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Klarer Kurs in stürmischen Zeiten: Hamburger Wirtschafts- und Innovationsstandort stärken – Startup-Ökosystem weiter ausbauen

Donnerstag, 01.12.2022

Haushaltsplan-Entwurf 2023/2024

7.0 Einzelplan

 

Hamburg ist eine der größten und wirtschaftsstärksten Metropolen in Europa. Als Kern der Metropolregion Hamburg ist die Stadt von großer Bedeutung für die gesamte norddeutsche Wirtschaft. Durch den Hafen, den Wissenschafts- und Forschungsstandort, große Industriebetriebe, die Vielzahl innovativer Startups, kleiner und mittelständischer Unternehmen sowie Handwerk und Tourismus ist Hamburg ökonomisch stark mit dem Um- und Ausland verflochten. Das schafft zahlreiche Arbeitsplätze in der gesamten Metropolregion, wovon neben den Hamburger:innen auch viele Menschen im Umland profitieren. Die Vielfalt und Lebensqualität Hamburgs hängt in großem Maße auch von ihrer wirtschaftlichen Stärke ab, für deren nachhaltige Weiterentwicklung sich die rot-grüne Regierungskoalition engagiert einsetzt.

Der Hamburger Hafen ist Deutschlands größter Universalhafen und einer der bedeutendsten Wirtschaftsleistungsträger der Stadt. Er bietet mehr als 156.000 Arbeitsplätze in der Metropolregion Hamburg. Die Sicherung seiner Zukunft als Universalhafen ist für die Hamburger Wirtschaft überlebenswichtig. Im Fokus stehen für uns dabei unter anderem Themen wie Digitalisierung, Klimaschutz, innovative Logistikprozesse, Ausbau des Eisenbahnhafens und das Standortmarketing. Die strategische Weiterentwicklung des Hafens wird fortgesetzt: Der rot-grüne Senat erarbeitet derzeit gemeinsam mit den Stakeholdern einen neuen Hafenentwicklungsplan für einen „Innovationshafen Hamburg 2040“. Zentrale Ziele werden dabei u. a. die Digitalisierung, die Klimaneutralität und die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur sein. Wir setzen uns für ein verbessertes Sedimentmanagement ein, für das derzeit Gespräche auf Bundesebene sowie mit den Nachbarländern Niedersachsen und Schleswig-Holstein geführt werden. Die Schifffahrtswege zum Hamburger Hafen müssen leistungsstark erhalten bleiben. Mit der Neuaufstellung der Hamburg Port Authority (HPA) haben wir eine eindeutige und transparente Zuordnung wirtschaftlicher und öffentlich finanzierter Aufgabenbereiche geschaffen. Ziel ist es, eine hohe unternehmerische Eigenständigkeit im wirtschaftlichen Bereich sowie eine umfassende Modernisierung des Hafenmanagements der HPA hin zu einem noch stärker kundenorientierten Dienstleistungsunternehmen für die Hafenwirtschaft auf den Weg zu bringen (21/17908, 21/18531). Ein wichtiges parlamentarisches Anliegen der Ko-alitionspartner war und ist, weiterhin die Kontrolle darüber zu behalten, welche Betriebe sich im Hamburger Hafen auf öffentlichen Flächen ansiedeln. Daher soll das sogenannte Landlord-Prinzip im Hafen weiterhin als Grundpfeiler der Hamburger Hafenentwicklung gelten. Somit bleiben Hafenflächen auch künftig im Eigentum der HPA oder der Freien und Hansestadt Hamburg (FHH), sodass die im Hafenentwicklungsgesetz verankerte Verfügungsgewalt der FHH über diese Flächen unangetastet bleibt (21/14137).

