Hamburg gesehen werden und mit welchen Arbeitskräftepotenzialen dies jeweils verbunden ist,

- wie die Clusteragentur EEHH diese Potenziale konkret unterstützen will,

- welche Ansiedlungen in der Stadt und der Metropolregion erfolgreich waren und wie die Ansiedlungschancen in nächster Zeit eingeschätzt werden,

- welche Forschungseinrichtungen in welcher Weise und mit welchen Ziel in das Cluster „Erneuerbare Energien“ eingebunden sind, um die vielfältigen Forschungs- und Anwendungsaktivitäten so zu vernetzen, dass die wirkungsvollsten Wege identifiziert und weiter verfolgt werden können,

5. der Bürgerschaft bis zum 31.10.2011 in einem ersten Zwischenbericht und dann in jährlichen Abständen darüber zu berichten.