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Ritalin – die Droge der „Pflichterfüller-Generation“?

Donnerstag, 14.01.2010

Verhaltensauffällige Kinder werden immer häufiger mit dem Medikament Ritalin behandelt. Nach Medienberichten soll die Zahl der Ritalin-Verschreibungen zwischen 1993 und 2003 weltweit um rund 270 Prozent gestiegen sein. Ritalin wird besonders häufig Schülerinnen und Schülern verschrieben.

Ritalin ist eigentlich eine Droge, ähnlich dem Kokain, nur in geringerer Dosis. Deshalb fällt Ritalin unter das Betäubungsmittelgesetz und darf nur auf ärztliches Rezept in der Apotheke gekauft werden. Die Tablette wirkt als so genannter Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer, sie senkt den Dopaminspiegel in den Nervenzellen.

Dopamin ist ein Botenstoff, der Impulse verstärkt. Wer zu viel davon hat, wird zum Opfer seiner eigenen Impulse, ständig abgelenkt von Ideen und Geistesblitzen. Menschen mit niedrigem Dopaminspiegel hingegen funktionieren automatisch, fokussiert auf eine einzige Tätigkeit. Deshalb gibt man hyperaktiven Kindern Ritalin, damit sie in der Schule still sitzen und sich auf den Unterricht konzentrieren.

Mediziner sehen Ritalin kritisch: Ritalin würde nicht nur das Wesen unnatürlich verändern. Konsumenten hätten auf nichts mehr Lust, Emotionalität und Affektivität würden erheblich verringert. Man empfinde keine Neugier, kein Bedürfnis nach menschlichen Bindungen und sei weniger kreativ. Bei frühem und dauerhaftem Konsum bestünde die Gefahr, emotional dauerhaft zu verkümmern.

Laut Bericht in der ZEIT bezeichnet Prof. Gerald Hüther, Professor für Neurobiologie an der Psychiatrischen Uni-Klinik Göttingen Ritalin als die Droge für die „Pflichterfüller-Generation“, weil sie hilft, sich den Erwartungen der Gesellschaft anzupassen.

 

Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:

1. Welche Erkenntnisse liegen dem Senat über die Verschreibung und den Konsum des Medikaments Ritalin oder vergleichbarer Substanzen bei Hamburger Schülerinnen und Schüler vor?

2. In welchen Altersgruppen und in welchen Schulformen ist ein verstärkter Konsum des Medikaments Ritalin oder vergleichbarer Substanzen besonders zu beobachten?

3. Kann der Senat einen Anstieg der Verschreibung und des Konsum des Medikaments Ritalin oder vergleichbarer Substanzen für Hamburgs Schülerinnen und Schüler bestätigen?

4. Sind dem Senat weitere Medikamente bekannt, die eingesetzt werden, um verhaltensauffällige Kinder zu therapieren?

5. Werden Verschreibung und Konsum des Medikaments Ritalin oder vergleichbarer Substanzen an den Schulen statistisch erfasst oder in den Schülerakten dokumentiert?

6. Wenn nein, warum nicht?

7. Hält der Senat es für sinnvoll, die Verschreibung und den Konsum des Medikaments Ritalin oder vergleichbarer Substanzen an den Schulen statistisch zu erfassen oder in den Schülerakten zu dokumentieren? Bitte die Antwort begründen.

8. Wie bewertet der Senat den Einsatz von Ritalin oder vergleichbarer Medikamente bei Verhaltensauffälligkeiten?

9. Gibt es Hinweise oder Empfehlungen des Senats für die Schulen, die Schulleitungen oder die Lehrerinnen und Lehrer, wie sie sich im Falle von Ritalinkonsum ihrer Schüler verhalten sollen?

10. Gibt es Hinweise oder Empfehlungen des Senats für die Schulen, die Schulleitungen oder die Lehrerinnen und Lehrer, ob und wie sie zur Entscheidung über Ritalin-Konsum Stellung nehmen sollen?