Um den Bürokratieabbau im Hafen voranzubringen, haben wir uns für die Errichtung eines „Border One Stop Shop (BOSS)“ eingesetzt. Die veterinär- und lebensmittelrechtlichen Einfuhrkontrollen, die Pflanzengesundheitskontrolle und die Zollkontrollen werden damit an einem Standort im Hafen zusammengeführt. So soll der logistische Aufwand für Unternehmen reduziert, Umweltbelastungen gesenkt und die Containerabfertigung beschleunigt werden (21/16386). Für den Kleinen Grasbrook war es uns ein Anliegen, dass Stadt- und Hafenentwicklung aufeinander abgestimmt werden. Der neue Stadtteil Grasbrook wird im Zusammenspiel mit dem Unternehmensverband Hafen Hamburg und dem Industrieverband Hamburg entwickelt. Die im Hafennutzungsgebiet verbleibenden Areale des Kleinen Grasbrooks werden weiterhin hafenwirtschaftlich genutzt (21/18963).

Die Sicherheit und Qualität der Hafenarbeit ist für uns ein hohes Gut: Um den Hafen als Ort der guten Arbeit in Hamburg weiter zu stärken haben wir klargestellt, dass die Lascharbeiten im Hafen aus unserer Sicht weiterhin von den hierfür speziell ausgebildeten Facharbeiter:innen vorgenommen werden sollen (21/19721, 21/11852). Zudem haben wir uns für eine Unterstützung der Deutschen Seemannsmission Seafarers‘ Lounge Hamburg gGmbH und des Duckdalben e. V. (Deutsche Seemannsmission Hamburg-Harburg e.V.) stark gemacht, die landseitig Crewmitglieder bei Aufenthalten in Hamburg unterstützen.

Mit den Herausforderungen des Klimawandels und dem Pariser Klimaabkommen wird die Zukunft des Hafens auch im Wettbewerb um nachhaltige Transportketten entschieden. Basierend auf dem Welthäfen-Klimaschutzprogramm, in dem sich u. a. Rotterdam, Antwerpen und Hamburg zu ambitionierten Null-Emissionslösungen am Liegeplatz bekennen, und auf Basis unseres Antrags Drs. 21/18176 treiben wir die Kooperation der Häfen im Umweltbereich voran. Für eine Verbesserung der Luftqualität und des Klimaschutzes in Hamburg soll bis 2030 an jedem wichtigen Liegeplatz für Seeschiffe eine externe Stromversorgung angeboten werden, wofür wir den Ausbau der Landstromanlagen mit auf den Weg gebracht haben (21/18574). Darüber hinaus haben wir uns für die Schaffung einer LNG-Infrastruktur eingesetzt, um die Nutzung von umweltfreundlicherem, verflüssigtem Erdgas oder Biogas (LNG) als Treibstoff für Schiffe voranzubringen (21/15997).

Der Hamburger Hafen ist zudem ein idealer Standort für die großtechnische Erprobung und Umsetzung der verschiedenen Bausteine der Energiewende. Dazu gehört unter anderem die Wasserstofftechnologie: Wir arbeiten daran, dass Hamburg sich zu einem der weltweit wichtigsten Standorte einer neuen klimafreundlichen Technologie entwickelt. So soll das Kohlekraftwerk Moorburg für die Wasserstoffgewinnung umgebaut werden und regenerativ erzeugten Wasserstoff für Industrie und Wirtschaft herstellen. Im Verbund mit diesem Elektrolyseur soll ein Innovationshub entstehen, in dem Wissenschaft, Industrie und Startups gemeinsam neue Anwendungen entwickeln. Hamburg wird die notwendigen Umstellungsprozesse so unterstützen, dass eine sich selbst tragende Wasserstoffwirtschaft entsteht. Auf diesem Weg will die rot-grüne Koalition Hamburg zu einem Zentrum der Wasserstoffindustrie entwickeln und zugleich einen möglichst frühzeitigen, vollständigen Kohleausstieg in Hamburg erreichen. In den vergangenen zwei Jahren wurden dafür bereits zahlreiche Vorhaben angeschoben, die derzeit in Aufbau- und Umsetzungsphasen sind (22/8128): Dazu gehören z. B. das Innovations- und Technologiezentrum Nord (ITZ Nord), die Hamburger IPCEI-Projekte (Important Projects of Common European Interest), die Norddeutsche Wasserstoffstrategie, der Aufbau eines Hamburger Clusters für die Wasserstoffwirtschaft und eine Wasserstoffimportstrategie. Diese Zukunftstechnologie „Made in Hamburg“ schafft neue Arbeitsplätze und fördert den Umstieg auf klimafreundliche Energie.

