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Ehemalige Mülldeponie Höltigbaum (III)

Donnerstag, 19.06.2014

Seit 1989 wird auf der ehemaligen Mülldeponie Höltigbaum Deponiegas abgesaugt. Im Jahre 2009 waren es 250.000 m3 Gas mit einem Energiegehalt von 1.250.000 kWh. Im Jahre 2006 wurde auf dem Betriebsgelände einer Druckerei im Gewerbegebiet Bargkoppelweg ein Blockheizkraftwerk (BHKW) errichtet, das ausschließlich mit diesem Deponiegas betrieben wird. Die Feuerungswärmeleistung des BHKW beträgt circa 480 kW, die elektrische Leistung circa 160 kW. Das gesamte Deponiegas wird im BHKW verwendet. Der erzeugte Strom wird direkt in das Mittelspannungsnetz eingespeist, die Wärme in das Fernwärme-Verbundnetz Greifenberg/Berne. Die zu entnehmende Deponiegasmenge nimmt erwartungsgemäß kontinuierlich ab, wird allerdings noch circa 20 bis 30 Jahre andauern (Stand: 2008, vergleiche Drs. 19/1583, 19/6741).

 

Nachdem die Druckerei vor einiger Zeit ihren Betrieb eingestellt hatte und das Betriebsgelände an einen neuen Eigentümer verkauft worden war, wurde Mitte 2013 auch das BHKW außer Betrieb genommen.

 

In diesem Zusammenhang frage ich den Senat:

 

Der Senat beantwortet die Fragen teilweise auf der Grundlage von Auskünften der Stadtreinigung Hamburg (SRH) wie folgt:

 

 

1. Wie viel Kubikmeter Deponiegas mit welchem Energiegehalt wurden in den Jahren 2010, 2011, 2012, 2013 und 2014 (bislang) jeweils abgesaugt?

 

Die Daten zu Deponiegasproduktion und Energiegehalt für die Jahre 2010 bis zum 30. April 2014 sind nachfolgender Tabelle zu entnehmen. Für den Zeitraum seit 1. Mai 2014 liegen derzeit noch keine Auswertungen vor.

 

Jahr Deponiegas in m³/a Theoretischer Energiegehalt elektrisch in kWh

2010 431.000 ca. 1.290.000

2011 431.000 ca. 1.290.000

2012 386.000 ca. 1.158.000

2013 469.521 Ca. 1.350.000

bis 30.4.2014 173.373 ca. 505.000

 

 

2. Voraussichtlich wie lange wird die Entnahme von Deponiegas aus heutiger Sicht noch andauern?

 

Auch für die kommenden Jahrzehnte wird voraussichtlich eine Gasabsaugung erforderlich sein. Die zu entnehmende Deponiegasmenge wird kontinuierlich abnehmen.

3. Seit wann und warum wird das Deponiegas nicht mehr in dem BHKW verwertet?

 

Das BHKW auf dem Betriebsgelände der ehemaligen Druckerei wurde durch die Fa. Hamburg Gas Consult GmbH (HGC) Ende Juli 2013 infolge der Insolvenz des Druckereibetriebs außer Betrieb genommen. Mit der Außerbetriebnahme des BHKW endete auch der Entgasungsvertrag zwischen der Hamburger Stadtreinigung und HGC.

 

 

4. Inwieweit trifft es zu, dass das abgesaugte Deponiegas stattdessen über eine Fackel entsorgt werden muss?

 

Vom 1. August 2013 bis zum 13. Mai 2014 musste das Deponiegas kontrolliert abgefackelt werden. Zur Verwertung des Deponiegases nach dem 13. Mai 2014 siehe Antwort zu 8.

 

 

5. Wie viel Kubikmeter Deponiegas mit welchem Energiegehalt mussten seit Außerbetriebnahme des BHKW bereits über eine Fackel entsorgt werden?

 

Vom 1. August 2013 bis zum 30. April 2014 wurden 414.894 m3 Deponiegas mit einem theoretischen elektrischen Energiegehalt von ca. 1.211.000 kWh abgefackelt.

 

 

6. Wie beurteilt die zuständige Behörde diesen Vorgang, auch im Lichte der Klimaschutzziele der Stadt?

 

Der zeitweilige Betrieb der Fackel zur Beseitigung des abgesaugten Deponiegases war notwendig, um einen sicheren Betrieb der Deponieentgasungsanlage zu gewährleisten. Die zuständige Behörde begrüßt die Wiederaufnahme der energetischen Verwertung des anfallenden Deponiegases durch die Stadtreinigung Hamburg (siehe Antwort zu 8). In dem Verwertungskonzept sollten auch Möglichkeiten zur Verwertung der erzeugten Wärme geprüft werden.

 

 

7. Inwieweit trifft es zu, dass die Deponiegasfassungsanlage auf dem Deponiegelände von der HGC Hamburg Gas Consult GmbH an die Stadtreinigung Hamburg verkauft wurde? Was ist der Grund für den Erwerb durch die Stadtreinigung Hamburg?

 

Es ist zutreffend, dass die Stadtreinigung Hamburg (SRH) zum 1. August 2013 die Infrastruktur der Entgasung (insgesamt 87 Gasbrunnen, dazu die Gasleitungen, die Stromleitungen zur Netzübergabestation sowie den Transformator) von HGC erworben hat. Im Zuge der nachfolgenden Neuordnung der Entgasung startete die SRH den Betrieb einer neuen Entgasungsanlage (Verdichter und Fackel), die nach heutigem Stand der Technik ausgelegt ist, sowie die Optimierung der Entgasung im Hinblick auf den Betrieb des neuen BHKW.

 

 

8. Strebt die Stadtreinigung Hamburg an, das abgesaugte Deponiegas wieder energetisch zu verwerten?

 Wenn ja: wie und mit welcher zeitlichen Perspektive?

Wenn nein: warum nicht?

 

Ja, seit Mitte Mai 2014 erprobt die Stadtreinigung Hamburg die energetische Verwertung des Deponiegases in einem neu auf dem Betriebsgelände der Deponie errichteten BHKW mit einer Leistung von 150 kW (elektrisch) im Probebetrieb. Nach diesem Probebetrieb (bis voraussichtlich Ende September 2014) beabsichtigt die SRH, das BHKW auf Basis der ausgewerteten Betriebsdaten im Dauerbetrieb zu betreiben.