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„Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg“, für eine konsequente Kombination der „Strategie des Nichts tuns“ mit dem „Instrument der Duldung“ bei einer maximal niedrigen Einstiegsschwelle -

Montag, 08.02.2010

wie „kreativ“ und unverständlich darf eine Studie (am Beispiel des Stadtteils Hamm-Süd) sein?

 

 

Die Qualität, Glaubwürdigkeit, Akzeptanz und Verwendbarkeit von Studien ist natürlich abhängig von den Ortskenntnissen der Agentur / der Gutachter und der Verständlichkeit der Ausführungen. Richtige Angaben und eine gute Verständlichkeit sind die Grundvoraussetzung für eine adäquate Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung, der Ableitung von Handlungsfeldern und der Diskussionsfähigkeit vor Ort mit den Bewohnern / Handelnden.

 

Falsche Angaben und/oder unklare Ausführungen führen dagegen unweigerlich zu einem Verlust der Glaubwürdigkeit. Ja sie können sogar in den betroffenen Quartieren bei den Bewohnerinnen und Bewohnern zu einem Gefühl der „nicht ernsthaft gewollten“ Befassung / Analyse mit der realen Situation vor Ort“ führen. Falsche Angaben und Unverständlichkeit kann auch als Mittel der bewussten Ausgrenzung genutzt / verstanden werden. Beides wäre nicht sachdienlich.

 

Vom Senat bzw. der zuständigen Fachbehörde ist kürzlich die viel beachtete Studie „Kreative Milieus und offene Räume in Hamburg“ vorgelegt worden. Sie hat zu diversen Gebieten Feststellungen getroffen – so auch zum Stadtteil Hamm-Süd.

 

 

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

 

1. In der Studie wird u.a. auf Seite 50 ausgeführt: „Das Gebiet ist durch eine heterogene Bebauungsstruktur gekennzeichnet, die auch als bauliche Anarchie bezeichnet werden kann: Bunker, Lagerhallen, Schuppen und Bürogebäude aus den 1970er Jahren grenzen unmittelbar an Wohnbebauungen der 1930er und 1990er Jahre.“

 

Diese Aussage verwundert auf den ersten Blick viele Bewohner, da Hamm-Süd im Zweiten Weltkrieg 1943 zu 98% zerstört wurde (Ausnahme Schule Osterbrook).

 

a. Welche Wohngebäude aus den 30iger Jahren gibt es derzeit in Hamm-Süd?

Bitte mit Angabe der Belegenheit und des Errichtungsjahres

b. Wurde in Hamm-Süd in den 50iger, 60iger, 70iger und 80iger Jahre kein Wohnungsbau durchgeführt? Wann wurden die Wohngebäude in Hamm-Süd errichtet?

c. Sind die Angaben in der Studie zum Wohnungsbau in Hamm-Süd aus Sicht der Senats bzw. der zuständigen Fachbehörde somit richtig?

d. Sind in Hamm-Süd – wie ebenfalls in der Studie behauptet - tatsächlich nur Bürogebäude aus den 70iger Jahren vorhanden?

e. Stimmt der Senat bzw. die zuständige Fachbehörde mir zu, dass u.a. erst vor wenigen Jahren ein großes Bürogebäude am Borstelmannsweg entstanden ist?

f. Sind die Angaben in der Studie zum Alter der Bürogebäude aus Sicht der Senats bzw. der zuständigen Fachbehörde somit richtig?

 

2. In der Studie heißt es weiter: „Die attraktive Wasserlage am Billebecken, welches durch die Schleuse am Billwerder Steindamm reguliert wird, wurde auch von einer Zigarettenmarke erkannt: Einen Sommer lag hier ein Schiff mit dem Label der Marke vor Anker und veranstaltete Partys.“

 

a. Seit wann gibt es diese in der Studie aufgeführte Schleuse am Billwerder Steindamm, die die Bille bzw. das Billebecken reguliert?

b. Sind die Angaben in der Studie zum Schleusenstandort aus Sicht der Senats bzw. der zuständigen Fachbehörde somit richtig?

c. Wann und wo genau lag das oben aufgeführte Schiff mit welchem Zigarettenlabel (welche Marke) vor Anker?

 

3. Auf Seite 50 der Studie wird das Gebiet Hamm-Süd u.a. wie folgt gekennzeichnet: „Lage und Struktur dieses Gebietes haben eine Reihe von Nischennutzungen angezogen, die im toleranten Nebeneinander gute Standortbedingungen und niedrige Einstiegsschwellen vorgefunden haben.“

 

a. Versteht der Senat bzw. die zuständigen Fachbehörde unter Nischennutzungen auch die in Hamm-Süd vorhandene Straßenprostitution, die Modelwohnungen und der Bau / Betrieb eines Großbordells?

b. Ist dem Senat bzw. der zuständigen Fachbehörde hinsichtlich des „toleranten Nebeneinander“ bekannt, dass sich eine sehr große Zahl von Bewohnern und Baugenossenschaften aus Hamm-Süd gegen die Errichtung des Großbordells in der Süderstraße ausgesprochen hat? Wenn ja, wie bewertet der Senat bzw. die zuständige Fachbehörde das Anliegen der Bewohner?

 

4. Auch heißt es in der Studie:

„Das gefühlte Abseits und eine maximal niedrige Einstiegsschwelle, die bereits von ethnischen Gewerbebetrieben, Musikern und vereinzelten Gewerbebetrieben genutzt wird.“

 

a. Was verbirgt sich hinter dem Begriff einer `“maximal niedrigen Einstiegsschwelle“?

b. Was sind ethnische Gewerbebetriebe?

c. Wie definiert der Senat bzw. die zuständige Fachbehörde den Begriff „Ethnie“

d. Ist ein deutscher Gewerbetreibender kein ethnischer Gewerbebetrieb?

e. Wie viele ethnische Betriebe gibt es davon in Hamm-Süd?

Bitte differenziert nach einzelnen Ethnien aufführen?

f. In welchen Gewerbebereichen sind diese tätig?

g. Wie viele Beschäftige sind hier tätig?

h. Die Studie unterscheidet bewusst zwischen „ethnischen Gewerbebetrieben“ und „vereinzelten Gewerbebetrieben“. Welche Unterschiede gibt es zwischen den Begriffen?

 

5. Für den Stadtteil Hamm-Süd wird schließlich das Szenario des „Nischenuniversum“ entworfen und wie folgt charakterisiert:

 

„Das Szenario des „Nischenuniversum“ versucht die speziellen Qualitäten dieses Stadtraumes sanft zu kommunizieren, ohne konkrete Maßnahmen zu dessen Aktivierung vorzuschlagen, Vielmehr entspricht es dem Szenario, die „Strategie des Nichts tuns“ mit dem „Instrument der Duldung“ zu kombinieren, um über unkonventionelle Nutzungen duldend hinwegzusehen, und die Potentialräume dieses Quartiers einer Eigendynamik zu überlassen.“

 

a. Sieht sich der Senat bzw. die zuständige Fachbehörde in der Lage, dem interessierten „Normalbürger“ den möglichen Inhalt dieses Satzes in einfachen Worten darzustellen?

b. Was versteht der Senat bzw. die Fachbehörde unter einer sanften Kommunikation?

c. Welche Bedeutung hat dabei die Kombination der „Strategie des Nichts tuns“ mit dem „Instrument der Duldung“ im Hinblick auf eine nachhaltigen Entwicklung und vor dem Hintergrund des Leitbildes „Wachsen mit Weitsicht“ für den Stadtteil Hamm-Süd?