Für die Weiterentwicklung des Wirtschaftsstandorts setzen wir auf einen intensiven Dialog mit allen beteiligten Akteuren und bringen so durch Maßnahmen wie den „Masterplan Industrie“ Wirtschaft, Politik und Verwaltung an einen Tisch. Rot-Grün will den Industriestandort stärken und setzt auch in Zukunft auf große Industriebetriebe. Hamburgs Indust-riebetriebe haben bereits durch umfassende Investitionen ihre Produktpalette erweitert und modernisiert. Mit der Wärmewende und der Sektorenkopplung durch Entwicklung von Power-to-X- und Speichertechnologien sowie dem Einstieg in eine grüne Wasserstoffwirtschaft kommt der innovativen Industrie in Hamburg zudem eine Schlüsselrolle zu, um die Stadt klimaneutral zu machen. Gleichzeitig stärkt Klimaschutzpolitik den Industriestandort Hamburg und schafft der Hamburger Industrie in Zukunft Wettbewerbsvorteile und neue Märkte, was Arbeitsplätze langfristig sichert. Um eine gute Zusammenarbeit zwischen Industrie und Politik zu gewährleisten, wurde bereits 2019 das Bündnis für die Zukunft der Industrie gegründet, bei dem die technologischen Innovationen und die Herausforderungen des Klimawandels im Vordergrund stehen. Im parlamentarischen Raum haben wir z. B. mit einer Revitalisierungsinitiative für das Industriegebiet Billbrook einen dringend erforderlichen Sofort-Maßnahmenkatalog auf den Weg gebracht, um den bedeutenden Industriestandort zu modernisieren und so auch für neue Unternehmensansiedelungen attraktiv zu machen (22/4415).

Mit dem neuen Masterplan Handwerk 2030, der im Koalitionsvertrag 2020 vereinbart und im April 2022 auf den Weg gebracht wurde, wird angestrebt, zukünftig einerseits flexibler auf Veränderungen reagieren zu können, andererseits die Projekte und deren Ergebnisse besser zu kommunizieren. Der Masterplan Handwerk 2030 fokussiert auf vielseitige Schwerpunkte der zukünftigen gemeinsamen Arbeit: Talente, Qualifizierung und Fachkräfte, Flächen für Handwerksbetriebe, Innovation und Digitalisierung, Betriebsentwicklung, Nachhaltigkeit und Klimaschutz sowie Mobilität und Verkehr. Die Maßnahmen reichen unter anderem von der Gewinnung neuer Zielgruppen für eine Beschäftigung im Handwerk über die Umsetzung der Gewerbehöfe-Strategie des Senats hin zu einem runden Tisch für Klimaberufe oder zu Projekten zur Vernetzung von Startups und Handwerksbetrieben. Zudem hat der Senat sich vorgenommen mit allen Beteiligten zu untersuchen, wie mehr Frauen für eine Tätigkeit im Handwerk gewonnen werden können. Das umfasst sowohl eine Beschäftigung im Handwerk als auch eine selbstständige Tätigkeit. Mit dem Projekt Innovation Handwerk soll die Einbettung des Handwerks im Innovationsökosystem Hamburgs verbessert werden. Dafür will der Senat den Weg für Kooperationen mit Startups bahnen. Für Innovation und Digitalisierung steht auch das Mittelstand Digital Zentrum: Als Nachfolgeprojekt des erfolgreichen Kompetenzzentrums 4.0 kann es auf vielfältige Erfahrungen zurückgreifen. Es wird viele weitere Unternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung begleiten. Bereits im März 2021 hat die Stadt mit Hamburg Digital ein Förderpaket als Teil der laufenden Corona-Hilfsprogramme angeboten. Insgesamt stehen 30 Millionen Euro zur Verfügung, mit denen kleine und mittelgroße Unternehmen ihre Digitalisierung voranbringen und die Informationssicherheit erhöhen können.

