zu Drs. 1888 ABSICHTSERKLÄRUNG
Mittwoch, 11.11.2015
ABSICHTSERKLÄRUNG
zwischen dem Naturschutzbund Deutschland, dem Zukunftsrat Hamburg,
der Freien und Hansestadt Hamburg
sowie dem Deutschen Olympischen Sportbund
Wir, die Unterzeichnenden dieser Vereinbarung, werden nach einem positiven Ausgang der Hamburger und Kieler Referenden
zu den Olympischen und Paralympischen Spielen im Jahr 2024 in der weiteren Vorbereitung auf dieses Ereignis eng zusammenarbeiten,
um ein Olympia der Nachhaltigkeit sicherzustellen und damit gleichzeitig weitergehende Impulse für die Nachhaltige
Entwicklung in Hamburg und Deutschland auszulösen.
Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland müssen Maßstäbe setzen, wie sportliche Großereignisse vor dem Hintergrund
weltweiter ökologischer, sozialer und ökonomischer Herausforderungen Beiträge zu konkreten Problemlösungen entwickeln können.
In der Hamburgischen Bewerbung enthaltene Elemente wie eine citynahe und verdichtete Innenentwicklung, Flächenrecycling, kurze
Wege und umweltschonende Mobilität, bieten gute Voraussetzungen für Nachhaltigkeit sowohl während der Spiele selbst als auch im
nacholympischen Modus. Zudem gilt es, den Sport als Plattform zu nutzen, um alle Nachhaltigkeitsdimensionen in der Mitte der Gesellschaft
zu verankern. Für eine zeitgemäße Nachhaltigkeitsstrategie müssen wir über diese Elemente hinausgehen und alle Dimensionen
der Nachhaltigkeit bedenken.
Das von uns angestrebte Nachhaltigkeitskonzept wird auf dem in London 2012 verfolgten Nachhaltigkeitsanspruch aufsetzen und diesen
mit Blick auf die Jahre bis 2024 zeitgemäß weiterentwickeln. Es wird die wesentlichen Herausforderungen identifizieren, klare Nachhaltigkeitsziele
beschreiben, sie mit geeigneten Indikatoren hinterlegen, und in transparenter Weise beantworten, wie das Erreichen der
Ziele sichergestellt wird.
• Mit Blick auf die ökologische Nachhaltigkeit wird es uns darum gehen, die negativen Umweltauswirkungen des sportlichen Großereignisses
möglichst zu vermeiden bzw. weitestgehend zu minimieren und den verbleibenden Saldo angemessen auszugleichen.
Darüber hinaus sollen die Spiele Wegweiser für die ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung auf Themenfeldern wie der Mobilität,
dem Klimaschutz und der Klimaanpassung, dem Schutz von Naturwerten, dem Gewässerschutz und der Luftreinhaltung, der Ressourceneffizienz
und der Nachhaltigkeit in Konsum und Produktion sein. Der derzeitige Planungsstand, der eine klimaneutrale Sportgroßveranstaltung
mit umfassenden Maßnahmen des Ausgleichs nicht vermeidbarer Treibhausgasemissionen vorsieht und keine
Grünflächenverluste durch die Olympia-Bewerbung entstehen lässt, stellt dafür eine gute Basis dar.
• In der Frage der sozialen Nachhaltigkeit sind wir uns einig, dass die Spiele sich nicht neutral zu einem Umfeld bestehender sozialer
Ungleichgewichte auch im nationalen und internationalen Kontext verhalten können. Hamburg wird deswegen mit den Spielen praktische
Beiträge leisten, um seiner Verantwortung für soziale Inklusion, Chancengleichheit, gute Lebens- und Arbeitsbedingungen und
internationale Solidarität gerecht zu werden.
• Auch die wirtschaftliche Nachhaltigkeit betrachten wir als wesentliche Erfolgsvoraussetzung für die Olympischen und Paralympischen
Spiele. Deren Vorbereitung und Durchführung darf die finanziellen Möglichkeiten der Stadt nicht in einer Weise belasten, die zukünftige
Generationen mit zusätzlichen Hypotheken beschweren oder bei der Wahrnehmung anderer wichtiger Aufgaben in der Stadt zu
Einschränkungen führen würde. Ein besonderes Augenmerk wird deswegen darauf zu richten sein, dass die für den kurzen Zeitraum
der Spiele errichteten Anlagen nicht zu einer langfristigen Belastung werden. Die regionale Wirtschaft in der Metropolregion Hamburg
sollte in Liefer- und Versorgungsverträge für die Olympischen Spiele einbezogen werden und darf durch übergeordnete Verträge des
IOC keine Nachteile erleiden.
• Von Bedeutung ist darüber hinaus, die Handlungsfelder Sport und Bewegung sowie insbesondere die Sportvereine in ganz Deutschland
als Partner und Multiplikatoren für alle Nachhaltigkeitsthemen zu begreifen und durch geeignete Maßnahmen und Projekte eine
nachhaltige Sportentwicklung in Deutschland zu fördern.
Nach einem für die deutsche Bewerbung positiven Ausgang der Hamburger und Kieler Referenden werden die o.g. Eckpunkte zwischen
dem Naturschutzbund Deutschland, dem Zukunftsrat Hamburg, der Freien und Hansestadt Hamburg sowie dem DOSB in einem engen
Konsultationsprozess weiterentwickelt und konkretisiert. Die bisher geleisteten Vorarbeiten an einem Nachhaltigkeitskonzept für die
Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 betrachten wir als Grundlage für unsere weitere Zusammenarbeit. Für die Stadt Hamburg
ist die Nachhaltige Entwicklung ein herausragendes Bewerbungsmerkmal für Olympia. Dies wird auch Hamburgs Haltung in den
vertraglichen Verhandlungen mit dem IOC bestimmen. Für die weitere Begleitung des Bewerbungsprozesses wird entsprechend eines
Vorschlags des Dialogkreises Nachhaltigkeit eine im Einvernehmen besetzte unabhängige „Kommission nachhaltiges Hamburg 2024“
eingerichtet.
Alexander Porschke
Vorsitzender NABU
Hamburg
Delia Schindler
Sprecherin des
Zukunftsrates
Hamburg
Olaf Scholz
Erster Bürgermeister
der Freien und
Hansestadt Hamburg
Alfons Hörmann
Präsident des
Deutschen Olympischen
Sportbundes
Michael Pollmann
Staatsrat der Behörde
für Umwelt und Energie