Zum Hauptinhalt springen

Von interkulturellen Klassenzimmern zu interkulturellen Lehrerzimmern

Dienstag, 14.05.2013

Zurzeit haben rund ein Drittel der Schüler, aber weniger als 5 Prozent der Lehrkräfte in Deutschlands Schulen einen Migrationshintergrund. In Hamburg dagegen kommen fast 50 % der Hamburger Schulkinder aus einer Familie mit Migrationsgeschichte. Die Klassenzimmer bilden die Realität der multikulturellen Gesellschaft ab. In den Hamburger Klassenzimmern ist die Interkulturalität längst angekommen, in den Lehrerzimmern dagegen noch nicht. Denn der allergrößte Teil der Lehrkräfte hat auch in Hamburg keine Zuwanderungsgeschichte in der Biografie. Die Freie und Hansestadt Hamburg hat deshalb ein großes Interesse daran, junge Menschen mit Migrationshintergrund für ein Lehramtsstudium zu gewinnen, weil sie eine Chance für die interkulturelle Öffnung der Schulen und als Lehrer ein Vorbild für die Schulkinder mit Migrationshintergrund sind.

Abgesehen davon muss der Teil der Lehrerschaft ohne Migrationshintergrund dabei unterstützt werden, mit einer immer heterogeneren Schülerschaft umzugehen, die etwa zur Hälfte eine Zuwanderungsgeschichte hat. Interkulturalität ist heutzutage eine Schlüsselkompetenz und muss bei allen Lehrkräften gefördert werden. Unterstützung können Lehrerinnen und Lehrer u. a. bei dem Hamburger Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationshintergrund“ finden.

Ich frage den Senat:

1. Wie werden Schülerinnen und Schülerinnen mit Migrationshintergrund in der Phase der Berufsorientierung von der Stadt Hamburg angesprochen, um sie für das Lehramtsstudium zu interessieren?

2. Welche weiteren Informationsveranstaltungen und -aktivitäten von Stiftungen o. ä. gibt es, um über das Lehramtsstudium zu informieren?

3. Werden auch die Eltern informiert? Wenn ja, in welcher Form?

4. Seit wann werden Schüler/ Abiturienten und Eltern mit Migrationshintergrund gezielt angesprochen, um für ein Lehramtsstudium zu werben?

5. Gibt es Stipendien für Lehramtsstudentinnen und -studenten mit Migrationshintergrund? Wenn ja, wie viele werden seit wann mit Stipendien in welcher Höhe unterstützt?

6. Wie wird die Befassung mit dem Thema Interkulturalität an der Universität Hamburg für alle Lehramtsstudentinnen und –studenten sichergestellt?

7. Ist die Befassung mit dem Thema Interkulturalität im Allgemeinen verpflichtend? Wenn nicht, warum nicht?

8. Inwiefern und in welchem Umfang werden wichtige Lehramts-Nachwuchsgruppen wie

a.) Referendar/innen im Rahmen ihrer Ausbildung

b.) Junglehrkräfte im Rahmen der Berufseingangsphase

interkulturell geschult?

9. Inwiefern und in welchem Umfang werden wichtige Multiplikatoren wie Funktionsträger, Beratungs(lehr)kräfte, Sprachlern- und Förderkoordinatoren sowie ReBBZ und LI-Mitarbeiter/innen interkulturell fortgebildet?

10. Wie viele Bewerber hatte die bundesweit einzigartige "Qualifizierung zur interkulturellen Koordination"? Wie ist der Stand der Ausbildung? Gibt es Planungen, die Qualifizierung zu wiederholen?

11. Wie viele Schulen haben die Funktionsstelle eines interkulturell Beauftragten eingerichtet? Werden ihre Tätigkeiten evaluiert?

12. Mit wie vielen Stellen ist die Beratungsstelle Interkulturelle Erziehung ausgestattet, wie viele Stellen davon sind Lehrerfortbildner-Stellen? Inwiefern ist ihre Finanzierung in den nächsten Jahren gesichert?

13. Mit wie vielen Stellen ist das Netzwerk "Lehrkräfte mit Migrationsgeschichte" ausgestattet? Inwiefern ist seine Finanzierung in den nächsten Jahren gesichert?

Wie viele Lehrkräfte engagieren sich im Netzwerk „Lehrkräfte mit Migrationshintergrund“?

14. Engagieren sich dort auch Lehrkräfte ohne Migrationshintergrund? Wenn ja, wie viele?

15. Welche weiteren Maßnahmen plant der Senat, um Menschen mit Migrationshintergrund, z. B. auch als Quereinsteiger, für den Lehrerberuf zu interessieren?

16. Welche Schritte zur interkulturellen Öffnung der Behörde für Schule und Berufsbildung finden aktuell statt bzw. sind geplant?

 

 

 

 

  • Kazim Abaci (Fachsprecher:in Migration, Integration und Geflüchtete)