In der Corona-Krise hat Hamburg schnell gehandelt und vielseitige Hilfsprogramme für die Wirtschaft auf den Weg gebracht. Rot-Grün hat dies im Rahmen der parlamentarischen Arbeit intensiv durch Selbstbefassungen im Ausschuss für Wirtschaft und Innovation sowie mit entsprechenden Anträgen begleitet: Dazu gehören z. B. die Hamburger Handschrift im Bundeskonjunkturprogramm (22/379), das Hamburger Wirtschaftsstabilisierungsprogramm, die Berücksichtigung von Solo-Selbstständigen beim Corona-Härtefallfonds (22/3880) und der Neustartfonds für den Einzelhandel sowie die kulturelle und kreative Zwischennutzung von Leerstandflächen (22/3692).

Besonders hart betroffen von der Pandemie war die Hamburger Tourismusbranche, für die ein Neustart dringend erforderlich war: Die Branche musste nachhaltig aus der Krise geführt und wieder in Schwung gebracht werden, denn Hamburg soll weiterhin eine weltweit bekannte Top-Destination sein. Das haben die Fraktionen von SPD und GRÜNEN mit rund 2,2 Millionen Euro angeschoben (22/4455) und im Sommer 2022 hat der Senat zudem eine neue Kulturtourismusstrategie präsentiert, die den Kulturtourismus ankurbeln und die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Kultur verstetigen wird. Des Weiteren wurden vom Senat im Mai 2022 zusätzlich acht Millionen Euro für die Kultur- und Tourismuswirtschaft aus Corona-Sondermitteln bereitgestellt, mit denen Projekte unterstützt wurden, die Reiseanlässe für Übernachtungsgäste oder Tagestourist:innen bieten können und helfen, zusätzliche kulturelle Impulse zu setzen.

Hamburg ist auf dem Weg, zu einer Innovationshauptstadt in Europa zu werden. Dazu tragen auch die von Rot-Grün angeschobenen Innovationsparks bei (21/12248), denn hier finden Wissenschaft und Wirtschaft zueinander und bilden Synergien. Das Zusammenspiel von Wissenschaft, Startups und innovativen Unternehmen regt Ausgründungen und Transferleistungen an und stärkt so den Innovationsstandort Hamburg. Auch haben wir parlamentarische Initiativen auf den Weg gebracht, die den Innovations- und Startup-Standort Hamburg national und international sichtbarer machen sollen (21/15416), die Innovationsförderung stärken (21/15415), das nachhaltige Sozialunternehmertum fördern (22/4797) und Startup-Gründer:innen besonders in den Fokus nehmen (22/5486). Erhebliche Mittel fließen in Zukunftstechnologien wie Künstliche Intelligenz oder auch in den sogenannten tecHUB, der in Nachbarschaft des Forschungszentrums DESY als ein Ort für Startups und junge, technologieorientierte Unternehmen entsteht. Im Sommer 2021 wurde senatsseitig die Regionale Innovationsstrategie (22/4352) für Hamburg initiiert, um den Herausforderungen der Zukunft zu begegnen: Die Innovationsstrategie unterstützt die unterschiedlichsten Branchen bei der Entwicklung und Umsetzung von innovativen und nachhaltigen Lösungsansätzen in Zukunftsfragen. Dazu gehören unter anderem der Klimaschutz, die Überwindung der Corona-Pandemie, der Gesundheitssektor, die sich wandelnde Mobilität sowie die Digitalisierung.

Innovative Wege will Rot-Grün auch in der Finanzwirtschaft beschreiten, um den Finanzdienstleistungssektor in Hamburg zu stärken und weiter zu entwickeln. Deshalb haben wir vom Senat einen Masterplan Finanzwirtschaft eingefordert (22/4072, 22/5889). Wir unterstützen zudem die Projekte des Digital HUB Logistics, der sich während der Corona-Pandemie als Ideen- und Innovationsknotenpunkt in der Hamburger Hafen- und Logistikszene etabliert hat (22/4413).

Ein weiteres Innovationsthema ist die Elektromobilität in der Stadt: Es ist klar der Trend zu erkennen, dass sich immer mehr Hamburger:innen ein E-Auto anschaffen, deshalb haben wir uns für den verstärkten Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur eingesetzt (22/5177).

Nachhaltige Innovationsimpulse sind aber auch in der Ernährungswirtschaft erforderlich: Im November 2021 hatte die rot-grüne Regierungskoalition eine Initiative für ein Netzwerk auf den Weg gebracht, um die Transformationsprozesse in der Hamburger Ernährungswirtschaft zu unterstützen und neue Potenziale zu heben (22/6267), die der Klimarelevanz dieses Sektors gerecht werden. Hamburg ist seit langem ein Zentrum der innovativen Ernährungswirtschaft und es gilt, vor allem Synergieeffekte und ein starkes Netzwerk für die Branche zu schaffen, was durch die Gründung eines Clusters für Unternehmen, Startups und Wissenschaft befördert wird. Im Mai 2022 legte der Senat bereits die „Studie zum Aufbau eines Clusters Ernährungswirtschaft – Food Cluster Hamburg“ vor, die eindeutig Hamburgs herausragende Chancen als Standort aufzeigt und die erforderlichen Maßnahmen und Handlungsfelder für den Aufbau eines Food Clusters nennt.

 

Die bisherigen Ausführungen zeigen die hohe Bedeutung, die die Hamburger Wirtschafts- und Innovationspolitik für die rot-grüne Koalition hat. Dies drückt sich auch im Haushaltsplanentwurf aus. Folgende Punkte gilt es deshalb umzusetzen:

Eine immense Bedeutung für die Wirtschaftskraft der Stadt hat die Startup-Szene. Startups haben das Potential, die Hamburger Wirtschaft deutlich leistungs-, widerstands- und zukunftsfähiger zu machen. Sie treiben digitale Technologien und innovative Geschäftsmodelle voran, setzen Impulse für bestehende und neue Branchen und ziehen privates Kapital sowie Großunternehmen an. Laut der am 26. Oktober 2021 erschienenen Studie „Entrepreneurship Zeitgeist 2030“ von McKinsey, könnten Startups, die bis 2030 gegründet werden, einen geschätzten Beitrag von fast 2,3 Billionen Euro zur deutschen Wirtschaft leisten – das sind mehr als 20 Prozent mehr als die Marktkapitalisierung der heutigen DAX40-Unternehmen– und mehr als 1,44 Millionen neue Arbeitsplätze schaffen.

Eine starke Wirtschaft setzt daher eine konsequente Startup-Förderung voraus. Hamburg verfügt über eine lebendige Startup-Szene und die zweithöchste Startup-Gründungsintensität im deutschen Bundesländervergleich (vgl. Startupdetector Report 2021). Wichtige Stärken des Hamburger Standorts sind ein vielfältiges, umfangreiches Unterstützungsangebot für Startups und eine gut ausgebaute öffentliche Frühphasenförderung durch die Investitions- und Förderbank (IFB). Darüber hinaus ist Hamburg Sitz vieler erfolgreicher etablierter Unternehmen und kapitalstarker Personen, die potentiell mit Startups zusammenarbeiten und in sie investieren können. In einigen Bereichen stehen Startups jedoch noch vor Herausforderungen. Gezielte Maßnahmen zur strukturellen Förderung des Startup-Ökosystems können einen wichtigen Beitrag zu deren Überwindung und der Ausschöpfung des weiteren Potentials des Hamburger Standorts beitragen.

Aus dem aktuellsten Ernst & Young „Startup Barometer“ geht hervor, dass der Zugang zu Kapital eine solche Herausforderung für Hamburger Startup-Gründer:innen ist. Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass eine Förderung in späteren, sehr kapitalintensiven Gründungsphasen typischerweise von privaten Risikokapitalgeber:innen (Venture Capitalists, VCs) sichergestellt wird. Um Startups den Zugang zu Kapital zu vereinfachen, muss Hamburg als Startup-Standort noch bekannter bei den überwiegend internationalen VCs werden. Investoren und Unternehmen brauchen mehr Möglichkeiten, Hamburger Startups aktiv kennenzulernen, wofür auch eine noch bessere Vernetzung zwischen den verschiedenen Akteur:innen des Hamburger Startup-Ökosystems (Startups, Hochschulen, etablierte Unternehmen, FHH usw.) nötig ist. Um den Hamburger Startup-Standort auch bei Startups sowie Gründer:innen auf nationaler und internationaler Ebene sichtbarer zu machen, braucht es einen umfassenden Überblick über das Un-terstützungsangebot für Startups in Hamburg.

Besonders im Hinblick auf die Ergebnisse des Deutschen Startup Monitors 2021, wonach nur 17,7 Prozent der Startups von Frauen gegründet werden, bedürfen weiblich geführte Startups besonderer zusätzlicher Unterstützung. Auch vor dem Hintergrund, dass weiblich geführte Startups durchschnittlich mehr Rendite generieren als die von männlichen Gründerteams, ist es wirtschaftspolitisch wichtig, das vorhandene Gründungspotenzial von Frauen zu heben. Mit dem Fokus auf der Verbesserung der privaten Finanzierungsoptionen durch Venture Capital in allen Startup-Phasen (von Pre-Seed bis Growth) wird, trotz bisheriger guter öffentlicher Finanzierungsangebote, in diesem Jahr testweise der im letzten Jahr erfolgreich durchgeführte Female StartAperitivo zu einem Female Founders Programm ausgebaut. Der Ausbau wird dabei durch eine Modulreihe mit Workshops, Masterclasses und einem Investorinnen-Dinner über einen Zeitraum von mehreren Wochen geschehen. Dabei sollen neben interessierten potentiellen Gründerinnen und weiblich geführten Startups auch Business Angels und Investorinnen angesprochen werden, um insbesondere den Finanzierungsaspekt zu stärken.

Die Hamburger Startup-Szene muss außerdem dringend internationaler werden. Darum ist es wichtig, die 2018 gegründete und bei Hamburg Invest angesiedelte Startup Unit weiterzuführen. Die Startup Unit dient als branchenübergreifende zentrale Anlaufstelle auch für internationale Startups und schafft Orientierung in der umfangreichen Hamburger Unterstützungslandschaft. Außerdem vertritt und bewirbt sie den Hamburger Startup-Standort auf nationalen und internationalen Messen. Die Startup Unit soll personell und budgetär in die Lage versetzt werden, mehr internationale Projekte und Veranstaltungen zu organisieren und sich noch stärker mit internationalen Startup Units, Unternehmen und VCs zu vernetzen, u. a. im Rahmen des europäischen Städtenetzwerks zur Startup-Förderung „Scale Cities“. Durch eine Zusammenarbeit auf europäischer und internationaler Ebene können Synergien bei In- und Outbound-Aktivitäten zur Ansiedlung internationaler Unternehmen und VCs hergestellt werden, von deren Nutzung nicht nur die Hamburger Startups stark profitieren könnten, sondern auch die oftmals von der Pandemie geschwächten etablierten Unternehmen.

Als digitale Anlaufstelle für Startups, Gründer:innen sowie Gründungsinteressierte wird ab dem zweiten Quartal 2022 die Onlineplattform „Startup City Hamburg“ fungieren. Um ihren Zweck zu erfüllen, muss die Plattform in den nächsten Jahren laufend aktualisiert und um neue Inhalte ergänzt werden. In Entstehung befindet sich auch das Pilotprojekt „Hamburg Scale-up Landing Pad“, das internationalen Scale-ups ein Willkommenspaket, individuelle Betreuung und eine aktive Vernetzung mit relevanten Akteur:innen des Star-tup-Ökosystems bieten soll, um vielversprechende stark wachsende Startups in Hamburg anzusiedeln. Von den entstehenden Vernetzungen sollen auch die lokalen Startups profitieren, z. B. bei der Akquise von internationalen Talenten, Kund:innen sowie Investor:innen.

Wie in ganz Deutschland wird auch in Hamburg das Potential von Startup-Ausgründungen aus Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen noch nicht voll ausgeschöpft. Dabei wachsen Ausgründungen aus Hochschulen und Wissenschaft besonders schnell, schaffen entsprechend viele Arbeitsplätze, führen zur Erschließung von Schlüsseltechnologien und sind höchst interessant für private Investor:innen (vgl. McKinsey, „Entrepreneurship Zeitgeist 2030“). Aus diesen Gründen ist die Fortführung des seit 2019 bestehenden Zusammenschlusses verschiedener Hamburger Hochschulen und des DESY BeYourPilot zur Förderung von wissensbasierten Gründungen nicht nur für den Hamburger Startup- sondern für den gesamten Wirtschaftsstandort wesentlich.

BeYourPilot ist die erste Anlaufstelle für wissensbasierte Startups in frühen Gründungsphasen und konzentriert sich auf klassische Gründungsberatung. Das bis Mitte 2024 vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Projekt „Startup Port“ setzt in seinen Angeboten auf der Gründungsunterstützung von BeYourPilot auf und ergänzt das Leistungsportfolio, um Module zur Weiterbildung von Gründer:innen, zu deren gezielter Vernetzung untereinander sowie mit Investor:innen und zu deren Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen. Best Practices aus anderen Städten, z. B. „UnternehmerTUM“ aus München, zeigen, dass es genau diese betreute Vernetzung ist, die die Wirkung der Gründungsberatung maximieren und die Entwicklung von Startups zu erfolgreichen

(Groß-)Unternehmen fördern kann. Auch für die Zukunftsfähigkeit vieler etablierter Unternehmen, deren Geschäftsmodelle durch die Pandemie in die Krise geraten sind, ist die Förderung der gezielten Zusammenarbeit mit Startups entscheidend, z. B. bei der Digitalisierung von Geschäftsmodellen, bei der Erschließung von Schlüsseltechnologien oder der Erreichung neuer Zielgruppen.

Für eine Wirkungssteigerung von BeYourPilot und Startup Port sowie einer Nutzung der bestehenden Synergien zwischen beiden Projekten müssen diese bis Mitte 2024 zusammengelegt und weiterentwickelt werden.

Der Erfolg der etablierten Hamburger Unternehmen bietet Startups viele Chancen, erschwert aber auch in zweierlei Hinsicht ihr Geschäft: Laut der letzten Hamburger Auskopplung des „Deutschen Startup Monitors 2020“ gehören mangelnde Kooperationsmöglichkeiten mit etablierten Unternehmen zu den größten Herausforderungen für Hamburger Start-ups. Es bedarf daher weiterer gezielter Lösungsansätze, damit der Erfolg der Hamburger etablierten Unternehmen auch zum wichtigen Erfolgsfaktor für Startups und als solcher über Hamburg hinaus wahrgenommen wird. Ebenso können Eignungskriterien für Aufträge der öffentlichen Hand und der städtischen Unternehmen, wie etwa Mindestumsätze in der Vergangenheit oder Referenzen bei öffentlichen Auftraggebern, die für die Annahme der Eignung eines Auftragnehmers fachlich nicht immer erforderlich sind, zu einer Benachteiligung von Startups führen.

 

Dies vorausgeschickt möge die Bürgerschaft beschließen:

1. Um die Förderung der weiblich geführten Startups weiterhin zu unterstützen und die Finanzierung des Female Founders Programmes in den Jahren 2023 und 2024 zu verstetigen, wird der Ansatz im Haushalt der Behörde für Wirtschaft und Innovation Einzelplan 7.0, Produktgruppe 270.06 „Innovation und Wirtschaftspolitik“, Kontenbereich „Kosten aus laufender Verwaltungstätigkeit“ für die Haushaltsjahre 2023 und 2024 jeweils um 75.000 Euro erhöht. Im Gegenzug wird der Ansatz im Einzelplan 9.2 Allgemeine Finanzwirtschaft, Produktgruppe 283.01 „Zentrale Ansätze I“, Kontenbereich Globale Mehrkosten in den Haushaltsjahren 2023 und 2024 jeweils um 75.000 Euro abgesenkt.

2. Um die Internationalisierung der Hamburger Startup-Szene voranzutreiben und dafür insbesondere die Projekte Landing Pad als Ansiedlungsmaßnahme für internationale Scale-Ups und die englischsprachige Plattform Startup City Hamburg fortzuführen, wird der Ansatz im Haushalt der Behörde für Wirtschaft und Innovation Einzelplan 7.0, Produktgruppe 270.06 „Innovation und Wirtschaftspolitik“, Kontenbereich „Kosten aus Transferleistungen“ in den Haushaltsjahren 2023 und 2024 jeweils um 1.100.000 Euro erhöht. Im Gegenzug wird der Ansatz im Einzelplan. 9.2 Allgemeine Finanzwirtschaft, Produktgruppe 283.01 „Zentrale Ansätze I“, Kontenbereich Globale Mehrkosten in den Haushaltsjahren 2023 und 2024 jeweils um 1.100.000 Euro abgesenkt.

 

Der Senat wird ersucht:

3. die Projekte Startup Unit und BeYourPilot fortzuführen und weiterzuentwickeln, im Fall von BeYourPilot insbesondere durch den Zusammenschluss mit Startup Port bis 2024, und die Finanzierung dieser Vorhaben in den Jahren 2023 und 2024 mit insgesamt 4.000.000 Euro aus dem Haushalt der Behörde für Wirtschaft und Innovation (Einzelplan 7.0, PG 270.06 „Innovation und Wirtschaftspolitik“) sicherzustellen,

4. sich weiterhin im internationalen Netzwerk Scales Cities zu engagieren und zu prüfen, wie weitere internationale Veranstaltungen in Hamburg durchgeführt werden können und die Sichtbarkeit des Hamburger Startup-Ökosystems auf internationalen Veranstaltungen erhöht werden kann,

5. zu prüfen, wie das Welcome Center stärker auf die Bedürfnisse der Startups ausgerichtet werden kann,

6. zu prüfen, ob eine spezifischere aufenthaltsrechtliche Ausrichtung auf Startups, wie zum Beispiel die Einführung von Startup-Visa bzw. einer Aufenthaltserlaubnis zum Zweck der Startup-Gründung, Vorteile gegenüber den bisherigen Regeln hat und so zusätzliche Anziehungskraft entfalten könnte,

7. zu prüfen, wie die Bereitschaft von Startups, sich an Vergabeverfahren zu beteiligen, erhöht werden kann,

8. geeignete Formate zu entwickeln, um Startups bei der Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen zu unterstützen,

9. der Bürgerschaft bis zum 31. März 2023 zu berichten.

 

 

 

 

sowie
  • Dr. Miriam Putz
  • Dennis Paustian-Döscher
  • Eva Botzenhart
  • Rosa Domm
  • Olaf Duge
  • Mareike Engels
  • Alske Freter
  • René Gögge
  • Linus Görg
  • Michael Gwosdz
  • Jennifer Jasberg
  • Lisa Kern
  • Sonja Lattwesen
  • Dominik Lorenzen
  • Zohra Mojadeddi
  • Johannes Alexander Müller
  • Andrea Nunne
  • Lisa Maria Otte
  • Dennis Paustian-Döscher
  • Ulrike Sparr
  • Lena Zagst (GRÜNE) und Fraktion